Das Urteil ist gefällt – doch der Streitfall damit längst nicht abgeschlossen. Per Gerichtsbeschluss werden der Sauber-Rennstall und der Holländer Giedo van der Garde (29) zur Zusammenarbeit gezwungen. Eine Zwangsehe, bei der die Probleme programmiert sind.
Man stelle sich nur vor: Da fährt einer für ein Team, das seinetwegen am Abgrund steht. Der dafür verantwortlich ist, dass ein Gericht die Beschlagnahmung des Sauber-Materials androht und Folgeprozesse dem Team endgültig den Garaus machen können.
Ein vertrauensvolles Teamwork, wie es der Extremsport Formel 1 erfordert, ist damit jedenfalls von Anfang an ausgeschlossen. Der einzige Ausweg: Professionalität.
Fakt ist, dass Van der Garde das Team und die internen Abläufe kennt. Als Testfahrer der vergangenen Saison ist er grundsätzlich mit dem Material vertraut. Und er war während seines Engagements bei den Hinwilern sehr beliebt. Nicht wenige im Team hätten lieber ihn als beispielsweise einen Esteban Gutiérrez in der Rolle des Stammfahrers gesehen.
Nachlässigkeiten im Umgang mit Mensch und Material kann sich ohnehin keiner leisten. Jeder Fehler kann fatal enden. Undenkbar heutzutage gegen einen Fahrer nachzutreten, wie es vor 30 Jahren einmal Lotus mit Nigel Mansell tat. In seinem letzten Rennen vor dem Wechsel zu Williams liess man den Briten Ende 1984 mit alten Bremsen antreten. Die Zielflagge sah Mansell an jenem Tag nicht.
Funkstille bei Sauber?
Und doch ist die Vorstellung grotesk, dass Teamchefin Monisha Kaltenborn vom Kommandostand Giedo van der Garde in die Punkteränge führen will. Den Fahrer, der sie nach dem gestrigen Urteil gleich noch wegen Rufschädigung persönlich verklagte. Denn eines ist klar: Über ihre Anwälte können die beiden während des Rennens nicht kommunizieren.