Peter Sauber (71) nennt den wunderbaren Aufstieg nach dem punktelosen Horror-Jahr einfach nur «fantastisch». Die Experten sind verwundert – und Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda sagt: «Sauber gehört sicher zu den positiven Überraschungen der ersten drei Rennen!»
19 WM-Punkte – da strahlen auch wieder die Herzen der Fans. Und sie fragen sich: Wie geht das «Wunder» weiter, kann man auch am Sonntag beim Nachtspuk von Manama (TV live ab 17 Uhr MEZ) jubeln?
Die Albtraum-Erinnerungen an Bahrain 2014 sind fast vergessen: Gutiérrez verkrachte und überschlug sich mit Maldonado, Sutil schied nach einer Kollision mit Bianchi aus.
Jetzt haben Nasr und Ericsson einen klaren Auftrag: den C34 ins Ziel bringen. Denn wie jedes Jahr in den ersten Rennen ist die Ausfallquote hoch. Die meisten Teams kämpfen noch mit ihrer Zuverlässigkeit.
Da müssen kleinere Teams zuschlagen, die Punkte einsammeln, die später immer schwieriger werden. Das tat Sauber bisher souverän. Das ganze Team tritt nicht mehr als traurige Clowns auf, sondern als tolle Artisten in der schnellsten Manege der Welt.
Es macht Freude, das ganze Team als Hochseilakrobaten oder unerschrockene Dompteure zu beobachten.
Natürlich bleiben für die weiter angeschlagenen Hinwiler die Nebengeräusche nicht aus. So benutzten jetzt der entlassene Pilot Van der Garde, Ex-GP-Fahrer Hans-Joachim Stuck und der frühere HRT- und Caterham-Chef Colin Kolles eine Talkshow im Servus TV (Haussender von Red Bull) zur Abrechnung mit Sauber-CEO Monisha Kaltenborn. Van der Garde blieb dabei wenigstens vernünftig: «Ich wollte nicht, dass Frau Kaltenborn in Australien ins Gefängnis kommt. Aber ich bin von den Schweizern enttäuscht!»
Stuck, zweifacher Le-Mans-Sieger: «Ich kann nicht zwei Fahrer engagieren, wenn ich schon einen habe. Ich bin froh, dass sie den Rechtsstreit verloren hat. Denn alles ist eine grosse Sauerei!»
Beim Rumänen Kolles, der schon mehrmals vergeblich versucht hatte, das Sauber-Team zu übernehmen,
tönte es laut Motorsport-Magazin so: «Es ging nicht nur um drei Verträge, es ging um sechs! Denn Bianchi hatte noch am Sonntag vor seinem schweren Unfall in Suzuka bei Sauber unterschrieben.»
Kolles weiter: «Das war alles kalkuliert von den Herrschaften. Das Team brauchte Geld und hat einfach Fahrerplätze verkauft. Die Herrschaften können gerne mit ihren Anwälten gegen mich vorgehen. Aber es ist die Wahrheit. Gutiérrez hatte auch einen Vertrag, aber den konnte man elegant zu Ferrari abschieben und so einige Schulden begleichen. Und Sutil geht ja auch vor Gericht!»
Nun muss man wissen, dass sich Peter Sauber und Kolles seit Jahren hassen.
Und der frühere Zahnarzt liegt natürlich mit sechs Verträgen daneben. Als Ferrari seinen Ersatzfahrer Bianchi dem Sauber-Team für 2015 anbot (natürlich mit einem Discount beim Motorendeal), waren die Schweizer mit Nasr und Ericsson noch gar nicht in echten Vertragsgesprächen!
Sauber muss auch in Zukunft mit solchen Attacken rechnen. Aber die Antworten müssen jetzt auf der Strecke kommen. Die Fans jedenfalls brüllen wieder: Go Sauber, go!