Es sind genau 109 Tage seit dem schwarzen Freitag von Melbourne vergangen, als die Formel 1 sich vor dem ersten Training wegen eines Corona-Falles bei McLaren vom fünften Kontinent verabschiedete. In eine ungewisse Zukunft
Fabriken 63 Tage zu
Es folgten Zeiten voller Fragezeichen. Gleich 63 Tage mussten die Fabriken geschlossen werden. Die meisten Mitarbeiter der zehn Teams wurden in die Kurzarbeit geschickt. Ja, es mussten sogar einige Leute entlassen werden. Allein McLaren soll sich von 80 Angestellten getrennt haben.
Jetzt ist der GP-Zirkus endlich zurück. Auf 680 Metern Höhe. Für die Piloten ist es eine einsame Fahrt an leeren Tribünen vorbei. Nur der Lärm erinnert an den Motorsport. Selbst bei den Testfahrten verirren sich jeweils Tausende von Fans rund um die Strecke.
Mercedes holte alle Hybrid-Titel
Das erste Geister-Training endete im wolkenverhangen Spielberg der Doppel-Führung von Lewis Hamilton – 0,356 vor Valtteri Bottas. Am Nachmittag waren es 0,197 Sekunden.
Das haben wir seit 2017 schon Dutzende Mal erlebt. Serien-Weltmeister Mercedes (alle Titel in der Hybrid-Ära seit 2014) greift diesmal im schwarzlackierten Silberpfeil nach der 7. WM-Krone in Serie.
Hamilton ganz in Schwarz
Und es war der sechsfache Weltmeister Lewis Hamilton (35), der schnell einmal bewies, dass er trotz seinen politischen Nebenjobs weiter in Superform ist. Mit schwarzem Auto, schwarzem Overall und schwarzem Helm mit der Aufschrift «Blacklivesmatter». Mehr geht nicht …
Ob der Brite mit seinen Kollegen am Sonntag vor dem Start zum GP von Österreich auch noch den Kniefall durchsetzt?
Red-Bull-Protest gegen Hamilton
Was wäre auch eine Geister-Saison, wenn es hinter den Kulissen nicht schon krachen würde? So legte gestern Abend Red Bull gegen Hamilton Protest ein. Grund: Der Brite war (wie übrigens auch Bottas) mit dem umstrittenen DAS-System unterwegs (Dual Axis Steering).
Das ist die aktive Spurverstellung an der Vorderachse, die durch das Drücken und Ziehen des Lenkrades aktiviert wird.
DAS ab 2021 verboten
Bei den Barcelona-Tests war «DAS» bereits ein grosser Aufreger. Der Lärm hat die Corona-Krise überlebt – und das System wurde von der FIA für 2021 sowieso schon verboten. Red Bull redet von 0,2 bis 0,5 Sekunden Zeitgewinn – pro Runde!
Interessant jetzt, ob Mercedes seine schwarzen Autos am Sonntag ab 15.10 Uhr mit dem DAS-System auf die 71 Runden schicken?
Ist Verstappen titelreif?
Der Holländer Max Verstappen (22), der hier die zwei letzten Rennen gewonnen hat, gilt für viele als heissester Gegenspieler von Hamilton. «Mein Ziel kann nur der WM-Titel sein», sagt der Red Bull-Honda-Superstar. Ob diesmal das gesamte Paket die ganze Saison den jungen Wilden nicht im Stich lässt?
Kritik am «Wunder» Racing Point
«Wir kämpfen mit Max um den Titel», sagt Bullen-Berater Helmut Marko. Der Grazer bezeichnete den wundersam vorne mitfahrenden Racing Point von Sergio Pérez und Lance Stroll übrigens nicht als Mercedes-Kopie von 2019: «Das ist ein Original!» Nun, das pinkfarbene Auto läuft wie eine Rakete: 3 Pérez, 7. Stroll.
Binotto mit Ausreden
Und Ferrari? Mattia Binotto hat nach den Vettel-Aussagen am Donnerstag jetzt zuerst Probleme, den offensichtlichen Rauswurf des Deutschen nach sechs Jahren zu kommentieren.
Der in Lausanne geborene Italiener hatte immer behauptet, lange mit Vettel über die Zukunft gesprochen zu haben. Vettel: «Ich war überrascht, dass mich Binotto anrief und sagte, dass ich draussen bin. Da wurde nie über ein Gehalt oder so diskutiert.»
«Corona ist Schuld …»
Binotto: „Das stimmt. Aber die Corona-Krise hat alles verändert!“ Aha, so konnte man einen Tag nach der „Entlassung“ von Vettel bereits offiziell Nachfolger Sainz verkünden...
Vettel grüsst als Vierter
Ferrari ist weiter auf der Suche nach seiner Form, die vor über vier Monaten bei den Tests in Barcelona in den Keller fiel. Im ersten Training lag Leclerc als Zehnter gerade mal 0,15 vor Vettel (12.).
