Heisser Formel-1-Flirt
Wann legt sich Sauber mit Honda ins Bett?

Beziehungskrise in der Formel 1: Nach 17 Jahren mit Ferrari könnte Sauber die Italiener für Honda verlassen.
Publiziert: 29.03.2017 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:47 Uhr
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Geht der Sauber bald mit Honda fremd?
Foto: KEY
Roger Benoit aus Melbourne

Die Formel 1 hat Australien mit einem Ehe-Krach verlassen. McLaren will sich nicht mehr mit Partner Honda bis Saisonende ins Bett legen! Im dritten Jahr droht die baldige Scheidung, wenn es nach den britischen Medien geht. Bereits hat McLaren bei seiner früheren Motoren-Freundin Mercedes (1995 bis 2014) angeklopft, will wieder eine neue Beziehung.

Die Deutschen hätten nach dem kürzlichen Manor-Aus noch Kapazitäten. Allerdings sollen sich die beiden Chefs Toto Wolff (Ja) und Niki Lauda (Nein) noch nicht einig sein. Und im Mittelpunkt des Scheidungskrieges steht – nicht unerwartet – das Sauber-Team!

Als BLICK in Abu Dhabi 2015 exklusiv vermeldete, dass Honda mit Sauber flirtet, wurde in Hinwil dementiert. Doch seit damals hatten die Japaner McLaren gebeten, bitte ein zweites Team beliefern zu dürfen. Weil man beim verspäteten Hybrid-Einstieg unbedingt Vergleiche der Daten braucht.

McLaren-Boss Ron Dennis lehnte ab, beharrte auf seinem Exklusivvertrag mit Honda. Jetzt ist er weg – und die neue Führung von Zak Brown und Eric Boullier würden die Asiaten lieber heute als morgen vor die Türe stellen. Ab nach Hinwil?

Was McLaren und vor allem Alonso seit 2015 über Honda öffentlich sagten, grenzt schon fast an Rufschädigung. «Mit einem anderen Motor würden wir gewinnen!» Jetzt ist die Sache eskaliert, und McLaren soll schon vorgerechnet haben, dass man innerhalb von zwei Monaten das orange Auto von Alonso und Vandoorne mit einem Mercedes-Motor rennklar machen könnte!

Für Sauber würde sich ein Wechsel zu Honda vorerst ­sicher finanziell lohnen. Denn die Japaner haben bereits bei McLaren die grössten Kosten übernommen. Und jetzt müsste sich McLaren mit Dutzenden von Millionen aus dem Ehevertrag loskaufen.

Die Frage ist: Lässt es der asiatische Stolz zu, dass man sich zu einem Team am Ende des Feldes abschieben lassen will? Eine Garantie für Erfolge mit einem Sauber-Honda könnte niemand abgeben.

Als McLaren-Honda 2015 wieder in die Formel 1 einstieg, wurde das Team mit 27 Punkten WM-Neunter. Hinter Sauber (36). 2016 schaffte McLaren-Honda mit 76 Zählern WM-Rang sechs. Sauber (2 Punkte) wurde Zehnter.

Interessant ist, dass alle Teams bereits bis zum 15. Mai bei der FIA ihre Motoren für 2018 bekannt geben müssen. Sauber ist (nach 17 Jahren mit Ferrari-Power) für nächste ­Saison eigentlich für den Honda-Deal bereit. Doch kaum als Solist.

Honda-Chef Yusuke Hasegawa: «Wir haben noch keine grossartige Arbeit geleistet und sind sicher noch nicht dort, wo wir hinwollen. Aber das sind jetzt alles nur Gerüchte.»

Das meint BLICK: Sauber und Honda – das lässt träumen

Sauber und Honda? Die Hinwiler als Quasi-Werksteam der Japaner? Das wäre ein Hammer!

Klar kann man kritisieren, dass man mit der Honda-Schnecke unter der Motorhaube aktuell kaum einen Blumentopf gewinnen kann. Doch das ist mit dem veralteten Ferrari-Motor in dieser Saison ja kaum anders. Aber eine Partnerschaft mit Honda würde Perspektiven eröffnen. ­Finanziell könnte man in eine neue Liga aufsteigen und auf einmal mit der grossen Kelle anrühren.

Und wenn die Motorenbauer aus dem Fernen Osten plötzlich den Turnaround schaffen, locken auch sportlich schöne Aussichten. Vielleicht nicht ganz an der Spitze, aber sicher direkt dahinter. Natürlich: Das ist alles noch Zukunftsmusik. Sollte sich dieser Flirt allerdings konkretisieren, muss sich die Sauber-Führung entscheiden.

Entweder man setzt auf die relative Sicherheit als Ferrari-Kundenteam. Mit der Gewissheit, dass man da wohl auch in Zukunft ständig hinterherfahren würde. Oder man wählt die Variante Risiko. Hofft, dass Honda die grossen Probleme früher oder später in den Griff kriegt. Und träumt von einer glorreichen Zukunft mit einem potenten Partner.

Träumen ist ja erlaubt.

Ein Kommentar von Stefan Meier

Sauber und Honda? Die Hinwiler als Quasi-Werksteam der Japaner? Das wäre ein Hammer!

Klar kann man kritisieren, dass man mit der Honda-Schnecke unter der Motorhaube aktuell kaum einen Blumentopf gewinnen kann. Doch das ist mit dem veralteten Ferrari-Motor in dieser Saison ja kaum anders. Aber eine Partnerschaft mit Honda würde Perspektiven eröffnen. ­Finanziell könnte man in eine neue Liga aufsteigen und auf einmal mit der grossen Kelle anrühren.

Und wenn die Motorenbauer aus dem Fernen Osten plötzlich den Turnaround schaffen, locken auch sportlich schöne Aussichten. Vielleicht nicht ganz an der Spitze, aber sicher direkt dahinter. Natürlich: Das ist alles noch Zukunftsmusik. Sollte sich dieser Flirt allerdings konkretisieren, muss sich die Sauber-Führung entscheiden.

Entweder man setzt auf die relative Sicherheit als Ferrari-Kundenteam. Mit der Gewissheit, dass man da wohl auch in Zukunft ständig hinterherfahren würde. Oder man wählt die Variante Risiko. Hofft, dass Honda die grossen Probleme früher oder später in den Griff kriegt. Und träumt von einer glorreichen Zukunft mit einem potenten Partner.

Träumen ist ja erlaubt.

Ein Kommentar von Stefan Meier

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