Im ersten Training auf der 4,3 km langen Rumpelpiste lag der dreifache Champion Hamilton vor Verstappen und WM-Leader Rosberg. Bei dieser Reihenfolge im 71-Runden-Rennen würde die Entscheidung vertagt – und der Vorsprung des Deutschen auf 9 Punkte schrumpfen.
Mercedes-Chef warnt Vater Verstappen
Aber aufgepasst: Mad Max Verstappen (19) hat im Red Bull schon angekündigt: «Mich kümmert es nicht, wer Weltmeister wird. Ich will nur gewinnen!» Bei Mercedes ist deshalb schon die grosse Angst ausgebrochen. Teamchef Toto Wolff telefonierte jetzt sogar Vater Jos Verstappen und fleht den Holländer an: «Mach deinem Sohn klar, dass er den Titelkampf nicht stören soll.»
Klarer Vorteil Rosberg
Im zweiten Training lag Hamilton dann mit 0,030 Sekunden direkt vor Rosberg. Endet auch das Rennen so, hätte Nico vor dem Wüsten-Finale immer noch 12 Punkte Vorsprung. Und den dritten Matchball.
Sauber jagt Manor
Auch am Ranglisten-Ende ist noch alles offen: Schafft Sauber diesen goldenen, rund 20 Millionen Dollar wertvollen, Punkt noch? Es darf ruhig gewettet werden…
Seltsam: Wie Gegner Manor-Mercedes (ein WM-Punkt) hat auch Sauber-Ferrari (22 Nuller in Serie) seine Fahrer für 2017 noch nicht bekanntgegeben. Sonst sind ja alle neun Teams jetzt besetzt! Klar, dass die Gerüchte und Spekulationen rundum die rote Laterne dadurch weitere Nahrung bekommen.
Fragezeichen über Nasr
Sicher ist eigentlich nur, dass der Schwede Marcus Ericsson (26) in Hinwil bleibt. Über Felipe Nasr (24), der ja unbedingt weg wollte, hängt offenbar noch ein Fragezeichen. Die natürlich unberechtigten Anschuldigungen (Benachteiligung, Sabotage), vor allem durch das Brasil-TV, sind der Führung im Zürcher Oberland mit Recht ein Dorn im Auge.
Aber wer sollte den Brasilianer ersetzen? Vor allem überweist Nasr ja auch eine zweistellige Millionen-Mitgift von Banco do Brasil in die Schweiz.
In den ersten 90 Minuten bei sonnigem Wetter und 27 Grad (38 auf dem Asphalt) landeten die beiden Sauber-Boliden auf den Plätze 16 (Nasr) und 17 (Ericsson). Immerhin war Nasr mit 348,7 km/h nach einer Stunde der schnellste auf der langen Geraden.
Am Nachmittag, als es fünf Grad heisser war (Asphalt sogar 49) sah es kaum anders aus: 17. Nasr, 21. Ericsson.
Gutiérrez arbeitlos…
Bei Manor sind verschiedene Fahrer im Gespräch, aber nicht mehr der bei Haas-Ferrari entlassene Mexikaner Esteban Gutiérrez (25). Der frühere Sauber-Pilot mit sechs WM-Punkten (2013 Siebter in Japan) muss sich wohl nach einem andern Arbeitsfeld umsehen. Seine Heirat bleibt 2016 der Höhepunkt – die Gerüchte um ein Comeback bei Sauber bleiben auch solche.
Sirotkin hofft weiter…
Eine andere Transfer-Figur, die bei Sauber einst die Zukunft sein sollte, ist der Russe Sergei Sirotkin (21). Der GP2-Pilot durfte im ersten Training für Kevin Magnussen (geht zu Haas) bei Renault nur zehn Runden drehen, dann spukte die Benzinzufuhr! Dafür musste er Millionen hinlegen, die natürlich auch bei Manor für einen Stammplatz willkommen wären.
Mercedes: 50. Sieg seit 2014?
Beide Trainings liessen keine Zweifel offen: Mercedes peilt den 50.Sieg seit dem Start ins Hybrid-Zeitalter 2014 an! Was für eine lähmende Statistik. Der GP Brasilien ist übrigens am Sonntag das 58. Rennen seit die Formel 1 mit den leisen Motoren unterwegs ist.
Die Silberpfeil-Verfolger haben am ersten Tag in Sao Paulo ihre Namen nicht geändert: Red Bull-Tag Heuer (Renault-Power), Force India-Mercedes, Williams-Mercedes, Ferrari. Die Roten müssen wohl ihren ersten Sieg seit Singapur 2015 (Vettel) weiter verschieben, ausser am Sonntag überfällt ein Gewitter den GP-Zirkus beim Start um 17 Uhr MEZ (TV live).
Ungeduldiger Räikkönen
Nur einmal gab es in den Trainings etwas Aufregung, sieht man von einem Vettel-Dreher in die Wiese ab. Um 14.25 Uhr Lokalzeit sorgte die Aktion vom andern Ferrari-Fahrer, Kimi Räikkönen, für eine Anhörung vor den FIA-Kommissären.
Der Finne überholte rechts auf der Geraden Carlos Sainz (Toro Rosso) – und bog dann gleich vor dem Spanier links in die Boxengasse ein. Ein unnötiges Manöver, da Kimi locker noch die 150 Meter hinter Sainz hätte bleiben können.
«Bringt Alonso einen Stuhl»
Später musste Fernando Alonso (35) seinen McLaren-Honda wegen eines Hybrid-Problems ausrollen lassen. Und schon wurde getwittert: Bringt dem zweifachen Weltmeister wieder einen Sonnenstuhl. Denn genau vor einem Jahr hatte dieses Bild hier aus Sao Paulo weltweit für Millionen Klicks gesorgt, als sich Alonso bei seinem Ausfall in der Qualifikation einfach neben seinem Auto auf der Wiese in einen Stuhl setzte und die Sonne genoss… Doch diesmal verfolgte Alonso das Training hinter einem Drahtzaun. Aber den Schluss verfolgte er dann tatsächlich auf einem herbeigebrachten Stuhl vor einem TV-Monitor…