Und plötzlich schaut man ihm wieder in die Augen: Michael Schumacher (49) spricht in einem Video-Interview auf seiner Homepage zu seinen Fans.
Die Aufnahmen sollen kurz – rund zwei Monate – vor seinem lebensverändernden Ski-Unfall im Dezember 2013 im französischen Méribel entstanden sein und wurden nun von seiner Familie veröffentlicht. Es ist also das erste Mal seit fünf Jahren, dass man unveröffentlichte Aufnahmen von Schumi zu sehen bekommt.
Schumi über Zweifel und Ambition
Der Formel-1-Rekordchampion lässt darin seine unvergessliche Karriere – 91 GP-Siege, 7 WM-Titel – Revue passieren. Schumi spricht über seine Titel, seine Gegner, über Zweifel und Ambition.
Eine berührende Situation. Denn seit seinem Unfall, bei dem sich der Deutsche schwere Hirnschäden zuzog und seither auf seinem Schweizer Anwesen in Gland VD gepflegt wird, hörten oder sahen seine Fans nichts mehr von ihrem Champion.
Schumi beschreibt im Video seinen emotionalsten Titel – den ersten auf Ferrari im Jahr 2000 in Japan: «21 Jahre lang kein Titel für Ferrari. Auch selber bin ich vier Mal gescheitert im Ferrari. Dann endlich dieser Sieg – und damit auch die Meisterschaft. Das war ein ganz spezieller Moment.»
«Häkkinen – ein absolut harter Hund»
Auf den härtesten Gegner seiner Karriere angesprochen antwortet Schumi: «Das war definitiv Mika Häkkinen. Auf der Strecke ein absolut harter Hund. Aber neben der Strecke total fair. Und das hat mir sehr imponiert.»
Schumi fährt fort: «Zweifel gehören für mein Dafür zu jedem Rennfahrer, zu jedem Sportler. Wer nicht an sich zweifelt, hat auch nicht die Kapazität, sich zu verbessern. Das war für mich immer eine Grundeigenschaft. Nach dem nächsten Schritt zu suchen und mich verbessern zu wollen.»
Für Schumi ist die Formel 1 «letzten Endes eine One-Man-Show»: «Der Rennfahrer sitzt hinter dem Lenkrad und muss die Entscheidungen treffen und das umsetzen. Nur: Bis es überhaupt dahin kommt, und in welcher Art und Weise er dies alles umsetzen kann, dafür braucht er sein Team. Auch in entscheidenden Momenten, der Strategie, der Informationen, um wirklich zu wissen, wie entwickelt sich ein Rennen, wann weiss man, was zu tun ist. Insofern war für mich der Team-Erfolg immer an vorderster Front.»
Sein Idol heisst auch Schumacher
Schumi, dessen Sohn Mick zuletzt die Formel-3-Meisterschaft gewann und das Talent quasi in die Wiege gelegt bekam, sagt zum Thema Talent: «Man braucht sehr viel mehr, als nur Talent, um im Formel- oder Motorsport gross zu werden. Aber der Kartsport bietet zumindest die Möglichkeit, die Grundsubstanz des Talents überhaupt herauszufinden.»
Ob er denn als junger Rennfahrer ein Idol gehabt habe, wird Schumi gefragt. Er antwortet: «Witzigerweise hatte ich nicht wirklich ein Idol aus dem Rennsport. Zu Kart-Zeiten natürlich. Da gabs einen Vincenzo Sospiri, da gabs auch einen Ayrton Senna. Aber ein richtiges Idol war eigentlich Toni Schumacher! Weil ich hatte damals auch die Leidenschaft Fussball und das war eher derjenige, dem ich nacheifern wollte.»
Während der kleine Michael Schumacher also seinem Namensvetter und Deutschland-Goalie Toni nacheiferte, tut ihm dies heute neben seinem Sohn so manch ein junger Kart-Pilot gleich. (wst)