Ideale Bedingungen zu den ersten 90 Trainingsminuten neben dem Olympischen Ruderbecken von 1976. Aussentemperatur 22 Grad, Asphalt 30. Und schon nach sieben Minuten war die Show für Sainz (Toro Rosso-Renault) vorbei. Der Spanier, der in sechs Rennen schon fünfmal punktete (total 25) stellte das Auto mit rauchendem Motor ab.
Dann die rote Dreh-Orgie von Räikkönen und Vettel innerhalb von sieben Minuten an zwei verschiedenen Orten. Doch die Doppelsieger von Monte Carlo konnten ihren Ferrari vor den nahen Mauern schützen.
Vettel: «Probleme kommen»
Auch Ferrari hat also gewisse Abstimmungsprobleme und Vettel warnt: «Die Saison ist noch lange. Es ist ja schön, dass uns Mercedes bereits die Favoritenrolle zuspielt. Aber auch wir werden sicher mal mit Problemen konfrontiert!» Der vierfache Champion kennt das Geschäft, jagt die 48. Pole und den 46. Sieg.
Bei den Silberpfeilen ist die Nervosität deutlich sichtbar. Die weltweite Kritik an Mercedes kann nur mit guten Leistungen auf dem Asphalt gestoppt werden. Die goldenen drei Jahre von 2014 bis 2016 (total 51 Siege in 59 Rennen) sind wohl vorbei.
Mercedes vorne …
Nach 40 Minuten lagen Hamilton und Bottas in Kanada vor Räikkönen und Vettel … Vor allem Sotschi-Sieger Bottas wirkt gelöst. Er weiss, dass er hinter Hamilton die Nummer 2 spielen muss. Nun, der Finne hat sich vor vier Tagen auf dem Eis erholt, trainierte mit einem Spieler und Torhüter des NHL-Rekordmeisters Montreal Canadiens. Über eine Stunde: «Da kann man für einige Momente auch mal von der Formel 1 abschalten.»
Die Lockerheit von Bottas brachte ihm nach einer Stunde mit 1:14,046 die Führung – 0,127 Sekunden vor Hamilton. Der Brite schlug sofort mit 1:13,809 zurück. Er hatte vor einem Jahr bei seinem fünften Kanada-Triumph mit 1:12,812 die Pole-Position erobert. Eine Zeit, die spätestens am Samstag in der Qualifikation um 19 Uhr MEZ (TV live) nicht überleben wird.
Nur Hoffnung fährt mit …
Bei Sauber-Ferrari schauten im ersten Training nur die Positionen 17 (Ericsson) und 19 (Wehrlein) heraus. Mit rund drei Sekunden Rückstand. Dies trotz neuem Heckflügel und andern Updates. Doch die Hauptprobleme Kühlung, Reifen und hier noch der PS-Nachteil bleiben. Die Hoffnung und das Glück bleiben leider die einzigen Wegbegleiter der Hinwiler. Der letzte Platz ging an den nach einer Runde ausgeschiedenen Sainz…
Neues Drama um Alonso
Wann explodiert der Spanier? Unheimlich, was der zweifache Ex-Weltmeister von 2005 und 2006, Fernando Alonso (35), alles ertragen muss. Eine Stunde lang stand sein McLaren-Honda praktisch nur an den Boxen. Dann konnte Alonso (16.) endlich eine vernünftige Zeit fahren, um sofort den Befehl zu erhalten: Stopp the Car! Teamkollege Vandoorne (11.) wurde noch von japanischen Problemen verschont.
Da Honda mindestens 80 PS auf Mercedes und Ferrari fehlen, darf man ruhig behaupten: Der McLaren ist ein tolles Auto, das 2017 aber noch nie in die Punkte fahren konnte! Kein Wunder, dass die Ehe zwischen McLaren und Honda eigentlich schon geschieden ist (BLICK berichtete).