Am Nachmittag änderte sich das Bild: Geburtstagskind Vettel grüsste von Position vier – 0,3 vor Leclerc (9.) …
Giovinazzi zweimal vor Kimi
Bei Alfa-Sauber tummelte man sich am Morgen mit dem C39 im hinteren Mittelfeld herum. Dabei war Antonio Giovinazzi als 14. sogar 0,005 Sekunden schneller als Kimi Räikkönen.
Der Finne hatte dann am manchmal sonnigen Nachmittag eine Schrecksekunde als er nach 33 Minuten durch das Kiesbett ratterte. Der bald 41jährige Star im Hinwiler Team blieb am Ende erneut hinter seinem Italo-Teamkollegen, der als 14. um über eine halbe Sekunde schneller war. In der Mittagspause musste bei ihm die Kontroll-Elektronik gewechselt werden.
Haas-Ferrari mit Problemen
Der Pechvogel des ersten Trainings war der Genfer Romain Grosjean (32) im Haas-Ferrari. Defekte Bremsen nach nur drei Runden. 30 Sekunden vor dem Ende fuhr Grosjean wieder aus den Boxen …
Auch in den zweiten 90 Minuten lief es bei Haas nicht nach Wunsch. Da dürfte 2020 wieder WM-Rang neun drohen – natürlich noch vor Dauer-Schlusslicht Williams-Mercedes.
Formel 2: Chinese vorne – Schumi Fünfter
Die erste Qualifikations-Schlacht 2020 in der Formel 2 für das ersten Rennen am Samstag (16.45 Uhr) ist geschlagen. Auf der Pole-Position steht der Chinese Zhou vor dem Brasilianer Drugovich und dem Briten Illot. Dahinter der Däne Lundgaard und Mick Schumacher (20).
Der Weltmeister-Sohn («mein Ziel ist nur der Titel») konnte seinen russischen Teamkollegen Robert Shwartzman (8.) knapp besiegen. Nur Startplatz zehn für den Genfer Louis Delétraz im Charouz. Und die weiteren Formel-1-Söhne: 15. Pedro Piquet, 18. Giuliano Alesi.
1. Lewis Hamilton (Gb, Mercedes) 1:04,304
2. Valtteri Bottas (Fi, Mercedes) 1:04,501
3. Sergio Perez (Mex, Racing Point-Mercedes) 1:04,945
4. Sebastian Vettel (De, Ferrari) 1:04,961
5. Daniel Ricciardo (Aus, Renault) 1:04,972
6. Lando Norris (Gb, McLaren-Renault) 1:05,087
7. Lance Stroll (Ka, Racing Point-Mercedes) 1:05,135
8. Max Verstappen (Ho, Red Bull-Honda) 1:05,215
9. Charles Leclerc (Mo, Ferrari) 1:05,298
10. Carlos Sainz (Sp, McLaren-Renault) 1:05,352
11. Esteban Ocon (Fr, Renault) 1:05,415
12. Daniil Kwjat (Russ, Alpha-Tauri-Honda) 1:05,443
13. Alexander Albon (Thai, Red Bull-Honda) 1:05,453
14. Antonio Giovinazzi (It, Alfa-Sauber) 1:05,608
15. Kevin Magnussen (Dä, Haas-Ferrari) 1:05,678
16. Romain Grosjean (Fr, Haas-Ferrari) 1:05,908
17. Pierre Gasly (Fr, Alpha-Tauri-Honda) 1:06,016
18. George Russell (Gb, Williams-Mercedes) 1:06,125
19. Kimi Räikkönen (Fi, Alfa-Sauber) 1:06,278
20. Nicholas Latifi (Ka, Williams-Mercedes) 1:06,906
1. Lewis Hamilton (Gb, Mercedes) 1:04,304
2. Valtteri Bottas (Fi, Mercedes) 1:04,501
3. Sergio Perez (Mex, Racing Point-Mercedes) 1:04,945
4. Sebastian Vettel (De, Ferrari) 1:04,961
5. Daniel Ricciardo (Aus, Renault) 1:04,972
6. Lando Norris (Gb, McLaren-Renault) 1:05,087
7. Lance Stroll (Ka, Racing Point-Mercedes) 1:05,135
8. Max Verstappen (Ho, Red Bull-Honda) 1:05,215
9. Charles Leclerc (Mo, Ferrari) 1:05,298
10. Carlos Sainz (Sp, McLaren-Renault) 1:05,352
11. Esteban Ocon (Fr, Renault) 1:05,415
12. Daniil Kwjat (Russ, Alpha-Tauri-Honda) 1:05,443
13. Alexander Albon (Thai, Red Bull-Honda) 1:05,453
14. Antonio Giovinazzi (It, Alfa-Sauber) 1:05,608
15. Kevin Magnussen (Dä, Haas-Ferrari) 1:05,678
16. Romain Grosjean (Fr, Haas-Ferrari) 1:05,908
17. Pierre Gasly (Fr, Alpha-Tauri-Honda) 1:06,016
18. George Russell (Gb, Williams-Mercedes) 1:06,125
19. Kimi Räikkönen (Fi, Alfa-Sauber) 1:06,278
20. Nicholas Latifi (Ka, Williams-Mercedes) 1:06,906