Als Ferrari zu Beginn des Jahrtausends mit fünf Schumi-Titeln in Serie unschlagbar schien, gehörte sein Gesicht untrennbar zu den Erfolgen der Roten: Luca di Montezemolo, Scuderia-Boss von 1991 bis 2014.
Obwohl die Traumehe zwischen Ferrari und Montezemolo nach einem Streit mit Fiat-Sanierer Sergio Marchionne (†2018) ein unschönes Ende fand, fiebert der charismatische Italiener noch heute vor dem TV mit seiner alten Liebe mit. «Eine Passion wie Ferrari dauert lebenslang», sagt der heute 71-Jährige zum italienischen Radiosender «GR Parlamento».
Warum es seinem Ex-Team 2018 erneut nicht zum Titel reichte, ist für Montezemolo klar: «Lewis Hamilton hat den Unterschied gemacht, das war für mich die beste Saison des Engländers. Auch er hat Moment der Schwäche und kann in eine Krise schlittern, aber in diesem Jahr war er so stark – auch im Ferrari wäre er Weltmeister geworden.»
«Vettel hat WM-entscheidende Fehler gemacht»
Stellt er damit etwa die Qualitäten von Hamilton-Rivale und Ferrari-Star Sebastian Vettel in Frage? Montezemolo: «Ich sage das nicht, um Vettels Leistungen zu schmälern. Er hat WM-entscheidende Fehler gemacht. Aber er stand auch unter enormem Druck, um Hamilton die Stirn zu bieten. Vettel ist ein Weltklasse-Fahrer, der Ferrari sehr nahe steht. In enttäuschenden Momenten muss man ihm zur Seite stehen, zumal nun mit Charles Leclerc ein sehr starker junger Fahrer ins Team kommt.»
Vettel und Ferrari müssten deshalb die Flinte nicht ins Korn werfen. Montezemolo erinnert sich: «Auch Michael Schumacher hat zunächst Fehler gemacht. Fehler müssen offen angesprochen werden, aber gegen aussen muss man das Team verteidigen. Ich sehe heute ein anderes Ferrari als 2014, als ich das Team verlassen habe. Ferrari hat ein gutes Auto gebaut, in einigen Situationen war es besser als der Mercedes. Aber es fehlte das letzte Quäntchen. Es gab Momente, da dachte ich wirklich, dass es endlich mit dem Titelgewinn klappen wird.»
Bekommt man da nicht Lust, nochmals bei Ferrari einzusteigen, Herr Montezemolo? «Auf einer Skala von 1 bis 100 würde ich sagen – unter null.» (red)