Frohe Kunde aus Paris: Das Schweizer Sauber-Team darf sich über zusätzliche 5,5 Millionen Dollar freuen. Doch woher der plötzliche Geld-Segen?
Die Strategiegruppe der Formel 1 hat in der französischen Hauptstadt einen wegweisenden Entscheid gefällt. Die Teams von Red Bull, Mercedes, Ferrari, McLaren und Williams, die permanent in der Strategiegruppe vertreten sind und über die Zukunft der Königsklasse diskutieren, haben beim Meeting mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (84) und FIA-Präsident Jean Todt (68) über den Antrag des Marussia-Teams, die neue Saison mit dem alten Auto zu beginnen, beraten.
Als bestes letztjähriges Team neben den «Big Five» in dieser Saison ebenfalls in der Strategiegruppe mit dabei: Force India. Und das indische Team spielt in der Person von Teamchef Bob Fernley das Zünglein an der Waage.
Denn: Die Strategiegruppe kann bekanntlich nur bei Einstimmigkeit einen Beschluss fassen. Während die fünf «Etablierten» dem Marussia-Antrag zustimmten, kommt ein Marussia-Comeback mit dem letztjährigen Auto für Fernley nicht in Frage.
Dem Briten ist das Gesamtpaket zu mangelhaft: «Das Dossier von Marussia war ungenügend, man wusste nicht, wer die neuen Investoren sind und zudem kam es von der falschen Person.» Und in Fernleys Augen hätten auch Sauber und Lotus gegen eine Marussia-Rückkehr mit dem Auto von 2014 gestimmt, insofern sie die Möglichkeit zur Mitbestimmung gehabt hätten.
Das hochverschuldete Formel-1-Team, das nach dem Horror-Crash von Jules Bianchi beim GP von Japan in Russland nur noch mit einem Wagen an den Start ging und die darauffolgenden Rennen in den USA, Brasilien und Abu Dhabi nicht mehr bestritt, darf also vorerst nicht in den GP-Zirkus zurückkehren.
Ausgerechnet Force India, dasjenige Team, das unter einer grossen Schuldenlast leidet, noch kein neues Chassis hat und nach den verpassten Jerez-Tests noch immer nicht weiss, ob es in Barcelona an den zweiten oder dritten Tests teilnehmen kann, verhindert also die Rückkehr von Marussia.
Dennoch: Der letztjährige neunte Platz in der Gesamtwertung (dank den zwei Punkten in Monaco) ist knapp 50 Millionen wert. Allerdings fliesst dieses Geld jetzt nicht zum insolventen Marussia-Team, sondern wird unter allen anderen Teams aufgeteilt.
So bekommt auch Sauber (zusätzlich zu den gut 41 Millionen für den zehnten Platz) rund 5,5 Millionen Dollar obendrauf. Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, auch wenn man in Hinwil zuerst dachte, dass man den neunten WM-Platz von Marussia erben kann, was ebenfalls rund 5 Millionen eingebracht hätte.
Damit scheint auch klar: Die Formel 1 reist in diesem Jahr definitiv mit neun Teams um den Globus.
Doch Marussia kündigte am Freitagabend an, dass man versucht, für das dritte Rennen 2015 (China) ein neues Auto zu bauen. Ohne Hoffnung ist das Caterham-Team. Autos, Material, Fabrik: Alles wird verscherbelt.
Und auch von der Motorenfront gibts Neues: Auch 2016 wird mit den gleichen Hybrid-Motoren gefahren, wie in diesem Jahr. Ein neues Motorenreglement kommt frühestens ab 2017 in Frage.