Aber hallo, was war denn da los. Im ersten Training hatten sich gleich neun Piloten über kaputte Frontflügel beklagt. Klar, hier kann noch brutal über die Randsteine geräubert werden.
Doch nur Nico Hülkenberg riss es beim Renault den linken Teil des Frontflügels auch ab. Das könnte beim Rennen am Sonntag ab 15.10 Uhr (TV live) für einige unangenehme Überraschungen sorgen...
Der heisse Nachmittag...
Für die erste Aufregung sorgte um 15.35 Uhr nur der Holländer Max Verstappen (21). Der WM-Vierte, der hier am Wochenende über 25 000 Fans aus seiner Heimat anlockt, verlor in der Zielkurve das Auto aus der Kontrolle. Spielte der heftige Wind die entscheidende Rolle?
Halber Dreher. Dann ging es quer Richtung Tecpro-Barrieren. Harter Aufschlag mit rund 70 km/h. Hinten rechts das Rad abgerissen, der Heckflügel zertrümmert. Und ab ging es für Mad Max zu Fuss durch die Boxengasse zur Bullen-Garage zurück..
Vorjahressieger out
Die Eile war umsonst. Für die letzten 47 Trainingsminuten konnte der Wagen nicht mehr zusammengeflickt werden. Der Vorjahressieger Verstappen (vor dem Ferrari-Duo Räikkönen und Vettel) konnte sich bei 32 Grad im Schatten vor den TV-Monitor setzen... Und sich natürlich fürchterlich aufregen.
Dann knallts wieder....
Keine zehn Minuten später erwischte es in Kurve sechs den WM-Zweiten Valtteri Bottas (29). In der schnellen Linkskurve kommt der Finne mit dem Mercedes ins Rutschen, schleudert Richtung Kiesbett, versucht gegenzulenken – und schon gehts geradeaus in die Reifenstapel. Mit mindestens 100 km/h und mit 25 g, wie die Ärzte sofort mitteilen.
Auch für den wieder in die Kritik geratenen Bottas ist natürlich der Freitag vorbei. Jetzt gilt es die Mechaniker vor ihrer langen Nachtarbeit zu motivieren. Bottas stand die letzten beiden Jahre hier stets auf der Pole-Position. 2017 siegte er, 2018 stoppte ihn bald einmal die Hydraulik.
Zauberer Vettel im Glück
Kaum waren die Trümmerteile weggeräumt, rutschte schon Vettel mit seinem Ferrari durch die letzte Kurve – war es wieder der Wind? Nun, der Deutsche konnte den roten Boliden meisterhaft abfangen und an den Mauern vorbei wieder auf die Strecke lenken.
Das fremde Erdbeer-Eis...
In der Mittagspause sah BLICK, wie sich Vettel im Red Bull-Motorhome ein Erdbeer-Eis schnappte. Dann etwas mit dem Bullen-Guru Adrian Newey (mit dem er alle seine vier WM-Titel holte) plauderte – und am Ende durch den Hinterausgang der Küche wieder verschwand. Zum Glück liefert die Formel 1 auch noch solche harmlosen Stories....
Die Gummi-Krisensitzung
Der GP-Zirkus verliert bei den Vorstellungen in den Manegen rund um den Erdball seine Gäste. Und schuld daran ist die Dominanz von Mercedes – weil alle andern über den Pirelli-Gummi, der vor allem in der Türkei und Rumänien produziert wird, stolpern...
Reifenfenster – das ist schon jetzt zum Formel-1-Unwort des Jahres gewählt! Weil letztes Jahr sich alle Teams über die zu grosse Blasenbildung beschwerten, bauten die Italiener einen Gummi mit einer 0,4 Millimetern dünneren Lauffläche. Dann werden die Reifen nicht so heiss.
Reifen-Theater vorbei?
Jetzt sind die Blasen meistens weg, aber der Ärger ist nicht verschwunden. Kehrt endlich wieder zu den alten Reifen zurück oder baut eben neue – der Schlachtruf hallte, angeführt vor Red Bull und Ferrari, fast schon lästig durch das Fahrerlager. Die Wut der Geschlagenen: «Wir kommen einfach nicht in das kleine Temperaturfenster, in dem der Gummi die gute Haftung liefert! Das schafft nur Mercedes. Dass kann es doch nicht sein!»
