Hitze-Trainings in Hockenheim
Leclerc vor Vettel – Gasly zerstört Red Bull

Die Hitze lähmt Europa und die Formel 1 in Hockenheim. Am Wochenende haut sie ab, dafür gibts Wolken, Regen und Gewitter. Die zehn Teams stöhnen bei über 38 Grad im 2. Training: «Herumfahren bringt eigentlich gar nichts!» Tagesschnellster ist Leclerc – 0,124 vor Vettel.
Publiziert: 26.07.2019 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2019 um 18:18 Uhr
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Charles Leclerc setzt sich im zweiten Training in Hockenheim an die Spitze.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Hockenheim

Das Problem: Die Kühlung. Alle Autos sind «offen», wo es nur geht. Die hohen Temperaturen machen allen Turbomotoren zu schaffen. In der Quali am Samstag um 15 Uhr (TV live) und am Sonntag im Rennen (15.10 Uhr, TV live) sind die rund 1000 PS schnellen Flitzer dann wieder «geschlossen». Man klebt dann einfach einige der Kühlungs-Schächte und herausgeschnittenen Teile wieder ab.

Vor allem Seriensieger Mercedes ist über den Wetterumsturz nicht unglücklich. In Spielberg kassierte man bei 37 Grad und auf 670 Meter Höhe eine böse Schlappe (3. Bottas, 5. Hamilton). Es war die einzige Niederlage 2019...

200. GP für Mercedes

Am Samstag geht es dann für die Silberpfeile im 200. Grand Prix-Einsatz der Geschichte wieder zur Sache: In der Pole-Jagd führt Mercedes gegen Ferrari in dieser Saison mit 7:3.

Bringt der für Hockenheim mit Folien «umlackierte» Mercedes Glück? Die Deutschen wollen mit dem vorne weissen Auto an die guten alten Silberpfeil-Zeiten erinnern, als man einst noch den Lack ankratzen musste, um von 701 auf das Minimalgewicht von 700 Kilo zu kommen. Das war 1934...

Erstes Autorennen mit Mittagspause

Mercedes im totalen Festfieber. Am 22. Juli vor 125 Jahren hatte ja auch das erste Autorennen Paris – Rouen stattgefunden. Um 8 Uhr wurde auf den nicht abgesperrten Strassen zum 127 km langen Abenteuer gestartet. Um 17.40 Uhr kam der Sieger ins Ziel – nachdem alle eine Mittagspause einlegen mussten! Die meisten Fahrzeuge wurden vom «Système Daimler» angetrieben... Sprich: Von Gottlieb Daimlers 3,5-PS-Motor...

Darf Bottas bleiben?

Und Mercedes steht auch im sommerlichen Transfer-Rampenlicht. Nachdem der Finne Valtteri Bottas (29) den Medien gegenüber «nur noch von einer Formsache für das vierte Mercedes-Jahr» sprach, sagt Chef Toto Wolff: «Vor der Sommerpause passiert bei uns gar nichts!» Letztes Jahr hatte man bereits hier in Deutschland die Vertragsverlängerung bekanntgegeben...

Über dem zweiten Cockpit schwebt immer noch der Geist des Ersatzpiloten Esteban Ocon (22). Dem Franzosen wurde von Mercedes für 2020 ein Formel-1-Cockpit versprochen. Wenn nicht bei Mercedes, dann könnte Ocon bei Renault oder Racing Point-Mercedes unterkommen!

Start bei 34 Grad...

Max Verstappen eröffnete um 11 Uhr das Training. Bei bereits 34 Grad im Schatten. Der Holländer treibt Red Bull-Honda vorwärts. «Aber der Abstand zu Mercedes ist noch zu gross. Das ist unser Hauptgegner, nicht Ferrari! Denn wir wollen ja gewinnen!»

Crash-Buemi unschuldig

Nachdem der Schweizer Sébastien Buemi nach dem GP England in Silverstone beim Bullen-Reifentest für Pirelli das Verstappen Auto in der ersten Kurve verschrottet hatte, bekam der Holländer jetzt ein neues Chassis.

Buemi war am Crash unschuldig – es war klar in Reifenschaden, wie Red Bull kommunizierte. Pirelli. «Der Fall wird weiter untersucht!» Zum Glück blieb unser Formel E- und Langstrecken-Star unverletzt.

