Hamilton nach GP-Sieg in Mexiko
«Ich würde gerne Niki umarmen»

Es wird ein emotionales WM-Finale für den Mann, der alle Grenzen sprengt: Lewis Hamilton (34). Fahrerisch ist er fast fehlerfrei, unerreicht. Aber auch menschlich ist er top.
Publiziert: 29.10.2019 um 07:09 Uhr
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Sie waren Freunde: Lauda und Hamilton – fünf Jahre holten sie zusammen Siege und Pokale für Mercedes, …
Foto: freshfocus
Roger Benoit

Nach seinem 10. Saisonsieg in Mexiko war der Brite den Tränen nahe: «Die Leute wissen gar nicht, wie dankbar und demütig ich bin, dass ich dies alles erleben darf. Denn ich weiss, aus welchen Verhältnissen ich komme!»

Über seinen 6. WM-Titel macht sich Lewis gar keine Gedanken: «Der kommt irgendwann!» Und wer jetzt 30 Mal in Serie gepunktet hat, der wird wohl in Austin, São Paulo oder Abu Dhabi einmal Achter werden – wenn Teamkollege Bottas dreimal mit dem Extrapunkt gewinnen sollte ...

«Müssen Niki ewig dankbar sein»

Hamilton: «Ich wache nachts oft auf und denke dann an Niki. Es ist einfach nur traurig, dass er unser grösstes Jahr nicht mehr miterleben kann. Er war es, der vom Start weg dabei war und mich Ende 2012 zu Mercedes lockte. Vor allem nach Siegen habe ich oft das Bedürfnis, Niki zu umarmen. Wir müssen ihm für sein Lachen, aber auch für die Härte, mit der er das ganze Team immer wieder antrieb, ewig dankbar sein.»

Hamiltons Chef Toto Wolff (47) sagt dazu: «Wir vermissen Niki jeden Tag. Er liess uns nie lange jubeln und forderte immer mehr!» Am 20. Mai 2019 schloss Lauda in Zürich für immer seine Augen. Seine Kopfhörer hängen bei jedem Rennen an der Funk-Wand. Stets mit einer roten Kappe gekennzeichnet.

In Laudas Heimat Österreich wurden die Pokale bei der Sportlerwahl des Jahres zu Ehren des unvergessenen Sportbotschafters in Niki umgetauft.

Hamilton muss auf seinen 6. Pokal also noch warten. Sein Sieg in Mexiko – strategische Weltklasse. Lewis: «Wir haben jetzt Ferrari dreimal hintereinander überlistet – obwohl sie jedes Mal die Pole-Position hatten. Mercedes hat einfach die besten Denker in der Formel 1. Auch wenn ich schon oft über die Strategie im Cockpit nicht zufrieden war und am Funk wetterte. Aber verdammt, sie haben mit ihren Boxenstopp-Ansagen fast immer recht. Wie jetzt auch in Mexiko.»

Ferrari gesteht Fehler ein

Lewis wunderte sich, dass er mit 48 Runden auf dem harten Gummi vor Vettel ins Ziel kam. Nach Karambolagen mit Verstappen («dem lasse ich immer etwas weiter die Türe offen») und dem Bumms mit Vettel klärte er selbst auf: «Seb hat mich einfach nicht gesehen!» Kurz gesprochen und abgehakt.

Bei Ferrari trauert man der Niederlage nach. Chef Binotto: «Wer mit beiden Autos vorne startet, kann mit den Plätzen zwei und vier nicht zufrieden sein. Wir hatten die Reifen unterschätzt. Sie hielten am Sonntag länger als in den Trainings. Deshalb waren wir nicht sehr mutig.» Erst 13 Runden nach Hamilton wechselte Vettel auf harte Reifen. Ein Fehler – wie die Zwei-Stopp-Strategie mit Leclerc.

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