Ferrari-Boss nicht in Weihnachtslaune
«... dann sind wir am GP-Sport nicht mehr interessiert»

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne fordert bei der Medienkonferenz: «Wir geben jedes Jahr Hunderte von Millionen Euros aus. Da brauchen wir Stabilität.» Und einmal mehr hört man das drohende Wort von einem roten Ausstieg.
Publiziert: 14.12.2015 um 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:01 Uhr
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Ferrrari-Präsident Sergio Marchionne findet deutliche Worte.
Foto: Getty Images
Von Roger Benoit aus Maranello

Nur gerade acht Formel-1-Reporter sind nicht aus Italien angereist. Aber auch sie staunen in den 80 Minuten über die deutlichen Worte von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne (63), der neben ihm Teamchef Maurizio Arrivabene (58) kaum zu Wort kommen lässt.

Der Krach mit Bernie Ecclestone (FOM) und Jean Todt (FIA) wegen Motoränderungen (spätestens ab 2018) lässt den Mann im Pullover explodieren.

Einmal mehr in den 45 Grand-Prix-Jahren hört BLICK aus Italien das drohende Wort von einem roten Ausstieg. Marchionne: «Es wäre eine Schande, es macht mich krank. Ich glaube niemand will Ferrari nicht mehr in der Formel 1 sehen. Auch Mercedes braucht uns! 2016 müssen wir mit Mercedes um die WM kämpfen können. Mit Daimler-Chef Zetsche bin ich befreundet, er respektiert zwar Ferrari, aber wir müssen uns auf den Pisten noch mehr Respekt verschaffen.»

Plötzlich bricht im halbleeren Raum die alte Kampfstimmung auf. Marchionne: «Beim Saisonstart in Australien werden wir sehen, wer über den Winter am besten gearbeitet hat. Doch wir müssen mit unseren Rivalen auch die Zukunft genau planen. Es geht nicht, dass die Motoren plötzlich allein im Mittelpunkt stehen. Sie wurden ja einst mit einem klaren Reglement bis 2020 bestätigt. Wenn die Formel 1 auf das US-Niveau der Nascar-Serie absteigt, sind wir am Grand-Prix-Sport nicht mehr interessiert.»

Marchionne, der kühle Rechner: «Ich verstehe, dass Ecclestone und Todt unter Druck von den kleinen Teams stehen. Aber das war schon oft der Fall. Zurück zu den V8-Saugmotoren, das geht nicht. Wir können ja auch nicht sagen, schaffen wir die Mobiltelefone ab und kehren zu den alten Telefonapparaten zurück.»

Der Ferrari-Präsident weiter: «Dass wir dem Red Bull-Team nicht die gleichen Motoren geben können, ist doch logisch und kann bei so einem akzeptierten Gegner eben auch gefährlich sein. Ich will nicht einen Red Bull-Ferrari siegen sehen, sondern Ferrari.»

Die Stimmung nimmt zu. Marchionne: «Niemand auf dieser Welt versteht die Regeln, alle brauchen Anwälte. Also müssen sie einfacher werden.» Für die Formel-1-Meute voller Hass und Neid sind die Regeln erst einfach, wenn man gewinnt…

Aber auch die Kosten müssen endlich runter. Ecclestone und Todt haben beim Weltrat Hilfe geholt und sich in Notfällen (Reglement und Kostensenkung) die alleinige Macht zuschreiben lassen! Doch Ferrari hat ein lebenslanges Vetorecht. Das bis jetzt erst einmal benutzt wurde.

Nun, bis zum 16. Januar müssen alle Teams ihre Vorschläge für die Zukunft ablifern. Dann beginnt erst das brutale Hauen und Stechen.

Wenigstens einmal wurde es im Saal etwas weihnächtlicher. Marchionne: «Am letzten Samstag hat Vettel in Maranello vor über tausend Mitarbeitern eine Rede gehalten. Auf italienisch! Er hat sich dabei perfekt vorbereitet, wie mit den Autos. Der Deutsche ist innerhalb von einem Jahr schon ein echter Ferraristi geworden. Das schaffte Fernando Alonso bei uns in fünf Jahren nicht!»

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