Montreal: Stars küssten Mauern
Ferrari-Duo vorne – Plattfuss stoppte Hamilton

Wenigstens das Wetter lachte am ersten Trainingstag bei 26 Grad. Sonst hatten die 18 «Gegner» von Seriensieger Mercedes am Morgen kaum Grund zur Freude: Hamilton und Bottas dominierten nach Belieben. Am Nachmittag durfte Ferrari für einmal glänzen: Leclerc vor Vettel.
Publiziert: 07.06.2019 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2019 um 23:05 Uhr
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Charles Leclerc ist der Tagessieger vom Freitag.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Montreal

Alarm bei Mercedes um 14.25 Uhr, als der britische WM-Leader  in Kurve neun anschlug und mit einem Plattfuss hinten rechts an die Boxen zurückrollen musste. So musste der WM-Leader an den Boxen sehr früh Feierabend machen, fiel auf den 5. Tagesplatz zurück.

Auch Giovinazzi crashte

Am gleichen Ort hatte es am Morgen den Italiener Antonio Giovinazzi (25) im Alfa-Sauber erwischt. Beim Hinwiler Team wundert man sich immer wieder über die schnellen Zeiten von Giovinazzi, die dann im Nichts verschwinden. Im ersten Training lag der leider immer mehr verunsicherte Italiener nach 57 Minuten an siebter Stelle – und dann der erste Crash des Tages.

Räikkönen stürzte ab

Sein finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen (39) ging mit der guten Position sechs in die Mittagspause. «Wir müssen wieder weg vom 9. WM-Platz», das hat Kimi als Montreal-Ziel angegeben. Am Nachmittag dann wieder das alte Problem mit den Reifen – kein Grip, nur noch Platz 16.

2005 hatte Räikkönen hier im McLaren-Mercedes gewonnen – vor dem Ferrari-Duo Schumi und Barrichello sowie Felipe Massa im Sauber....

Sonne bis Sonntag...

Zurück zum Wetter: Die Sonne soll die Formel 1 im Wetterloch Montreal sogar bis Sonntag begleiten. Also keine nasse Hoffnung beim GP von Kanada. Und deshalb auch keine Überraschungen ab 20.10 Uhr MEZ (TV live)?

Ja, die 70-Runden-Schlacht neben dem Casino und dem Olympischen Ruderbecken von 1976 soll bei über 30 Grad steigen.

Neuer Motor im Mercedes

Zwei Rennen nach Ferrari (Spanien) setzt jetzt auch Mercedes den zweiten von drei erlaubten Motoren 2019 ein. Ein weiterer Wechsel würde sofort Strafplätze nach sich ziehen.

Bei Mercedes nahm man die «Niederlage» gegen Ferrari gelassen. In der Qualifikation am Samstag ab 20 Uhr MEZ (TV live) werden plötzlich wieder einige PS aus dem Hybrid-Hut gezaubert. Red Bull-Berater Dr. Marko zu BLICK: «Dann sind die Silberpfeile im Top Ten-Finale auf einmal um 0,5 Sekunden schneller!»

Verstappen küsste heiligen Ort

Der fliegende Holländer Max Verstappen (21) eröffnete am Nachmitag im Red Bull-Honda als erster das «Kuss-Festival» in der letzten Schikane. Die mit 130 km/h angepeilte Wall of Champions ist auch dieses Jahr ihrem gefährlichen Ruf gerecht geworden. Bis Sonntag werden dort noch mehr Piloten anschlagen....

Die sechs Premierensieger

Gleich ein halbes Dutzend feierte seit der Montreal-Premiere 1978 hier am Olympischen Ruderbecken von 1976 den ersten Grand-Prix-Sieg.

Für Jean Alesi (Ferrari) war es 1995 an seinem 31. Geburtstag auch der einzige seiner Karriere. Dass er dabei das ganze Funksystem in die Zuschauermenge warf, haben ihm die Italiener längst verziehen.

Kubica liess auch Sauber jubeln

2008 war Kanada für den Polen Robert Kubica im BMW-Sauber ebenfalls die einzige Jubelstätte  – ein Jahr nach seinem Horror-Crash am selben Ort. Auch die Hinwiler blieben seither sieglos.

