Fahrer des Jahres
Lewis Hamilton – Über die Qualitäten des sechsfachen Champions muss man seit Jahren gar nicht streiten. Der Brite gewinnt Grosse Preise, die man eigentlich gar nicht gewinnen kann. Dank seiner Rennintelligenz, seinem Gespür für die Reifen. Und Fehler sind ganz selten. Wie der Albon-Abschuss in Brasilien. 84 Siege und 88 Pole-Positionen sagen alles über das GP-Monster, das in Abu Dhabi 250 Rennen alt wurde.
Verlierer des Jahres
Nico Hülkenberg – Wer in 177 Rennen nie aufs Podest klettern durfte, der darf sich nicht wundern, dass seine GP-Karriere einmal zu Ende ist. In Hockenheim hat der Deutsche mit seinem Motodrom-Abflug bei Renault alles verspielt. Es wäre der einzige Podest-Platz für die Franzosen gewesen. Sonst war er gegen Ricciardo chancenlos. Vielleicht haben wir ihn auch alle überschätzt. Was macht er jetzt? Hülk mit Humor: «Pizzabäcker oder Frauenarzt!»
Abschied des Jahres
Niki Lauda – Eine Legende hat uns am 20. Mai in Zürich verlassen. «Für mich ist Niki nicht tot. Er ist nur gerade nicht hier!» So sein enger Freund Bernie Ecclestone (89), der seit Jahren nie mehr zu Begräbnissen geht. Er fehlte auch in Wien, als die Welt den dreifachen Champion und Mercedes-Aufsichtsrat im Stephansdom würdig verabschiedete. Der Mann, der seit dem Feuerdrama 1976 alles erlebte, hatte kaum noch ein gesundes Organ.
Podest des Jahres
Sao Paulo – Verstappen, Gasly und «Bösewicht» Hamilton grüssten beim GP do Brasil vom Treppchen. Doch alle wussten es schon vor der Champagner-Dusche: Der Weltmeister gehörte eigentlich gar nicht aufs Bild. Er würde für das Foul an Albon sicher mit fünf oder zehn Sekunden bestraft. Das geschah aber erst eine Stunde später... Und kurz darauf kletterte Sainz als neuer Dritter mit seiner Crew im 101. Anlauf erstmals aufs Podest. Verstappen und Gasly waren da natürlich schon weg...
Spruch des Jahres
Franz Tost – «Es gibt in der Formel 1 keine Frei- oder Ferientage. Dafür kann ich aber nach den zwei Podestplätzen 2019 wieder besser schlafen!» So der Tiroler Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost (63), der vielleicht härteste Arbeiter im Zirkus. Knallhart und liebenswert. Seit 1996 ist Tost mit der Polin Maria verheiratet – nach 13 Jahren Freundschaft. Ferien gabs wohl noch keine... Mit Platz 6 hat Toro Rosso das ewige Ziel des 5. Ranges um nur 6 Punkte verpasst.
Boxenstopp des Jahres
Red Bull in Brasilien – Drei Jahre lang hielt der Weltrekord von Williams (Massa in Baku) mit 1,92 Sekunden. Das ist die reine Standzeit beim Wechseln der vier Räder. Doch 2019 verbesserte Red Bull diese Zeit gleich dreimal. Gasly in Silverstone (1,91), und zweimal Verstappen mit 1,88 in Hockenheim und 1,82 in Brasilien. Vorher waren die Bullen-Mechaniker in einem russischen Raumschiff, wechselten in der Schwerlosigkeit den Gummi in 15 Sekunden...
Wechsel des Jahres
Albon/Gasly – Die Formel 1 ist ein gnadenloses Geschäft. Nur die Leistung zählt. Das musste der Franzose Pierre Gasly (23) in der Sommerpause erfahren. Er war bei Red Bull am Gigant Verstappen brutal gescheitert. Also holten die Bullen vom B-Team den Thai Alex Albon. Und der schlug dort gleich mit tollen Resultaten und 72 Punkten ein. Und Gasly? Der Franzose blühte beim Comeback mit Toro Rosso ohne Druck plötzlich wieder auf. Höhepunkt sein 2. Platz in Interlagos.
Tränen des Jahres
Sie bleiben unvergessen – Es war ein schwarzes Jahr für den Motorsport. Bereits am 1. Januar starb mit Karl Foitek eine Kultfigur. Der Vater des Ex-GP-Piloten Gregor wurde 87 Jahre alt. Einen Tag vor dem Training in Melbourne wurde der langjährige Renndirektor Charlie Whiting tot im Hotel gefunden – Lungenembolie. Dann sagten uns noch March-Gründer Robin Herd, der BLICK-Fotograf Jimmy Froidevaux, der F-2-Pilot Anthoine Hubert und die GP-Promoterin Katja Heim adieu.
