Warum tut sich Ferrari so schwer, die Wahrheit zu sagen? Für Kimi Räikkönen wäre (oder eben ist) der Rauswurf keine grosse Überraschung mehr. Auch der kleine Kimi-Fan aus Frankreich, Thomas (7), rechnet jeden Tag mit der offiziellen Meldung. Der Bub wurde beim GP von Spanien 2017 weltberühmt, als er nach dem Startcrash von Räikkönen mit Bottas und Verstappen hemmungslos auf der Tribüne zu weinen begann. Und plötzlich war er für einige Sekunden für Hunderte Millionen Zuschauer gross im Bild. Thomas («Meine Katze heisst Schumi») wurde darauf mit seinen Eltern noch an die Boxen eingeladen, wo sie Kimi treffen konnten. Jetzt leidet Thomas wieder.
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Räikkönen (bald 39) stolpert nun über das Vermächtnis von Ex-Ferrari-Guru Sergio Marchionne (+66). Dieser machte mit Sauber-Pilot Charles Leclerc und dessen Manager Nicolas Todt einen Vorvertrag für 2019. Und diesen kann und will Ferrari jetzt nicht mehr auf gerichtlichem Weg anfechten. Da man sich dann ja auch mit FIA-Boss Jean Todt anlegen müsste...
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Für Kimi ist und muss endlich klar sein, dass er jetzt nur noch für sich fahren muss. Seine 18. Pole in Monza und der 100. Podest-Auftritt zeigen, dass der Finne noch in Topform ist. Seine Freundschaft mit Sebastian Vettel ist angekratzt. Die Härte im Startduell hat den Deutschen in Italien sicher überrascht. In den letzten sieben Rennen kann Ferrari eine Stallorder vergessen. Kimi, seit 109 WM-Läufen sieglos, hat seine Rennfahrer-Seele schon zu oft verkauft. Zur Erinnerung: In Singapur, wo es nächsten Sonntag zum 15. Grand Prix kommt, sind Vettel, Räikkönen und Verstappen beim Startcrash ausgeschieden – den Sieg auf der Angstrecke von Mercedes erbte Lewis Hamilton.
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Bei den Silberpfeilen ist eine Stallorder gar nicht mehr nötig. Die Rennintelligenz von Valtteri Bottas (29) genügt, wie Monza klar zeigte. Er bremste Räikkönen ein, damit Hamilton aufschliessen konnte. Und sich Kimi dabei die Reifen kaputtfuhr. Bottas weiss, dass er für 2020 um den Sitz fighten muss, sollte Mercedes sein grösstes GP-Talent, Esteban Ocon, für 2019 nirgendwo unterbringen können.
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Wie geht es Niki Lauda? Mercedes-Chef Toto Wolff: «Niki braucht jetzt einfach viel Ruhe und Geduld.» Nur die Familie, die auch die Kommunikation gut überwacht, darf zu ihm. Und Niki? Der guckt sich alle Rennen am TV an.