Erster Wüsten-Testtag
Nachsitzen für Vettel – Ericsson Vorletzter

Die Formel 1 kommt nicht zur Ruhe. Nach dem GP Bahrain wird noch zwei Tage auf dem 5,4 km langen Kurs getestet. Bei über 33 Grad. Schnellster ist Hamilton (Mercedes) vor Giovinazzi (Ferrari).
Publiziert: 18.04.2017 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:10 Uhr
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Sebastian Vettel muss in der Wüste Überstunden machen.
Roger Benoit aus Bahrain

Die Regel ist klar: Bei den zwei zusätzlichen Testtagen in Bahrain und dann nach dem GP von Ungarn muss jedes Team an zwei der vier Tage einen Nachwuchspiloten einsetzen!

Vettel allein bis 21 Uhr…

So sitzt Antonio Giovinazzi (ja, der, der zweimal für Sauber 2017 im Einsatz war) im Ferrari. Im Top-Auto bewies er mit dem zweiten Platz erneut seine besondere Klasse, wenn er nicht abfliegt.

Die Roten durften auch Vettel einsetzen, weil der exklusiv für Pirelli Versuche machen muss und nichts am Auto ändern darf. Und trotzdem soll der WM-Leader einen Motorschaden erlitten haben… Und deshalb muss Vettel auf Druck des Italo-Reifenherstellers allein bis 21 Uhr in der Dunkelheit herumfahren. Ja, sind denn die Pirelli-Chefs noch zu retten? Der Deutsche hatte beim normalen Ende bereits 91 Runden abgespult.

Die drei Milliardärssöhne

Force India-Mercedes gibt einmal mehr Alfonso Celis (20, Mex) eine Chance. Dessen  Vater ist der grösste Eierproduzent Mittelamerikas.

Teambesitzer Dr. Vijay Mallya (61) wurde am Dienstag nicht unerwartet im Exil von London kurz für eine Einvernahme festgenommen. Der Inder musste ja schon lange seinen Pass abgeben. Jetzt führten die vielen Auslieferungsgesuche seines Heimatlandes zur Festnahme. Mallya muss sich auf der Insel wegen Steuerhinterziehung verantworten. Dann gehts wohl ab nach Indien, wo sein Schuldenberg die Milliardengrenze überschritten haben soll.

Kurz verhaftet – Team lebt

Das Team selbst hat sich längst für die Zukunft abgesichert und organisiert. Wie zuletzt mit dem rund 30-Millionen-Euro-Deal mit BWT (Best Water Technology). Sie kennen ja das rosafarbene Auto von Pérez und Ocon, die bei jedem der drei WM-Läufe 2017 punkteten! Man ist bereits wieder WM-Vierter!

Nur Ärger für Gelael (20)

Auch bei Toro Rosso-Renault ist ein Milliardärssohn unterwegs: Formel-2-Pilot Sean Gelael (20, Ind). Dessen Papi kontrolliert in Indonesien die Kette von Kentucky Fried Chicken.  Zweimal wurde er mit Motorproblemen gestoppt. Gruss von Renault, den am Nachmittag auch noch Ricciardo im Red Bull bekam. Da haben die Franzosen wohl noch viel Arbeit vor sich…

Stroll (18) sucht Zielflagge

Auch der dritte Sohn eines superreichen Vaters (Mode-Zar Lawrence Stroll) ist im Einsatz: Lance Stroll (18), der im Williams-Mercedes diese Saison als einziger der 21 eingesetzten Formel-1-Piloten noch nie das Ziel sah und total nur 52 Runden drehte. Die vierte Chance hat der in Genf lebende Kanadier am 30. April beim GP von Russland in Sotschi. Teamkollege Felipe Massa, der am Nachmittag das Lenkrad übernahm und gleich schnell war, hat bereits 16 WM-Punkte…

Schneller Defekt für Hamilton

Ebenfalls am Dienstag  dabei: Lewis Hamilton im Mercedes. Der als Testmuffel bekannte Brite war nur sieben Runden unterwegs, als ein Kabel riss – rote Flagge.

