Grosjean/Verstappen crashen
Hamilton kickt mit – neuer Motorenkrieg

England hat für den 10. WM-Lauf das sonnigste Gesicht aufgesetzt: 24 Grad, keine Wolken. Dafür Wolken bei Haas-Ferrari und Red Bull-Renault: Grosjean und Verstappen hauten ihre Boliden in die Wand. Tagessieger: Hamilton, der hier auf Mercedes die letzten vier Rennen gewann!
Publiziert: 06.07.2018 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 15:57 Uhr
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Am Nachmittag übertreibt es Max Verstappen – sein Red Bull wird abtransportiert.
Foto: Getty
Roger Benoit und Mike Hammer

Am meisten zu reden gab im Fahrerlager ein Meeting der Hersteller mit den FIA- und Formel-1-Verantwortlichen vom 4. Juli in London. Und welch Überraschung: Renault, Mercedes und Ferrari wollen im Hinblick auf das neue Motorenreglement ab 2021 jetzt doch die MGU-H behalten!

Also nichts mit billigeren Kosten – und vor allem würde man damit dem einzig ernsthaften Einstiegs-Kandidaten (Porsche) die Türe wieder zuschlagen. Die MGU-H ist eine heisse Elektromaschine, die überschüssige Energie im Auspufftrakt abzwackt und in Strom umwandelt. Dazu ist aber Vollgas notwendig.

Die Hersteller behaupten jetzt plötzlich, dass die totale Neukonstruktion eines Motors ohne MGU-H zu viel Geld kosten würde. Der Einspruch bringt den drei Herstellern wieder einige Monate Zeit, die Porsche wohl abschrecken. Denn bis Mitte Jahr wollte man eigentlich das neue Reglement bekanntgeben. Zudem will das Trio (ohne Honda, das sich da raushält) wohl die FIA und Liberty Media von sich abhängig werden lassen. Oder die totale Kontrolle der Hersteller für die Zukunft.

Hamilton: «Fliege nach Russland!»

Ja, der Sport tritt wieder einmal ins Hintertreffen. Nur Tagessieger Lewis Hamilton (33) lässt sich momentan auf keine Diskussion ein. Er hat, wenigstens für die nächsten Tage, andere Pläne als Politik zu machen. Er will beim Fussball mitkicken…

Denn der Brite denkt schon an den Samstag: «Was kostet es, wenn ich die Pressekonferenz der drei Trainingsschnellsten schwänze?»Hamilton will unbedingt den WM-Viertelfinal der Engländer gegen Schweden sehen. Und dann verriet er: «Am Final-Wochenende habe ich mir freigenommen. Ich fliege dann nach Russland!» Optimismus pur des Patrioten.

Wolff: «Ein Sieg muss her!»

Mercedes hat das Drama in Spielberg (beide Autos mit technischen Defekts ausgeschieden) noch nicht ganz verkraftet. Chef Toto Wolff: «Für diesen Sonntag ist keine Schadensbegrenzung angesagt, sondern ein Sieg!» Es wäre bereits der 67. in der Hybrid-Ara (88 GP seit 2014).

Max: «Titel noch möglich!»

Beim GP von Österreich haben die Silberpfeile beide WM-Führungen an Ferrari verloren: Mit 145:146 an Vettel und mit 237:247 bei den Teams. Spannender kann es kurz vor Halbzeit nicht sein. Und Spielberg-Sieger Max Verstappen: «Mit 53 Punkten Rückstand ist die WM für mich noch nicht verloren!» Auch Räikkönen, nur 45 Punkte hinter Teamkollege Vettel, glaubt noch an eine Chance: «Bei Ferrari wird fair gespielt!»

Verstappen dreht sich – ab in die Mauer

Verstappen, dreimal in Serie auf dem Podest, wurde 2017 in Silverstone hinter Hamilton, Bottas und Räikkönen Vierter. Hamilton: «Ich bin sicher, dass Max der erste ist, der in Abbey die Kurve mit DRS versuchen wird. Aber Leute: ich kann euch versprechen. Das wird eine Herausforderung. Wie im Simulator!» Hülkenberg: «Offenes DRS in Kurve 1 – ich bin im Simulator bis auf den Cmapingplatz geflogen!»

Am Nachmittag erwischte es dann Verstappen in der langsamen Rechtskurve Luffield. Er verlor in der dritten Runde das Heck, drehte sich und knallte in die Reifenwand. Ja, die Tempopiste Silverstone kennt keine Gnade beim kleinsten Fehler. 

Riskiert die FIA zuviel?

An drei Stellen darf man in Silverstone den Heckflügel aufklappen, um noch schneller zu werden. WM-Leader Vettel: «Das hilft doch nur den Topteams, die bereits genug Abtrieb haben.» Die FIA hat auf der bereits gefährlichen Strecke wohl alle Sicherheitsbedenken über Bord geworfen. Hoffentlich geht das gut…

Auf dem 5,891 km langen Kurs auf dem früheren Kriegsflugplatz werden die drei härtesten Pirelli-Mischungen eingesetzt (Hart, Medium, Soft). Zudem wurde die Piste neu asphaltiert. Doch Hamilton war nicht der einzige, der klagte: “Ich bin noch nie auf einer solch welligen Strecke gefahren.

Böser Crash von Grosjean

Nach einer Stunde am Morgen lag Grosjean im Haas-Ferrari auf der vierten Position! Der Doppelbürger ist nach acht Nullern in Österreich mit Platz 4 endlich ins Ziel gekommen. Der Genfer: «Endlich scheint sich das Pech verabschiedet zu haben!»

Leider nein, denn um 12.02 Uhr flog Grosjean in der ersten Kurve (Abbey) in die Mauer. Er hatte wohl versucht, mit DRS die Kurve zu nehmen, die nach Mercedes-Messungen um 22 km/h schneller geht als 2017… Der Haas war so beschädigt, dass Grosjean am Nachmittag nicht mehr fahren konnte.

Sauber im Mittelfeld

Bei Alfa Sauber machte man im ersten Training grosse Augen: Ericsson tauchte auf Position 11 auf – 0,09 vor Leclerc. Die Hinwiler haben den C37 wieder aufgerüstet. Mit einem neuen Heckflügel. Obwohl der Monegasse in den letzten sechs Rennen fünfmal gepunktet hat, bleibt er selbstkritisch: «Mir unterlaufen immer noch zuviele Fehler!»

Am Nachmittag war es dann Leclerc, der wieder schneller als der Schwede war. Doch bei einem Ausrutscher in Luffield hatte der Sauber-Star Glück, dass er nicht anschlug. 

Die zwei Wundertüten-Teams…

Die Überraschung am Morgen: Stroll als Zehnter im Williams-Mercedes. Teamkollege Sirotkin grüsst als Letzter! Einen Platz hinter Alonso im McLaren-Renault. Die Briten haben jetzt auch noch Teamchef Eric Boullier (44) nach vier Jahren in die Wüste geschickt.

Am Nachmittag die «Korrektur»: Stroll fiel nach hinten zurück – und Alonso olatzierte den Mclaren auf Position sechs. Die beiden britischen Teams entpuppen sich fast jedes Rennen als Wundertüte. Erstmals nach Monaten wieder an der Strecke gesehen: Rollstuhl-General Frank Williams (76). 

Das Resultat des zweiten Trainings.
Das Resultat aus dem ersten Training.
Foto: Screenshot Formel 1
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