«Es wurden einige Grenzen überschritten»
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Blick-Benoit zum Skandal-GP:«Es wurden einige Grenzen überschritten»

Hamilton sauer auf Verstapppen nach Skandal-GP
«Da ist einer ohne Regeln unterwegs!»

Man kann fast darauf wetten: Diese Formel-1-WM wird am nächsten Sonntag in Abu Dhabi unter dem Flutlicht ab 14 Uhr MEZ (TV live) kein normales Ende finden. Der 22. WM-Lauf als neuer Skandal?
Publiziert: 06.12.2021 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2021 um 18:32 Uhr
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Das WM-Duell zwischen Verstappen und Hamilton wird immer härter geführt.
Foto: keystone-sda.ch
Roger Benoit

Zu vergiftet ist nach dem wilden Jeddah-Ritt mit drei Neustarts und fünf virtuellen Safety-Car-Phasen die Gefühlslage in den Hauptquartieren von Red Bull-Honda (24, Max Verstappen) und Mercedes (36, Lewis Hamilton).

Rennleiter total überfordert

Der Respekt der Chefs neben der Piste ist seit Monaten weg. Aber seit Sonntag hat sich auch die Situation auf der Piste verschärft. Hamilton, sonst sehr besonnen mit Worten: «Da ist einer ohne Regeln unterwegs. Und überschreitet Grenzen!»

So kommts zum Crash zwischen Verstappen und Hamilton
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Holländer bremst absichtlich:So kommts zum Crash zwischen Verstappen und Hamilton

Nun, was sich auf den 50 Runden am Roten Meer abspielte, hätte einen besseren Schiedsrichter als FIA-Renndirektor Michael Masi (42) gebraucht. Er steht seit vielen Rennen im Kreuzfeuer der Kritik.

Bernie: «Unterirdisch!»

Der traurige Höhepunkt: Vor dem zweiten Neustart machte der immer unsicherer werdende Australier mit beiden Teams an den Boxen einen Kuhhandel über die ersten zwei Startreihen aus.

Aus der Ferne schüttelte der frühere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (91) den Kopf. «Da geht es ja in jedem englischen Klubrennen professioneller zu! Das war unterirdisch!», sagt er zu Blick.

Drei Stunden für Null-Strafe

Und die FIA-Kommissäre zeichneten sich auch nicht besonders aus, als sie Verstappen drei Stunden nach der Schlacht für seinen «Bremstest» gegen Hamilton mit zehn Sekunden und zwei Strafpunkten zum Sünder erklärten. Natürlich änderte das nichts mehr am Resultat.

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Die heisseste Szene eines verrückten Saudi-GP: Max Verstappen geht vom Gas und lässt WM-Rivale Lewis Hamilton auflaufen.
Foto: Twitter F1

Dass am Ende beide ins Ziel kamen, ist fast ein Wunder. Viermal berührten sich die Autos und Verstappen verliess zweimal die Piste, um vorne zu bleiben.

Keiner ist einsichtig…

Dies ist sich der Brite in diesem Ausmass nicht vom Holländer gewohnt gewesen – bis jetzt. «Ich habe meist zurückgesteckt, wenn er den Kampf suchte. Ich versuchte auch hier, nur zwischen den weissen Linien zu fahren und zu überleben!»

Was viele Experten irritierte: Super-Max war sich keiner Schuld bewusst. Wie schon in Brasilien, als er Lewis klar von der Strecke drängte. «Wir sollten in der Formel 1 nicht dauernd von weissen Linien und Strafen reden, sondern wieder mehr über den Sport. Vom guten Racing. Denn das wollen die Fans sehen.»

Rammstoss wie 1997?

Beim Finale in Abu Dhabi wird und muss die FIA genau hinschauen. Weil Verstappen (punktgleich mit Hamilton) mehr Siege hat (9:8), würde ein Rammstoss mit zwei Ausfällen den Holländer zum Weltmeister machen.

Aber eben: Die FIA wird sich jede heikle Szene mehrmals ansehen. Und zur Not wie 1997 in Jerez entscheiden, als Schumi im Ferrari versuchte, mit einer Karambolage gegen Jaques Villeneuve (Williams) den Titel zu holen. Die Folge: Dem Deutschen wurden alle WM-Punkte aberkannt!

Max braucht kühlen Kopf

Nach drei Niederlagen in Serie sieht Verstappen jetzt langsam die Felle davonschwimmen. Das grösste Talent der letzten Jahre versucht es seit Brasilien mit der (unerlaubten) Brechstange. Das geht selten gut.

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Der Skandal-GP von Saudi-Arabien beschäftigt die Weltpresse. In der englischen «Dailymail« steht in grossen Buchstaben geschrieben: «Lewis uns Max tanzen schmutzig.»
Foto: Screenshot

Doch jetzt muss Bulle Max fürs Finale den oft zu eigenwilligen Kopf wieder frei bekommen. Und das engste Umfeld (Papa Jos, Horner, Marko) sollte ihn vielleicht auch mal mit ein paar kritischen Worten wachrütteln.

Lewis bald in Badehosen?

Da hat es Solist Toto Wolff mit Hamilton einfacher. Der Wiener lässt Lewis seit Jahren alle Freiheiten, die er verlangt und offenbar benötigt – auch wenn er mal in der Badehose an der Strecke auftauchen sollte. Wolff weiss genau: Nur wenn seine stärkste Waffe richtig tickt, ist Mercedes fast unschlagbar.

Als Ferrari 1974 Clay im Stich liess!

Erst zum zweiten Mal in der jetzt 72-jährigen Formel-1-Geschichte kommt es in fünf Tagen in der Wüste von Abu Dhabi zu einem Finale mit zwei punktgleichen Piloten. Diese Premiere erlebte 1974 das US-Nest Watkins Glen. Damals hatten Clay Regazzoni (Ferrari, Bild l.) und Emerson Fittipaldi (McLaren, Bild r.) jeweils 52 Zähler. Der Tessiner zerlegte im Rennen zuvor in Kanada den Ferrari. Das Team glaubte danach nicht mehr an eine echte Titelchance, schickte Clay mit einem «krummen Boliden» ins Rennen. Regazzoni landete als Elfter ausserhalb der Punkte – Fittipaldi wurde Vierter und mit 55:52 Champion. Traurig. In jenem Rennen starb der Österreicher Helmut Koinigg im Surtees.

Blick

Erst zum zweiten Mal in der jetzt 72-jährigen Formel-1-Geschichte kommt es in fünf Tagen in der Wüste von Abu Dhabi zu einem Finale mit zwei punktgleichen Piloten. Diese Premiere erlebte 1974 das US-Nest Watkins Glen. Damals hatten Clay Regazzoni (Ferrari, Bild l.) und Emerson Fittipaldi (McLaren, Bild r.) jeweils 52 Zähler. Der Tessiner zerlegte im Rennen zuvor in Kanada den Ferrari. Das Team glaubte danach nicht mehr an eine echte Titelchance, schickte Clay mit einem «krummen Boliden» ins Rennen. Regazzoni landete als Elfter ausserhalb der Punkte – Fittipaldi wurde Vierter und mit 55:52 Champion. Traurig. In jenem Rennen starb der Österreicher Helmut Koinigg im Surtees.

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