1978 begeisterte Gilles Villeneuve 160'000 Fans im Ferrari mit dem Heimsieg. 1989 holte der Belgier Thierry Boutsen im Williams-Renault hier seinen ersten von drei GP-Erfolgen.

2007 begann Hamilton-Show

Vor zwölf Jahren stand Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) in Montreal zum ersten Mal auf der Pole-Position – und eroberte den ersten von jetzt 77 Siegen. 2014 jubelte Daniel Ricciardo erstmals im Red Bull-Renault. Total gelangen dem Australier sieben GP-Triumphe.

Auch Milliarden nützen nichts

Wieder einmal durfte ein Sohn aus reichem Hause am Freitagmorgen ran: Der Kanadier Nicholas Latifi (23) aus Montreal war natürlich im schlechtesten Formel-1-Auto so handicapiert wie Stammpilot George Russell. Der Pole Kubica musste bei Williams-Mercedes zuschauen.

Latifi, in der Formel 2 mit bereits drei Saisonsiegen an der Spitze: «Für nächstes Jahr ist die Formel 1 für mich ein Muss.» Mit den Milliarden einer grossen Lebensmittelkette seiner Familie ist der Weg nach oben etwas einfacher...

Eine Schrecksekunde erlebte der Kanadier im ersten Training, als ein Murmeltier plötzlich über den Asphalt spurtet. Latifi kann gerade noch ausweichen. Fahrer und Tier kommen mit dem Schrecken davon.

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Eigene Stroll-Tribüne...

Der andere superreiche Kanadier, Lawrence Stroll, hat für Lance im Sommer 2018 einfach mal das Racing Point-Mercedes-Team gekauft. Und auf der 4,361 km langen Strecke einfach mal eine LS-Tribüne mit Tausenden von Sitzplätzen aufgestellt. Am Tagesende blieb Rang 10.

Zoff um Grosjean und Stroll

Zwei Fahrer, die immer wieder Kollisionen verursachen, sind heute direkt miteinander in eine verwickelt. Vor einer Schikane wirds eng, Grosjean muss den Notausgang nehmen, flucht am Funk. Resultat: Beide müssen am Abend bei den FIA-Richtern antraben.

GP-Wochenende werden kürzer

Die neuen Formel-1-Besitzer aus Amerika, Liberty Media, haben den Teams endlich die Reformpläne für 2021 mit der Budgetobergrenze usw. vorgelegt. Jetzt gehen die Diskussionen also wieder vorn vorne los. Nun, Ende Monat will man alles vom Weltrat absegnen lassen.

Der Donnerstag ohne Action

Bei den Renn-Weekends will man ab 2021 auf den Medientag und die Fahrzeugkontrolle am Donnerstag verzichten. Alles soll erst am Freitag beginnen. Am Morgen die offiziellen Fahrer-Interviews.  Mit den zwei ersten Trainings von 13 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 18.30 Uhr.

Bald 25 Rennen-Wahnsinn?

Das Ziel ist klar: Man will dank dieser Reduzierung die Saison auf 25 Rennen erhöhen. Ob da alle Fahrer, Medien und TV-Stationen mitmachen? Die meisten Hotels werden weiter nur Pauschalbuchungen für vier oder fünf Nächte annehmen! Hamilton hat schon angekündigt: «Bei 25 Rennen mache ich nicht mehr mit!»

March-Gründer Robin Herd tot

Die schlechten Nachrichten in der Formel 1 reissen nicht ab. Jetzt ist auch einer der vier March-Gründer von 1969 gestorben: Robin Herd erlag nach einer langen schweren Krebserkrankung im Alter von 80 Jahren. Zwei Gründer leben noch: Max Mosley (79) und Alan Rees (81). Graham Coaker starb bereits 1971, als er mit 39 Jahren in einem Formel-2-March verunglückte. March war aus den Namen der vier Gründer entstanden.

March-Gründer Robin Herd ist im Alter von 80 Jahren verstorben.
Foto: Twitter
Resultate des zweiten Trainings.
Foto: Twitter F1
Resultate des ersten Trainings.
Foto: Twitter F1
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