Familien-Drama für die Ewigkeit
Wollen wir wirklich wissen, wie es Schumi geht?

Die Ärzte schweigen schon lange. Der Fall von Michael Schumacher, der am 3. Januar 50 wird, wurde offenbar zu den Akten gelegt. 1827 Tage nach dem Ski-Drama in Méribel tauchen kaum mehr Gerüchte auf. Die irreparablen Hirnschäden lassen keine Spekulationen zu.
Publiziert: 29.12.2018 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2019 um 21:41 Uhr
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Heute jährt sich das Ski-Drama um Michael Schumacher zum fünften Mal.
Foto: imago/Eibner
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Roger BenoitFormel-1-Experte

Nur noch die «Bunte» versucht weiter, mit exklusiven Storys die Auflage zu erhöhen. Mit dem Höhepunkt vor drei Jahren, als man zu Weihnachten titelte: «Schumi kann wieder gehen!»

Und jetzt tauchten im Herbst 2018 dort gleich zwei Geschichten auf, die den Fans aber kaum Hoffnung geben. So hatte nach dem Unfall der deutsche Musiker Sascha Herchenbach (39) das Lied «Born to fight» für den siebenfachen Weltmeister und dessen Familie geschrieben.

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«Michael ist ein Kämpfer»

Der Bandleader: «Ich war überrascht, dass ich eine Antwort bekam. Darin schrieb Corinna handschriftlich: Wir wissen alle, dass Michael ein Kämpfer ist – und er wird nicht aufgeben!» Das plötzlich entdeckte Dokument ist einige Jahre alt …

Kurz darauf erschien – wieder in der «Bunte» – der deutsche Erzbischof Georg Gänswein (62) auf der Bildfläche. Er plauderte munter drauf los, wie er 2016 den 91-fachen GP-Sieger am Genfersee besuchte.

Er hielt ihm auch die Hände. Seine offenen Aussagen waren dem Schumi-Clan wohl ein Dorn im Auge. Denn mit einer einstweiligen Verfügung verbot man jetzt den Medien, die gemachten Aussagen des Geistlichen weiter zu drucken.

«Ich weiss alles über Michael»

In dieser privaten Beziehung meldet sich jetzt immer öfters ein Mann zu Wort, der als FIA-Präsident die Öffentlichkeit suchen muss: Jean Todt (72). Bei «Sport-Bild» verriet der Franzose, der als Ferrari-Teamchef mit dem Deutschen fünfmal Weltmeister wurde: «Meine Beziehung zu Michael ist enger als zuvor. Ich war ihm schon vor dem Unfall sehr nahe. Ich kann nicht für ihn sprechen, aber ich würde sagen: Ich weiss alles über ihn! Er hat sich vor seinem Unfall ja auch in meinen Institut für Gehirn- und Rückenmarkschäden engagiert. Er war wohl der grösste Investor!»

TV, Motorenlärm – ohne Wirkung

Jeder kann die öffentlichen Worte von Todt auf die eigene  Art deuten. Seine Aussage geht aber weiter: «Ich habe immer noch regelmässig Kontakt zu Michael. Zweimal im Monat bin ich bei ihm. Ich habe mit ihm auch den GP von Brasilien verfolgt. Michael ist ein Freund. Zur gesamten Familie besteht ein Bande der Freundschaft und des Vertrauens!»

Dass Schumi alle Rennen am TV verfolgt, ist schon lange bekannt. Im Haus soll oft auch Motorenlärm zu hören sein. Reaktionen des Superstars darauf sind aber sehr selten, ausser mit wenigen undefinierbaren Lauten.

Die alte Frage: Wie geht es Schumi?

Aber auch Todt darf und will nicht über die Gesundheit seines früheren Piloten sprechen. Und da kommen wir, auch dieses Jahr, zur entscheidenden Frage: Wie geht es Schumi?

Offene Kommunikation oder Ruhe für die Familie? Die Meinungen, vor allem in den sozialen Medien, bleiben geteilt. Nochmals: Was bei Prominenten in Film, Musik, Politik oder in Adelshäusern unmöglich wäre, gelingt dem Schumi-Clan: Man schweigt. Und erfreut sich jetzt einfach an den erfolgreichen Kindern Mick (19, Rennsport) und Gina-Maria (21, Westernreiten). Beide profitieren natürlich auf allen Ebenen vom Namen ihres Vaters.

Kinder stehen unter Druck

Beide Kinder, die vorher von Vater Michael medienmässig total abgeschottet wurden (keine Fotos, keine Namen), geben jetzt sogar TV-Interviews. Und der Rummel wird noch grösser, vor allem bei Mick.

Zwei junge Sportler, die auch sehr sympathisch rüberkommen und mental unheimlich unter Druck stehen, werden nie aus dem Schatten ihres Erzeugers treten können. Und persönliche Fragen über Michael werden von beiden natürlich weiter nicht bentwortet.

Feiern ohne den Hauptdarsteller

Und deshalb müssen wir uns nach fünf Jahren sogar brutal fragen: Wird Schumi nach aussen immer mehr zum Vergessen freigegeben? Auch wenn sich jetzt zum 50. Geburtstag die Medien an den Champion wieder erinnern und in Maranello sogar das Haus-Museum dem grössten roten Fahrer eine Ausstellung widmet. Und Wegbegleiter erzählen ihre Erlebnisse mit dem Deutschen, der seit über 20 Jahren in der Schweiz lebt. Nur leider fehlt bei all diesen  Festakten der lebende Hauptdarsteller.

Aber vielleicht heisst die grosse Frage fünf Jahre nach dem Ski-Drama sowie dem Kampf um Leben und Tod einfach nur: «Wollen wir wirklich wissen, wie es Schumi geht?»

Der undankbare Job von Frau Kehm

BLICK hatte im Dezember mit der jahrelangen Schumi-Managerin Sabine Kehm (53) in Abu Dhabi eine heftige Diskussion über die Kommunikation, während Formel-3-Europameister Mick bei seinem ersten Formel-2-Testfahrten schon recht flott unterwegs war.

Kehm («Ich bin von der Familie Schumacher angestellt») hat sich Dutzende Male das Video vom Unfall an jenem sonnigen 29. Dezember 2013 angeschaut: «Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, dass ein so harmlos aussehender Sturz solche Folgen hat.»

Die Suche nach Fake News

Die frühere Journalistin («Die Welt») hat seit fünf Jahren einen megaschweren Job, um die Privatsphäre der Familie zu schützen. Sie muss das Internet nach Lügen absuchen. Doch auch die Foto-Angriffe aus dem Wald, der Luft oder vom See her haben stark abgenommen. Das Haus in Gland VD wird jedoch weiter bewacht.

Schumi-Fans bleiben gespalten

Auch Kehm fragt: «Wollen seine Fans wirklich wissen, wie es ihm geht?» Allein in dieser einfachen Frage steckt eine heimliche Antwort: Es geht ihm weiter nicht gut, weil die Hoffnung auf eine Verbesserung des Leidens bei Null angelangt ist. Und Kehm sagt auch richtig: «Jede offizielle Meldung aus dem Hause Schumi würde nur wieder die Spekulationen ankurbeln.»

Damit müssen beide Millionen starken Fan-Lager, die auch viele private Millionen in die Karriere ihres Helden steckten, noch lange leben. Die, die es wissen wollen – und die, die es eben nicht wissen wollen.

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