Nach zwei Stunden setzte dann Hamilton mit 1:32,822 eine erste Richtzeit und später die klare Tagesbestzeit. Kommt Mercedes den mysteriösen Problemen mit den superweichen Hinterreifen  bei hohen Temperaturen auf die Spur? Bei Ferrari, das den ersten WM-Titel seit 2008 bei den Teams jagt, sagt man es einfacher: «Wir haben das schnellere Auto und deshalb  auch  viel weniger Reifenverschleiss!»

Wer fährt sonst noch?

Bei Red Bull-Tag Heuer setzt man am ersten Tag auf Daniel Ricciardo, der mit einem vierten  und fünften Platz in die Saison startete. “Eigentlich wollten wir ja um den Titel kämpfen!”

Bei Haas-Ferrari (Grosjean) und Renault (Hülkenberg) sind die beiden Fahrer im Einsatz, die am vergangenen Sonntag in der Wüsten-Nachtshow endlich ihre ersten WM-Punkte eroberten.

Wehrleins Twitter-Bilder

Sauber setzt am ersten Tag auf Marcus Ericsson. Der Schwede war zwar mit 106 Runden der fleissigste aber trotz des  Ultrasoft-Gummis auch der zweitlangsamste Fahrer!

Am Samstag in der GP-Qualifikation hatte Ericsson klar gegen Pascal Wehrlein verloren. Der Deutsche fährt erst am Mittwoch und twitterte nach seinem 11. Platz erstmals Bilder von seiner Genesungsphase. Im Korsett und im Bett…

McLaren: Japanischer Albtraum

Die Not (Sauber) gegen das Elend (McLaren-Honda): Das ist die Affiche für das Duell um den 9. WM-Platz. Noch mit Vorteilen für die Hinwiler. Denn  der britische Testpilot bei McLaren, Oliver Turvey (30), rollte mit der Honda-Power gerade zweimal um den Kurs. Dann war der Antriebsstrang nach einem Wasserleck  wieder defekt – und praktisch der ganze Tag im Eimer. Erst in den letzten 20 Minuten sah man Turvey wieder herumgondeln. In seinen nur 16 Runden kam er trotzdem noch bis auf 0,5 Sekunden an Ericsson heran!

So kann man bei McLaren-Honda natürlich grosse Erkenntnisse vergessen. Klar, dass Superstar Fernando Alonso (35) längst abgehauen ist – und die «Tests» den andern überlässt.

Sauber 2018: Honda oder?

Die grosse Frage bleibt jetzt: Meldet sich Sauber im nächsten Monat bei der FIA für die Saison 2018 tatsächlich mit einem bisher kaum auf Touren gekommenen Honda-Turbo an? Oder bleiben die Schweizer weiter Ferrari treu (bisher 17 Saisons)?

Am besten wäre natürlich, Pascal Wehrlein zu behalten und als dessen  Mitgift die Mercedes-Motoren (jetzt Force India, Williams) mit einem Rabatt ins Zürcher Oberland holen zu können. Das Problem: Rüstet ein Hersteller ein drittes Kunden-Team aus, müssen die andern Hersteller (Ferrari, Renault, Honda) dem Deal zustimmen.

Und was passiert, wenn sich McLaren und Honda trennen: Bleiben dann die Japaner in der Formel 1? Allein mit Sauber…

**

Bahrain-Testtag I

*

(5,4 km, sonnig, 34 Grad)

*

1. Hamilton (Mercedes) 1:31,358

2. Giovinazzi (Ferrari) 1:31,984

3. Ricciardo (Red Bull) 1:32,349

4. Grosjean (Haas) 1:32,457

5. Massa (Williams) 1:32,509

6. Hülkenberg (Renault) 1:33,624

7. Stroll (Williams) 1:33,729

8. Gelael (Toro Rosso) 1:33,896

9. Vettel (Ferrari/P) 1:33,894

10. Celis (Force India) 1:33,939

11. Ericsson (Sauber) 1:34,550

12. Turvey (McLaren) 1:35,011

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