Hülkenberg war am Donnerstag privat auf dem Weg zum Nürburgring. Da kam das Telefon von Racing Point. 20 Stunden später startete Nico Hülkenberg in England sein Comeback. Als Ersatz für den positiv auf Corona getesteten Sergio Pérez (30).
Er wollte GT fahren und zu RTL
Doch der Deutsche, der zum Spass an einem GT-Rennen in der grünen Hölle starten und dann für RTL als GP-Experte auftreten wollte, musste ja selbst auf Corona getestet werden. Hülkenberg musste stundenlang ausserhalb des Fahrerlagers warten, bis der negative Entscheid da war. Oder 15 Minuten vor dem Trainingsstart!
Overall zu klein …
Einen schwarzen Helm hatte Hülk, dessen Superlizenz zuerst erneuert werden musste, selbst mitgebracht. Den Overall musste er sich von Teamkollege Lance Stroll (21) ausleihen – und der ist mit 1,83 Meter zwei Zentimeter kleiner als Nico!
Bei diesen massgeschneiderten Anzügen ist das eine grosse Differenz, vor allem wenn man grösser ist und sich in den Overall zwängen muss.
«Ich fühle mich wie in einem Film!»
Der Deutsche, in 177 Formel-1-Rennen ohne einen Podestplatz, liess es in der pinkfarbenen Mercedes-Kopie gleich mit einem 9. Rang am Morgen und mit Position 7 am Nachmittag krachen: «Die ganze Situation ist für mich wie aus einem Film, nicht ganz real. Aber ich werde alles geben. Noch wichtiger ist jedoch, dass mein Kumpel Sergio bald wieder gesund wird.»
Pérez kam aus Mexiko …
Stammpilot Pérez war beim zweiten Test in England am späten Donnerstagabend positiv getestet worden (im BLICK). Aber wo hatte sich der Pilot, der 2012 in Malaysia und Monza mit dem Sauber Zweiter geworden war, eigentlich angesteckt?
Der Mexikaner war nach dem GP Ungarn mit dem Privatjet nach Hause geflogen (!), weil seine Mutter einen Unfall hatte. Der klar verbotene Trip endete jetzt mit einem positiven Corona-Bescheid. Und Mexiko gehört nach den USA und Brasilien mit Grossbritannien zu den vier Ländern mit den meisten Toten.
Von Di Resta zu Hülkenberg
Rund 20 Millionen Dollar hatte Hülkenberg in den drei Jahren von 2017 bis 2019 bei Renault verdient. Nico: «Ich wollte nach dem französischen Abenteuer einfach mal eine Pause machen – und nicht unbedingt ein Cockpit suchen!»
Zwei Jahre (2018 und 2019) lang hatten in der Formel 1 diejenigen 20 Fahrer, die beim WM-Start im Cockpit sassen auch die Saison beendet! Das hatte es seit 1950 noch nie gegeben. 2017 musste mit Felipe Massa (Williams) der letzte kranke Pilot ersetzt werden. Wegen einer Virusinfektion sass de Schotte Paul di Resta damals in Budapest für den Brasilianer im Auto – und schied aus.
Kühlsystem stoppte Vettel
Die ersten 90 Minuten auf dem 5,8 km langen Vollgas-Kurs mit einigen der heissesten Ecken in der Formel 1 wurden für Ferrari-Abgänger Sebastian Vettel (33) zum Albtraum. Seine rote Gurke hatte ein unlösbares Problem – Letzter, ohne Zeit.
Man hatte bei den Roten ein defektes Kühlsystem festgestellt. Nach zwei Runden war Schluss. Am Nachmittag wurde die Sache für den Wahlschweizer kaum besser. Erst nachdem man sogar die Pedale getauscht, konnte er acht Runden drehen, blieb aber auf Platz 18 kleben.
Rote Flagge wegen Giovinazzi
Auch bei Alfa-Sauber gabs im hinteren Teil der Rangliste am Morgen nur Ärger. Kimi Räikkönen (wie Russell, Latifi und Grosjean noch ohne WM-Punkte) beklagte Bremsprobleme, konnte aber den C39 auf der Strecke halten.
Im Gegensatz zu Teamkollege Antonio Giovinazzi (26). Der Italiener zeigt weiter keinen Aufwärtstrend. Diesmal rutschte er nach 25 Minuten durch die Schikane, zerfetzte dabei alle vier Reifen und riss sich Teile am Unterboden und Frontflügel weg. Wie schon in Ungarn fuhr der unbeherrschte Pilot aber mit immer weniger Teilen weiter …
Verwarnung für den Italiener
Die Rennleitung reagierte sofort und stoppte mit den roten Flaggen das Training. Und wenig später kam schon der FIA-Strafbefehl an Giovinazzi: Bitte 15 Minuten nach dem Training bei den Kommissären vorsprechen. Das Urteil kam dort schnell: Verwarnung!
Am Nachmittag, als das Feld bei über 50 Grad auf dem Asphalt durcheinander purzelte, konnten sich die Hinwiler etwas verbessern: 10. Räikkönen, 13. Giovinazzi.
Verstappen vorne …
Das erste Training wurde überraschend eine Beute von Max Verstappen (22) im Red Bull-Honda. Hat man die Aero-Probleme im Griff? Der Holländer (am Nachmittag 14.) nahm WM-Leader Lewis Hamilton 0,4 Sekunden ab. Dahinter Lance Stroll im Racing Point und Alex Albon im zweiten Red Bull-Honda.
… und Unfall von Albon
Die zweiten 90 Minuten wurden zur Hitze- und Reifen-Lotterie. Mit einem bösen Crash von Albon im Red Bull-Honda. Der Thai musste kurz zur Untersuchung ins Medica lCenter.
Stroll Tagessieger – alles legal?
So holte sich Lance Stroll mit 1;27,274 vor Albon und Bottas sogar erstmals in seinen bisher 65 Formel-1-Rennen den Tagessieg. Beim letzten Rennen in Ungarn war der kanadische Milliardärssohn guter Vierter geworden. Gruss von der Mercedes-Kopie von 2019.
Die Protestwelle rollt seit dem GP Steiermark solange, bis die FIA ihr Urteil fällt, ob der Racing Point-Mercedes mit seinem Bremsbelüftungssystem legal ist oder nicht.