Die «Black Lives Matter»-Bewegung hat in den letzten Wochen grossen Zuspruch erhalten, besonders in der Unterhaltungsindustrie, aber auch im Sport. Fussballer rund um den Globus nutzen die Weltbühne, um ein Statement zu setzen.
In der Formel 1 steht Lewis Hamilton an vorderster Front im Kampf gegen Rassismus. Am vergangenen Dienstag führte er in London einen Demonstrationszug an. Und er appelliert an seine Mitmenschen: «Ich sehe diejenigen, die schweigen. Einige von euch sind die grössten Stars, aber ihr bleibt trotz dieser Ungerechtigkeit ruhig. Kein Zeichen von irgendjemandem aus meiner Branche, die natürlich ein weiss dominierter Sport ist. Ich bin einer der wenigen Schwarzen im Fahrerlager und stehe alleine da.»
Ecclestone zweifelt an spürbarem Einfluss auf Formel 1
Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat davon natürlich Wind bekommen. Gegenüber «CNN Sport» sagt er: «Erstens ist er sehr, sehr, sehr talentiert als Fahrer. Und er scheint nun auch ein sehr talentierter Redner zu sein. Diese letzte Kampagne, die er für Schwarze macht, ist wunderbar. Er macht einen grossartigen Job, und es sind Menschen wie er, denen die Leute zuhören.»
Doch Hamilton will es nicht bei Worten belassen. Er ruft die «Hamilton Commission» ins Leben, mit dem Ziel, eine vielfältigere Motorsport-Gemeinde zu schaffen. «Die Zeit der Plattitüden und symbolischen Gesten ist vorbei», sagt der sechsfache Weltmeister. Ecclestone bezweifelt aber, dass Anreize einer «Hamilton Commission» einen spürbaren Einfluss auf die Formel 1 haben werden. «Es wird die Leute nur zum Nachdenken anregen.» Die Leute sollten sich darüber bewusst werden, dass nicht alle gleich aussehen würden, so Ecclestone. Etwas, das er in den letzten Jahren «gemerkt» habe, sei: «In vielen Fällen sind Schwarze rassistischer als Weisse.» Beispiele mag der 89-Jährige gegenüber «CNN» dann allerdings keine nennen.
Hamilton mit harscher Reaktion
Als Hamilton diese Aussagen zu Ohren kommen, ist er ausser sich. Auf Instagram meldet er sich und wirft Ecclestone vor «ignorant und ungebildet» zu sein. Wie sehr sich der Brite aufregt, zeigt der Einstieg in sein Statement. «Verdammt, ich weiss nicht einmal, wo ich anfangen soll», sind die ersten Worte, die er verfasst. Und dann holt er richtig aus gegen den Ex-Formel-1-Boss! «Wenn jemand, der den Sport über Jahrzehnte geführt hat, so wenig von den tief verwurzelten Problemen versteht, mit denen wir Schwarze tagtäglich umgehen müssen, wie können wir von den Leuten unter ihm erwarten, dass sie es verstehen. Es beginnt an der Spitze.»
Für den 35-Jährigen ist deshalb nun auch klar, wieso nie etwas getan wurde, um die rassistischen Beschimpfungen anzusprechen, denen er während seiner ganzen Karriere immer wieder begegnet. «Ich werde nicht aufhören, darauf zu drängen, eine integrative Zukunft für unseren Sport mit gleichen Chancen für alle zu schaffen», verspricht er, sich weiter einzusetzen. Er will denjenigen eine Stimme geben, die selber keine haben.
Formel 1 distanziert sich von Ecclestone
Nicht nur Hamilton hat auf die Aussagen von Ecclestone reagiert. Auch die Formel 1 distanziert sich klar von ihm. «In einer Zeit, in der Einigkeit gefordert ist, um Rassismus und Ungleichheit zu bekämpfen, stimmen wir den Aussagen von Bernie Ecclestone, die weder in der Formel 1 noch in der Gesellschaft Platz haben, in keiner Weise zu», heisst es in einer Mitteilung. (sag/bir)