«Ich hoffe auf den Saisonstart im Juli»
Ferrari-Star Sebastian Vettel sitzt im Thurgau fest!

Der Welt-Zirkus Formel 1 steht still. Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel spricht in einer Video-Konferenz über sein neues Leben als Familienmensch ohne Terminstress.
Publiziert: 17.04.2020 um 12:07 Uhr
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F1-Star Sebastian Vettel: Das lange Warten auf den Saisonstart.
Foto: Imago
Matthias Dubach

Die Formel 1 macht seit der peinlichen Last-Minute-Absage beim Saisonstart in Melbourne Coronavirus-Zwangspause. Inklusive des Australien-GP sind bis Ende Juni bereits zehn Grands Prix abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun soll der Auftakt, wohl als Geisterrennen, Anfang Juli in Spielberg (Ö) durchgepaukt werden. Aber noch ruht in den den Fabriken der Rennställe die Arbeit. Die F1-Rennfahrer wie Wahl-Thurgauer Sebastian Vettel (32) sitzen zu Hause fest.

In einer Video-Konferenz mit ausgewählten internationalen Medien redet der deutsche Ferrari-Star von daheim aus über…

…den ungewissen Zeitpunkt des Saisonstarts:

Ich hoffe, dass ein Auftakt Anfang Juli möglich ist und sich nicht alles noch weiter nach hinten verschiebt. Jeder will zu seinem gewohnten Leben zurückkehren. Aber es ist momentan nicht möglich, den Zeitpunkt zu bestimmen. Das Virus muss zuerst eingebremst werden. Ich weiss von Mattia (Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, d. Red.), dass sich die Teams regelmässig diskutieren, wann wieder gefahren werden kann.

…mögliche Geisterrennen:

Vor leeren Tribünen zu fahren, ist seltsam. Aber man muss zwei Seiten berücksichtigen. Einerseits die wirtschaftlichen Überlegungen. Die Teams, vor allem die kleineren, brauchen die Grands Prix, um überleben zu können. Andererseits halte ich es nicht für richtig, die Fans auszuschliessen. Sie sind wichtig für den Sport. Mit leeren Rängen würde es auch am Fernsehen nicht gut aussehen. Doch wir müssen uns darauf einstellen, dass die ersten Rennen wohl anders als gewohnt sein werden.

…das neue Leben im Stillstand:

Bei mir ist es sehr ruhig. Auch viel ruhiger als in der Winterpause, denn dann verfolge ich andere Sportarten wie Skifahren. Aber nun passiert gar nichts. Aber es ist schön, dass man viel Zeit mit der Familie verbringen kann.

…das Familienleben daheim im Thurgau:

Mit den Kindern wird es nie langweilig! Da ist nichts mit lange im Bett liegen bleiben am Morgen. Drei Kinder bedeuten auch ziemlich Arbeit. Aber ich geniesse die Zeit mit der Familie sehr. Es ist eine besinnliche Zeit. Wenn man mehr Zeit als sonst miteinander verbringt, kommt man auf Themen zu sprechen, die sonst liegen bleiben. Ich wünsche mir auch allgemein, dass die neue Wertschätzung für die kleinen Dinge auch nach der Krise anhält.

…seinen Tagesablauf zu Hause:

Ich habe den ganzen Tag Programm, nicht nur mit den Kids. Ich kann vieles im Haus oder im Garten erledigen, was sonst liegen geblieben wäre. Ich fahre nur zum Einkaufen weg. Und natürlich mache ich viel Sport.

…das Training im Homeoffice:

Durch das schöne Wetter kann ich viel draussen trainieren, wie Radfahren. Ein Gym vermisse ich nicht. Ich habe die meisten Geräte zu Hause. Ich kann mir das Training selber einteilen. Ich bin jetzt in Woche 4 und habe bereits die Wochen 6 bis 8 geplant. Sonst kann ich wegen der vielen Reisen und Termine nicht mehrere Wochen im Voraus planen. So habe ich fürs Training mehr Möglichkeiten als sonst. Nur das Rennfahren vermisse ich.

…sein Ende 2020 auslaufender Ferrari-Vertrag:

Es wurde zunächst alles gestoppt, in dem Sinne auch die Vertragsverhandlungen. Aber wir haben noch genug Zeit, um das zu Ende zu besprechen. Es hat momentan nicht erste Priorität.

…der erste Wunsch zum Ende der Krise:

Rennen fahren! Und zum Friseur müsste ich mal wieder. Wobei es sicher Leute gibt, die mehr Drang haben zum Friseur zu gehen als ich. Sicher möchte man dann auch so rasch wie möglich wieder die Familienmitglieder sehen, von denen man jetzt getrennt ist.

…die aktuellen Simulatoren-Rennen mit F1-Stars:

Das ist nichts für mich. Seit ich Kinder habe, ist bei mir Sim-Racing nicht zuoberst auf der Liste. Aber nun haben einige Freunde und Rennfahrerkollegen ziemlich Druck ausgeübt, dass ich doch auch mal abends eine Runde online mitfahren soll (schmunzelt). Darum habe ich jetzt seit ein paar Tagen einen Simulator zu Hause. Aber ich strebe keine virtuelle Karriere an. Ich habe keine Übung, ich will mich ja nicht blamieren (lacht).

…seine persönliche Wahrnehmung der Corona-Krise:

Die Situation ist sehr ernst. Alle bisher getroffenen Massnahmen waren richtig. Natürlich will jeder wissen, wann es wieder mit der Normalität weitergeht. Aber ich denke, auf diese Frage gibt es weiterhin keine konkrete Antwort, auch wenn einige Länder die Zügel schon gelockert haben oder es planen. Doch wir müssen weiterhin geduldig und verantwortungsvoll bleiben.

…die Corona-Lage im Ferrari-Land Italien:

Sie macht mich sehr betroffen. Die Bilder aus Italien sind schrecklich, man wird sie nicht vergessen. Einige Teammitglieder sind betroffen und haben die Grossmutter oder den Grossvater im Krankenhaus. Die Lage ist teilweise sehr ernst, glücklicherweise gibt’s im persönlichen Umfeld der Mechaniker und Techniker aber keinen Todesfall. Es muss einem bewusst sein, dass Menschen um ihr Leben kämpfen. Da rücken ein paar Einschränkungen beim Einkaufen in den Hintergrund und macht uns klar, dass wir uns an die aktuellen Regeln halten müssen. Die Gesundheit ist das Wichtigste.

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