«Kein unfaires Verhalten»
Sauber wehrt sich gegen Tricks-Aussagen

Ein langjähriger Mitarbeiter von Sauber offenbart, wie zu seiner Zeit getrickst wurde. Der Rennstall reagiert vehement. Zwei Reglemente sorgen jedoch für Verwirrung.
Publiziert: 29.07.2023 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2023 um 09:58 Uhr
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Die Mechaniker in der Formel 1 bewegen sich an der Belastungsgrenze.
Foto: freshfocus

Wurde in der Formel 1 geschummelt? Sergio Bonagura (54), Ex-Wagenchef von Sauber (2001–2005), packt im Interview mit SonntagsBlick aus. «Lass dich nicht erwischen, war das Motto.» Er schildert, wie man in der Sauber-Garage den Kontrolleuren zur Ablenkung ein Glacé offeriert habe. In Brasilien 2005 hätten die Sauber-Mechaniker verbotenerweise am Auto herumgeschraubt. Ein Start aus der Boxengasse war die Konsequenz. Das sei jedoch kein Einzelfall gewesen, betont Bonagura.

Was sagt Sauber zu diesen Aussagen? Auf SonntagsBlick-Anfrage heisst es: «Wir weisen die von einem ehemaligen Mitarbeiter des Teams erhobenen Vorwürfe zurück. Es liegen Unterlagen vor, unter anderem von den FIA-Stewards und -Prüfern, die bestätigen, dass kein unfaires oder unsportliches Verhalten stattgefunden hat. Die in dem Artikel erwähnten Vorfälle sind, sofern sie nicht sachlich falsch sind, alle durch das damalige Reglement der FIA-Formel-1-Meisterschaft abgedeckt.» Sauber gibt jedoch zu, dass es beim Vorfall in Brasilien 2005 zu einem unerlaubten Austausch eines Autoteils gekommen sei.

Zwei Reglemente, zwei Meinungen

Im Interview erzählte Bonagura von einem weiteren Trick-Beispiel. Auch dort soll die Sauber-Crew nicht nach den offiziellen Regeln gespielt haben. Beim Fahrer Jacques Villeneuve (52) platzierten sie zusätzliche Polster im Helm-Bereich. Kurz nach Rennende habe er diese aus dem Cockpit geschleudert. Eine verbotene Aktion? «Nein», sagt Sauber. «Im Fall der Kopfpolsterung sind Änderungen, die den Komfort der Fahrer betreffen, nach Regel 116 des damaligen Sportreglements ausdrücklich erlaubt.»

Bonagura hält dagegen, bleibt bei seiner Version und verweist auf das technische Reglement aus dieser Zeit. Dort steht bei Punkt 14.6.1 Folgendes: «Alle Fahrzeuge müssen mit drei Polsterbereichen für den Kopf des Fahrers ausgestattet sein, die so angeordnet sind, dass sie im Falle eines Aufpralls der erste Kontaktpunkt für den Helm des Fahrers sind, falls der Kopf des Fahrers bei einem Unfall gegen sie geschleudert wird.» Durch die zusätzlichen Polster wäre der erste Kontaktpunkt für den Helm ein anderer, so die Argumentation des Ex-Wagenchefs. Daher sei die Aktion verboten gewesen. Peter Sauber (79) hat auf die Anfrage von SonntagsBlick nicht reagiert.

Ein Leben mit Motoren

Aufgewachsen ist Sergio Bonagura in Wil SG. Als Jugendlicher träumte er von einer Fussballkarriere. Er absolvierte eine Lehre als Metallbauschlosser und Schweissfachmann. Ende 1994 folgte der Wechsel zu Sauber. Von 2001 bis 2005 war er als Wagenchef tätig. Mit dem Einsteig von BMW veränderte sich seine Rolle. Bis 2010 spielte er den Feuerwehrmann. «Wenn es irgendwo brannte, war ich zur Stelle.» Seit 2011 arbeitet Bonagura in der Autobranche im Import.

Aufgewachsen ist Sergio Bonagura in Wil SG. Als Jugendlicher träumte er von einer Fussballkarriere. Er absolvierte eine Lehre als Metallbauschlosser und Schweissfachmann. Ende 1994 folgte der Wechsel zu Sauber. Von 2001 bis 2005 war er als Wagenchef tätig. Mit dem Einsteig von BMW veränderte sich seine Rolle. Bis 2010 spielte er den Feuerwehrmann. «Wenn es irgendwo brannte, war ich zur Stelle.» Seit 2011 arbeitet Bonagura in der Autobranche im Import.


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