In acht Tagen einmal um die Welt. Die Formel 1 kann sich nach über 40 000 Testkilometern beim wolkenlosen Kaiserwetter bedanken, dass der neue Pirelli-Gummi mit den Mischungen C1 (hart), C2, C3, C4 und C5 (superweich) problemlos auf dem Asphalt klebte. Vor einem Jahr störten die Kälte, der Regen und sogar der Schnee die acht Tage auf der 4,655 km langen Piste bei Barcelona. Die Ausreden waren damals schneller als die GP-Autos. Doch am Ende hiess der Weltmeister eben wie 2017 erneut Lewis Hamilton auf Mercedes vor Sebastian Vettel auf Ferrari.
Das wäre auch 2019 der logische Zieleinlauf nach 21 Rennen. Aber die Ferrari-Fans sind schon ganz heiss auf die grosse Wende, auf den ersten WM-Titel seit über zehn Jahren. Die Testfahrten haben bestätigt, der Ferrari ist erstmals seit Jahren vor der Saison um einen Tick schneller als der Silberpfeil. Aber eben weniger zuverlässig. Der neue Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: «Da lief bei uns sicher nicht alles nach Plan!» Defekte im Kühlsystem, eine mysteriös gebrochene Felge, die Vettel mit über 220 km/h in die Tecpro-Bande fliegen liess und ein Elektro-Problem am Schlusstag störten die Roten in der zweiten Testwoche.
Mit nur 399 Runden an vier Tagen landete Ferrari auf dem 8. Platz. Nur Racing-Point-Mercedes (377) und Red-Bull-Honda (358) spulten noch weniger Kilometer ab. Beim bisher zu langsamen Racing-Point-Team mit Sergio Pérez und Besitzer-Sohn Lance Stroll konzentriert man sich voll auf die neuen Teile, die man noch vor dem WM-Start in zwei Wochen ans Auto schraubt. Und bei Red Bull ist man nach zwei Gasly-Unfällen richtig angefressen. So wurde die Vorbereitung selbst torpediert, und der neue Honda-Motor konnte kaum richtig eingefahren werden. Trotzdem: Wenn Ferrari und Mercedes 2019 in Schräglage kommen sollten, dann nur durch den Bullen Max Verstappen (21).
Der andere Superpilot, der die Hamilton/Vettel-Show stören kann, ist Charles Leclerc (21). Der Monegasse lieferte die beste GP-Simulation ab, war nur um 0,01 Sekunden langsamer als Vettel – und er ist vor allem heiss: «Für mich zählt schon im ersten Jahr nur der Titel!» Sein französischer Manager Nicolas Todt betreut – wohl mit der Unterstützung seines Vaters Jean Todt (FIA-Boss) – neu auch Mick Schumacher (19). Bei Ferrari wird das ohne schnelle Erfolge sicher keine ruhige Saison. Da wird es bald krachen, wetten?
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Trend nach den 8 Testtagen
(mit gefahrenen Runden à 4,655km)
1. Ferrari 997 (WM-Platz 2018: 2.)
2. Mercedes 1189 (1.)
3. Red Bull-Honda 833 (3.)
4. Haas-Ferrari 871 (5.)
5. Renault 961 (4.)
6. Alfa-Sauber 922 (8.)
7. Toro Rosso-Honda 935 (9.)
8. McLaren-Renault 873 (6.)
9. Racing Point-Mercedes 625 (7.)
10. Williams-Mercedes 567 (10.)