Im zweiten Training liessen es dann die silbernen Seriensieger von 2014 bis 2020 etwas lockerer angehen. Volle Konzentration auf die Reifen für die Qualifikation am Samstag (15 Uhr MEZ) und das letzte Rennen am Sonntag (14 Uhr MEZ). Beide natürlich live am Fernsehen. Fürs Finale ist selbst SRF in die Wüste gereist.
Der 113. Premierensieger
Doppel-Weltmeister Max Verstappen (25), der in den ersten 60 Minuten dem erstaunlichen Neuseeländer Liam Lawson (5.) Platz machen musste, war dann in der Abenddämmerung richtig heiss. Bei immerhin noch 31 Grad hämmerte er im Red Bull-Honda einige Bestzeiten hin.
Bis ihm Brasilien-Premierensieger George Russell (24) im Mercedes nach 30 Minuten etwas näher kam. Der Brite ist übrigens der 113. Pilot, der mindestens einmal triumphieren konnte. Russell brauchte 81 Anläufe.
Ricciardo bei Red Bull
Im Mittelpunkt beim WM-Finale nach der längsten Saison (22 Rennen) stehen natürlich vier Fahrer, die 2023 nicht mehr dabei sind: Schumi (Haas, darf als dritter Mann zu Mercedes), Ricciardo (McLaren, der vor wenigen Stunden bei seinem alten Team Red Bull als Ersatzmann unterschrieb) und Latifi (Williams, der nichts mehr von der Formel 1 wissen will).
Vettel gegen Hinwil
Der einzige Pilot, der freiwillig ade sagt: Sebastian Vettel (35). Der vierfache Weltmeister und 53-fache GP-Sieger versucht am Sonntag im grünen Aston Martin-Mercedes mit der Startnummer 5 den letzten Angriff auf Alfa-Sauber.
Der Kampf Bottas/Zhou (Alfa-Sauber) gegen Vettel/Stroll (Aston Martin-Mercedes) ist also unter Flutlicht lanciert. Alle vier Piloten lagen im zweiten Training im Mittelfeld eng zusammen. Positionen 10, 12, 13 und 14.
Noch sind die Hinwiler mit einem 55:50-Vorsprung WM-Sechster. Und unter normalen Umständen sollte nichts mehr schiefgehen. Vor allem, wenn die drei Topteams ihre Boliden ins Ziel bringen.
Was verschweigt Max?
Doch bei Red Bull-Honda (16 Saisonsiege) ist seit Brasilien die Hölle los. Und kaum jemand, nicht einmal intern, weiss, worum es eigentlich geht! Tatsache ist, dass Verstappen im Hauptrennen seinen 6. Platz nicht an Pérez abgeben wollte – trotz klarer Stallorder. Das Fazit: Leclerc (Ferrari) und Pérez steigen mit je 290 Punkten ins Finale um die Vizemeisterschaft (zum WM-Stand gehts hier).
«Es ist eine persönliche Sache», sagt Verstappen und schweigt. Klar, dass da die Spekulationen hochgehen. Und der Doppel-Weltmeister wurde sauer: «Wenn ihr nichts wisst, dann bleibt ruhig und greift vor allem nicht meine Familie an. Das ist inakzeptabel.».
Rache für Monte-Carlo?
Durch die Blume liess der 14-fache Saisonsieger später allerdings verlauten, dass es mit Monte-Carlo zusammenhängt. Aber da war der Shitstorm schon da und der Holländer wurde als schlechter Teamkollege im Netz abgeschossen.
Nun, wenn Verstappen öffentlich auspackt, könnte er damit eine späte Untersuchung der FIA gegen Pérez und Red Bull auslösen!
Was war in Monte-Carlo? Der Verstappen-Clan ist offenbar überzeugt, dass Pérez am Ende der Qualifikation (als zwei Ferraris vorne lagen) seinen Red Bull in der Portier-Kurve (die vor dem Tunneleingang) absichtlich in die Leitplanken gelenkt hat. Und dabei sogar noch Sainz abschoss!
Die versaute Pole-Position
Warum? Verstappen glaubt, dass ihm der Mexikaner, der am Sonntag den Klassiker gewann, eine mögliche Pole-Position versauen wollte. Denn der Holländer war am schnellsten unterwegs …
In Monte-Carlo sind solche «Unfälle», die die gelben Flaggen auslösen, in den letzten Minuten nicht selten. So parkierte Schumi den Ferrari 2006 Millimeter vor den Leitplanken in Rascasse, um Alonso (Renault) an der Pole zu hindern. Nun, Schumi wurde bestraft, musste als Pole-Mann nach hinten – und Alonso startete vorne. Und siegte.
Täter Rosberg und Piquet
Und vor einigen Jahren rutschte Nico Rosberg in der letzten Minute absichtlich bei Mirabeau gerade aus – und verhinderte dadurch die Pole-Position von Teamkollege Hamilton. Formel 1 eben …
Ganz brutal das «Crashgate» 2008 in Singapur. Damit Alonso gewinnen konnte, forderte das Team um Briatore Piquet junior auf, eine Gelbphase auszulösen. Dass dieser dann gleich den Renault in der Mauer zerstörte, ist wohl eine Intelligenzfrage.
Der Brasilianer verlor bald den Job und Briatore hatte fünf Jahre Berufsverbot. Und natürlich siegte Alonso …