In Clays Sarg liegt eine gelbe Rose

Publiziert: 16.12.2006 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:50 Uhr
Von Pierre A. Gränicher, Sandro Brotz und Alexander Sautter
Sie nannten ihn den «Unzerstörbaren». Jetzt ist Gianclaudio «Clay» Regazzoni tot. Hatte die Formel-1-Legende vor dem Unfall auf der Autobahn einen Schwächeanfall?Krankenhaus Maggiore im italienischen Parma. Hier liegt der Leichnam von Clay Regazzoni († 67), dem erfolgreichsten Schweizer Rennfahrer.Die Sonnenstrahlen dringen nur schwach durch den Nebel, als am Samstagmorgen eine kleine Gruppe das Gebäude der Gerichtsmedizin betritt. Sie halten die Köpfe gesenkt, ihre Blicke sind unendlich traurig: Maria-Pia Regazzoni sowie ihre Kinder Alessia und Gian-Maria sind gekommen, um Abschied zu nehmen.Von ihrem Ex-Mann.Von ihrem Vater.Von einem Helden.Sohn Gian-Maria hat eine gelbe Rose mitgebracht. Er legt sie zu ihm in den Sarg. Die Blume stammt aus dem Garten seines Vaters im südfranzösischen Menton.«Er sah so friedlich aus, als ob er lächeln würde», sagte Tochter Alessia Regazzoni gestern Abend zu SonntagsBlick. «Wir haben für unseren Vater gebetet.» Auch Regazzonis Lebenspartnerin Magdalena ist angereist. Die Trauer hat sie alle vereint.Keine 18 Stunden zuvor hatte sich das Drama auf der Autobahn Mailand–Bologna ereignet: Es ist 15.40 Uhr und es sind nur noch fünf Kilometer bis zur Abzweigung Parma – La Spezia. Dort wird Regazzoni von seinen Freunden im Club Italia erwartet, einem Verein von Oldtimer-Liebhabern.Aber er kommt nie an.Die Formel-1-Legende – seit 1980, nach einem Crash beim Grand Prix von Long Beach (USA), querschnittgelähmt und auf einen Wagen angewiesen, der sich mit Handgas beschleunigen lässt – war ins Schleudern geraten. Der Chrysler Voyager Regazzonis kracht von hinten in einen Lastwagen. «Ich fühlte plötzlich von hinten einen dumpfen, starken Schlag», erzählt der rumänische Chauffeur. «Ich hielt an und stieg aus.» Da sieht er das demolierte Auto Regazzonis in der Leitplanke.SonntagsBlick kennt Details aus dem Polizeiprotokoll:Clay Regazzoni war mit rund 100 Stundenkilometern unterwegs. Er war kurz vor dem Aufprall mit dem LKW schon drei Mal ins Schleudern geraten.20 Minuten brauchen die Helfer, um den Tessiner aus dem Wrack zu bergen. Doch es ist zu spät. Das Herz des grossen Kämpfers schlägt nicht mehr.Clay Regazzoni ist tot.«Es ist möglich, dass er einen Herzinfarkt erlitten hat und deshalb die Kontrolle über sein Auto verlor», sagt ein Arzt des Maggiore zu SonntagsBlick. Ein Schwächeanfall gelte als «immer wahrscheinlicher». Klar ist: Noch am Donnerstag war Regazzoni beim Arzt in der Schweiz. Bei dem routinemässigen Check-up wurde nichts Auffälliges festgestellt, wie Tochter Alessia erklärt. «Er sprühte vor Energie.» Die Familie warte auf den Autopsiebericht, der für Montag angekündigt ist.Die Sportwelt trauert um einen ihrer Grössten. «Ein Mann mit Charakter», schrieb sein früherer Ferrari-Teamkollege und Freund Niki Lauda (57) gestern im BLICK. Das kann Clays Schwester Vanna (61) nur bestätigen. «Er war immer für uns da», sagt sie am Telefon. «Sein grosszügiges Wesen wird uns fehlen.»Nach einigen Jahren in Monaco war Gianclaudio «Clay» Regazzoni 1987 ins südfranzösische Menton umgezogen, nahe der italienischen Grenze. Am Donnerstag wird der Vizeweltmeister von 1974 und Champion der Herzen in Lugano beerdigt.Ein Held kehrt heim.
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