Rote Flagge nach 18 Minuten

Bei Haas-Ferrari, inzwischen auf den vorletzten WM-Rang abgerutscht, geht das Elend weiter: «No power», meldete der Däne Kevin Magnussen und rollte im Motodrom aus. Auto sofort abgeschleppt – nach sieben Minuten ging es weiter.

Ja, die Organisation klappt in Hockenheim. Wie immer. Für den reibungslosen Betrieb sorgen 354 Strecken-Marshalls mit Helm, Overall und Handschuhen ausgerüstet.

Wasser, Wasser...

257 Säcke Bindemittel stehen für die Beseitigung von Öl und anderen Flüssigkeiten bereit. Daneben warten 241 Feuerlöscher und 150 Besen auf ihren Einsatz. Dazu kommen 17 Traktoren, 6 Abschleppwagen, 9 Kehrmaschinen, vier Löschfahrzeuge und zwei Intensiv-Rettungshelikopter.

Und zwei Kühlwagen sind allein mit den Getränken für die Streckenposten unterwegs – mit 7800 Flaschen. Ja, Wasser ist auch hier im Formel-1-Zirkus das kostbarste Getränk.

Grosjean (6.) kämpft um Zukunft

Am Nachmittag «explodierte» dann der Genfer Romain Grosjean mit Position sechs im Haas-Ferrari. Für den Mann mit bereits 153 Rennen (zehnmal auf dem Podest) wird es im Transferpoker langsam eng: Nur zwei Punkte nach zehn Rennen!

Leclerc vor Vettel...

Nachdem Vettel im ersten Training noch 0,255 vor Leclerc lag, änderte der Monegasse am Nachmittag bei 38 Grad die Reihenfolge, blieb 0,124 vor Vettel. Der letztjährige Sauber-Pilot will endlich den ersten Sieg. Ausgerechnet auf dem Heimplatz des 52-fachen GP-Siegers.

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Vettels Albtraum von 2018

Der Deutsche hatte vor einem Jahr in Hockenheim die Pole-Position (1:11,212) erobert und hätte wohl auch gewonnen, wenn er 15 Runden vor dem Ziel nicht in klarer Führung in der Sachs-Kurve von der leicht nassen Piste gerutscht wäre.

Es war irgendwie der Anfang vom langen Elend des Wahlschweizers. WM-Leader Lewis Hamilton ist überzeugt: «Sebastian kommt gestärkt aus der Krise zurück! Die Formel 1 braucht vierfache Weltmeister dringender denn je.»

Giovinazzi: Lenken statt denken

In der Nacht zum Samstag erwartet das Alfa-Sauber-Team den früheren Besitzer Peter Sauber (75). Schon im ersten Training hätte man den Zürcher als Maskottchen gebrauchen können. Nur die beiden Williams-Mercedes von Russell und Kubica waren langsamer als Räikkönen und Giovinazzi. Der alte Freitags-Fluch zum Start...

Am Nachmittag liess dann Kimi Räikkönen (bald 40) seine Klasse aufblitzen und zeigte als Achter, dass der C38 auch ohne grosses Update konkurrenzfähig ist. Und der in den letzten Qualifikationen meist schnellere Antonio Giovinazzi (25) muss endlich lernen, frei von Gedanken zu fahren. Teammanager Beat Zehnder zu BLICK: «Er muss den Kopf frei bekommen. Denn Antonio ist superschnell!»

Böser Crash von Gasly

Das gleiche gilt bei Red Bull-Honda auch für den Franzosen Pierre Gasly (23). «Hör endlich auf zu denken und gib Gas», sagt ihm Motorsportberater Helmut Marko seit Wochen. In Silverstone wurde er Vierter – und alles schien sich zum Guten zu wenden.

Bis gestern um 16.15 Uhr, als Gasly in der Zielkurve den roten Bullen aus der Kontrolle verlor – und links in die Reifenmauer knallte. Kurzer Check beim Arzt, dann die Rückkehr ins Fahrerlager, wo ihn seine Eltern kaum trösten konnten. Gaslys Sitz ist wieder gefährdet.

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BLICK-Sport trauert um Jimmy

Mitten ins erste Training platzte eine traurige Meldung aus Thailand. Unser langjähriger Formel-1-Fotograf Jimmy Froidevaux verstarb kurz vor seinem 75. Geburtstag. Er war vor vielen Jahren in das Urlaubsparadies ausgewandert, heiratete und blieb mit der Schweiz fast täglich über Facebook in Verbindung. Mit seinen alten Bildern aus dem unerschöpflichen Archiv.

R. I. P. Jimmy

 

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