Knaller des Jahres
Alfa-Sauber in Brasilien – Das Saisonziel von 49 Punkten (einen mehr als 2018) schien schon verpasst. Da nutzte das für einmal fehlerfrei gebliebene Hinwiler Team das chaotische Interlagos-Rennen für die Plätze 4 (Räikkönen) und 5 (Giovinazzi) aus – 22 Punkte. Damit war der 8. WM-Platz gesichert. Mehr gabs beim Finale leider nicht mehr – denn Abu Dhabi war ein finaler Wüsten-Flop. Vasseur: «2020 greifen wir wieder an!»
Nummer 2 des Jahres
Valtteri Bottas – Der Finne wird auch 2020 – in seiner vierten Mercedes-Saison – vom WM-Titel träumen. Aber ausser vier Siegen und Sprüchen ist Bottas auch diesmal nicht viel gelungen. Immerhin wurde die silberne Nummer 2 erstmals Vizeweltmeister. Beim Startsieg in Australien meldete er über Funk: «Verpisst euch alle, die es angeht!» Die Kritik am Team und den Medien kam nicht gut an. Und nach drei Ehe-Jahren liess sich Bottas im Dezember 2019 scheiden.
Chaoten des Jahres
Ferrari – Seit 2007 (Räikkönen) und 2008 (Team) wartet Ferrari auf einen WM-Titel. Die Roten müssen vielleicht noch lange warten! Was Ferrari 2019 aufführte, war neben drei Siegen, verpassten Boxenstopps und vielen chaotischen Funksprüchen zirkusreif. Bis zum internen Brasil-Crash. Freunde werden Vettel und Leclerc sicher nie. Wenn Chef Binotto nicht härter durchgreift, bekommt er die Probleme kaum in den Griff. Auch die dauernden Gerüchte um eine Motoren-und Benzin-Schummelei störten.
Einkauf des Jahres
Nicholas Latifi – Einen Tag vor dem ersten Training in Abu Dhabi war das Fahrerfeld 2020 komplett. Der Kanadier Nicholas Latifi (24) wurde von Williams-Mercedes als Fahrer neben George Russell bestätigt. Keine Überraschung, dass sich der Formel-2-Zweite mit rund 30 Millionen Dollar beim Schlusslicht einkaufen konnte. Seine Eltern – beide Milliardäre! Der Vater kontrolliert den Gefrierprodukte-Markt. Die Mutter kommt aus der reichsten Familie in Kanada.
Applaus des Jahres
Robert Kubica – Die Fangemeinde des Polen ist gross. Der einzige Sauber-Sieger 2008 in Kanada (mit BMW-Power) war 2019 bei Williams-Mercedes der Held: Er holte dank der Alfa-Sauber-Doppelstrafe in Hockenheim (illegale Kupplungs-Einstellung) den einzigen WM-Punkt für das Schlusslicht. «Für mich war das Comeback nach acht Jahren ein Sieg. Ich habe viele Leute überrascht und gezeigt, dass ich trotz meiner Hand-Behinderung voll da bin! 2020 bleibe ich irgendwo in der Formel 1.» Racing Point-Tester?
Team des Jahres
McLaren-Renault – Mit 145:91-Punkten haben die Briten als WM-Vierter ihren Motorenlieferanten Renault lächerlich gemacht. Der frühere BMW-Sauber- und Porsche-Mann Andreas Seidl (43) hat den Briten als Chef den deutschen Geist eingehaucht. Und nachdem man Stinkstiefel Alonso loswurde, konnten der kämpferische Sainz und Supertalent Norris richtig aufblühen. Nach 2072 Tagen (Button und Magnussen in Melbourne 2014) gab es in Brasilien endlich wieder einen Podest-Auftritt.
Ärgernis des Jahres
FIA – Der Weltverband ist selber schuld, dass seine Kommissäre dauernd in der Kritik stehen. Wer ein Regelbuch so dick wie die Bibel hat, der macht sich das Leben selber schwer. Auch in Abu Dhabi lieferte der Technische Abgeordneter Jo Bauer pflichtbewusst seine «Anklage» an die Kommissäre weiter. Dieses FIA-Gericht mit vier Leuten fällte in Abu Dhabi im Benzin-Skandal gegen Ferrari auch ein Skandal-Urteil. Das Technische Vergehen wäre mit Rausschmiss bestraft worden. Man nahm einfach «nur» das sportliche Reglement als faulen Kompromiss – 50'000 Euro Strafe!