Wieder Krisensitzung
Um 9 Uhr kam es in Spielberg zum Krisengipfel mit Pirelli, den zehn Teams, der FIA und dem Fahrer-Quartett Hamilton, Vettel, Leclerc und Grosjean.
Nach einer Stunde war klar: Es gibt keine «neuen» Reifen, Für eine Änderung hätte es sieben Stimmen der Teams gebraucht – die Abstimmung endete 5:5. Dagegen waren Mercedes, Williams, Mercedes, Racing-Point-Mercedes, Renault und McLaren-Renault!
Zudem hätte auch noch die FIA eingreifen können. Denn neue Reifen während der Saison sind nur erlaubt, wenn es um die Sicherheit geht – und das ist hier nicht der Fall!
Vettel: «Weg mit Abstimmungen!»
Vettel nahm auch diese «Pleite» im Kindergarten der Millionäre gelassen: «Lasst uns jetzt noch abstimmen, dass wir nicht mehr abstimmen. Übertragt alle Macht dem Ross Brawn.» Also jenem Briten, der einst Schumi bei Benetton und Ferrari zu sieben WM-Titeln führte und auch Jenson Button 2009 mit dem eigenen Team zum Champion machte.
Doch Ross Brawn, der Technische Chef der neuen US-Regierung von Liberty, hat noch nichts erreicht. Technisch sind ihm bis 2021 sowieso die Hände gebunden. Dafür hat er diesen unseligen Extrapunkt für die schnellste Rennrunde eingeführt. Was nur den drei Topteams nützt...
Ist immer der Gummi schuld?
Was nun? Pirelli fährt weiter mit dem Gummi 2019 herum – und weil die meisten Reifen ja sowieso schon vorproduziert sind, hätte man nur noch für die restlichen vier Rennen in dieser Saison neue Mischungen herstellen können.
Im Mittelfeld ist die Hölle los
Pikant: Sollten die Verlierer-Teams sich nicht mal die entscheidende Frage stellen, ob der Rückstand auf die Spitze nicht vielleicht auch am eigenen Auto liegt. Die Schuld immer zuerst auf den Pneu abzuwälzen, begleitet die Formel 1 seit Jahrzehnten!
Man muss sich daran gewöhnen, dass die meisten spannenden Duelle sich weiter im breiten Mittelfeld abspielen. Dort wird 2019 mehr gefightet als in den Jahren zuvor – mit dem gleichen Gummi...
Hamilton: «Federer wie ich!»
War am Morgen WM-Leader Lewis Hamilton der Schnellste, so holte sich diese Ehre am Nachmittag Charles Leclerc im Ferrari ab. Nirgendwo sonst auf der Welt sind die Abstände so gering. Natürlich mit der Ausnahme der beiden Williams-Mercedes.
Der 34-jährige Hamilton liebt seit Jahren die Vergleiche mit unserem bald 38-jährigen Tennisstar Roger Federer: «Ein grosser Sportler und Gentleman – und das Beste kommt erst noch. Wie bei mir!» Ob Hamilton wohl Rogers neunten Wimbledon-Sieg und seinen sechsten WM-Titel meint?
Hamilton wird sich in Wimbledon bald einige Spiele ansehen und dabei sicher seinem «sportlichen Vorbild» aus der Schweiz die Daumen drücken.
Giovinazzi schnell, aber...
Bei Alfa-Sauber heisst die Frage nur: Wann erscheint endlich der Italiener Antonio Giovinazzi (25) auf der Punkte-Rangliste? «Kimi ist jetzt nicht der Typ, der auf dich zugeht und dir seine Hilfe anbietet», lacht der neben dem Williams-Duo Russell und Kubica noch einzige punktelose Pilot im Feld.
Auch im ersten Training zeigte Giovinazzi, dass er sehr schnell sein kann – 0,021 vor Räikkönen. Aber leider bringt er seine Leistungen nie ins Ziel. 19:0 steht es für den bald 40-jährigen Finnen.
Am Nachmittag holte dann Räikkönen den Hammer hervor – Platz sieben. Oder 0,4 Sekunden schneller als der Teamkollege auf Position 14. Dass sich Giovinazzi und Leclerc fast in die Kiste fuhren, ist wieder eine andere Story.
Albon und Sainz: Letzte Reihe
Die ersten Strafen stehen schon fest: Alex Albon (Toro Rosso-Honda) muss zwei Teile am Antriebsstrang wechseln, Sainz (McLaren-Renault) sogar sechs. Beide sind damit in der letzten Reihe.