SonntagsBlick: Wie viel Geld haben Sie in der Tasche?
Max Verstappen: So etwa 200 Euro. Warum?
Weil viele Fahrer ohne Geld durch die Gegend laufen – und hoffen, dass sie als prominenter Sportler überall eingeladen werden.
Ich habe auch eine Kreditkarte – und an den Renntagen bezahle ich im Restaurant. Auch für meinen Vater.
Jos hat Sie mit der Erfahrung von über 100 Formel-1-Rennen und zwei Podestplätzen als Benetton-Teamkollege von Schumacher seit der Jugend begleitet, gefördert, gelobt und natürlich auch kritisiert. Wie war dies nach Ihrem doppelten Crash-Ausrutscher in Monte Carlo?
Ich habe ihn erst zwei Tage nach dem Grand Prix gesehen. Und Papa war böse. Er meinte, ich hätte zu viel gewollt. Und da hat er auch recht. Seine Ratschläge sind für mich sehr wichtig. Jos behandelt mich nicht wie ein Kind, sondern als gestandener Rennfahrer.
Na ja, zwei Wochen nach dem grossen Sieg in Barcelona war dies in Monaco nicht gerade eine Heldentat. Was haben Sie daraus gelernt?
Bleib weg von den Leitplanken! Und wenn es auch nur etwas nass ist, wirst du neben der Ideallinie sofort zum Passagier. Das ist wie auf Eis. Ich war einfach zu übermotiviert. Zuerst in der Qualifikation, dann im Rennen.
Da fehlt Ihnen wohl auch noch etwas die Erfahrung?
Ich bin eigentlich in der ganzen Karriere immer gegen Piloten mit mehr Erfahrung angetreten. Aber das ist nicht der Punkt. Ich gebe stets 100 Prozent, aber in Monte Carlo reichen 98 Prozent. Das weiss ich jetzt.
Wie lernt man mit den Dingen umzugehen, die um Sie herum geschehen?
Ich kann nur sagen, dass ich immer die gleiche Person geblieben bin. So bin ich aufgewachsen. Doch ich habe mir auch nie die Zeit genommen, mich selbst zu analysieren (lacht).
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass alles zu schnell für Sie gekommen ist? Mit 17 in der Formel 1 – das erlaubt in Zukunft das Reglement nicht mehr.
Wie gesagt, ich denke nicht sehr oft darüber nach. Ich mache einfach die Dinge, die ich machen muss – und glücklicherweise war dies meist sehr positiv für mich.
Nach Monaco wartet hier in Montreal wieder ein Strassenkurs auf Sie …
Da mache ich mir wirklich keine Sorgen. Keine Angst, hier hat es viel längere Geraden als in Monte Carlo. Nur der Regen könnte für alle kritisch werden.
Zurück zur Triumphstätte Barcelona. Ihr Vater hat geweint ...
Diese Emotion ist verständlich. Er war befreit, denn ich hatte seinen Job in der Formel 1 vollendet, den er mit nicht so guten Autos absolviert hat.
Wie oft haben Sie sich eigentlich das Rennen später im Video angeschaut?
Ja, achtmal waren es sicher. Verwandte und Freunde wollten es mit mir sehen. Aber ich zeigte ihnen nur die Startphase und die letzten 15 Runden.
Was sind Ihre weiteren Ziele für die Saison 2016?
Wenn du ein sehr gutes Auto hast, passt eigentlich jede Rennpiste, um aufs Podest zu fahren. Und jetzt habe ich ebenfalls den neuen Motor. Ich bin also richtig hungrig auf das Rennen.
Die Fussball-EM hat begonnen. Sie als Fan von PSV Eindhoven müssen richtig traurig sein, dass die Oranjes erstmals seit 1984 fehlen. Holland scheiterte an Tschechien, Island und der Türkei.
Das darf eigentlich nicht passieren. Aber der Sport ist eben manchmal brutal.
Mit wem fiebern Sie jetzt am Fernseher mit?
Einfache Antwort – mit Belgien. Ich bin ja in diesem Land aufgewachsen. Dass es Belgien allerdings in den Final reicht, bezweifle ich.
Beim French Open in Paris wurde Ihnen als neuer Nationalheld fast die Show gestohlen. Kiki Bertens scheiterte erst im Halbfinal an Serena Williams.
Das ist doch toll, dass wir solche Exploits von Athleten in Holland haben.
Können Sie uns fünf Schweizer Sportler nennen?
Buemi, Jani, Fässler, Federer und dann ist ja auch der Grosjean noch ein halber Schweizer, oder?
Sie haben eine um viele Jahre ältere Freundin, die auch Autorennen fährt. Da tauchen sicher mal Wörter wie Heirat und Kinder auf …
(lacht) Das ist alles noch sehr weit weg. Ich bin ja gerade mal 25 Grosse Preise alt geworden. Fragen Sie mich in einigen Jahren wieder.