Bei Alfa-Sauber, wo auch Besitzer Pascal Picci (Longbow S.A.) angereist ist, schien die Sonne vor allem am Morgen mit den Plätzen 12 (Leclerc) und 14 (Ericsson). Dies war umso erstaunlicher, weil die Hinwiler nach eigenen Angaben «kaum etwas am Auto verändert haben!». Ganz im Gegenteil zur Konkurrenz, die wieder Millionen in die Neuentwicklung steckte. Von der geplanten Sparübung (Budget-Obergrenze ab 2021) ist nichts zu spüren.
Der ungleiche Millionen-Kampf
Da fighten bei den grossen Teams weiter Hunderte von Ingenieuren und genialen Köpfen um jede gewonnene Zehntelssekunde. Da können einige Teams einfach nicht mithalten. Auch hier auf der 4,655 km langen Test-Wiese, wo auch im letzter Winter acht Tage lang intensiv die Saison vorbereitet wurde.
Für Sauber-Chef Frédéric Vasseur ist klar: «Egal, wo wir hier starten, am Sonntag wirds schwierig auf dieser Strecke. Da musst du schon um einiges schneller als der Vordermann sein. Punkte wären schön, aber ohne ausserordentliche Umstände gibts kaum was zu holen.» Am Nachmittag landete das Duo dann weiter hinten: 15. Ericsson. 16. Leclerc (0,013 zurück).
Nur Verwarnung für Magnussen-Foul
Für den Dänen Kevin Magnussen ist an allen Trainingstagen auf jedem Meter seit Jahren der Kampf angesagt. Am Morgen sperrte der Haas-Ferrari-Haudegen auch Sauber-Pilot Leclerc brutal. Die gefährliche Szene wurde am Richtertisch der FIA mit einer Verwarnung fast belohnt. Der Tenor im ganzen Fahrerlager ist eindeutig: «Dieser dänische Pilot gehört schon lange für mindestens ein Rennen aus dem Verkehr gezogen.» Dessen Teamkollege Romain Grosjean (wie sonst nur noch Sirotkin ohne WM-Punkte 2018) glänzte am Nachmittag mit Platz sieben – direkt vor Magnussen …
Baku-Pechvogel ist heiss
Am Ende der ersten 90 Minuten dann fast das alte Bild der bisherigen Saison: Diesmal aber – wie in den letzten vier Jahren – zwei Mercedes vorne: Baku-Pechvogel Bottas (Reifenplatzer in Führung liegend) klassiert sich fast unheimliche 0,849 Sekunden vor dem aktuellen Weltmeister Hamilton. Der Finne war mit 1:18,148 sogar um 1,001 Sekunden schneller als Hamilton bei seiner Pole-Zeit von 2017.
Hamilton: Noch kein Vertrag
Am Nachmittag schlug dann Lewis Hamilton (33) zurück. Der Brite, der seinen neuen Vertrag immer noch nicht verlängert hat, jettet wieder vermehrt im Privatjet um die Welt. Er will sich weiterhin nicht von der Formel 1 sein Leben vorschreiben lassen. Der GP-Zirkus ist weiterhin nur sein Büro. Die Welt spielt sich für ihn woanders ab.
Mit der Bestzeit von 1:18,259 blieb Hamilton am Nachmittag aber knapp hinter der Bestzeit von Bottas am Morgen! Der Finne wurde nur noch Fünfter. Vor ihm auch Ricciardo, Verstappen und Vettel.
Ferrari mit Spiegel am Halo
Bei Ferrari fällt sofort der Spiegel, der jetzt am Halo (Heiligenschein) angebracht ist, auf. Auch die Roten haben also aufgerüstet, wollen ihre bisher tolle Saison (zwei Siege und WM-Führung bei den Teams) natürlich bestätigen.
Doch die Squadra aus Maranello, von einigen Experten bereits als klare Titelfavoriten hingestellt, müssen hier beissen. Mercedes und Red Bull sind dran – oder eben sogar voraus.
Ricciardo crashte – der Wind?
Für den ersten Unfall sorgte nach 38 Minuten der Australier Daniel Ricciardo, der in Kurve vier die Kontrolle über den «neuen» Red Bull RB14B verlor und das Auto in der Reifenmauer stark beschädigte. Da lag er noch an dritter Stelle, fiel dann auf Position sieben zurück. Teamchef Horner: «Ricciardo wurde von einer Windböe erwischt!»
Alonso glaubt an die Wende
Die Überraschung am Morgen lieferte der Nationalheld Fernando Alonso (36) im McLaren-Renault. Fünf Tage nach seinem Spa-Sieg mit Toyota und den Kollegen Buemi und Nakajima in der Langstrecken-WM wirkt der Spanier wie verwandelt. «Ich hoffe, dass diesmal die vielen Änderungen am Auto endlich was bringen!» Alonso ist übrigens der einzige Pilot neben Hamilton und Vettel, der 2018 in allen vier Rennen punktete.
Alonso und Vanddorne sind jetzt regelmässig wieder Gäste unter den Top Ten des Zeitcomputers. Was hat McLaren nun Neues am papayafarbenen Auto? Die Nase, der Frontflügel, Nase, Leitbleche, Unterboden, Motorabdeckung. Teamchef Bouillier: «Sagen wir es so, sicher über 40 Prozent sind neu!»
Kubica schlug Crash-Stroll
Am Freitag im Mittelpunkt: Das «Comeback» von Robert Kubica (33) im Williams-Mercedes an einem GP-Wochenende. Er durfte für den Russen Sirotkin ins Cockpit. Der Pole, seit dem Rallye-Unfall 2011 mit einer stark beeinträchtigen rechten Hand lebend, gewann das Duell gegen Teamkollege Lance Stroll um sensationelle 1,2 Sekunden.
Vor der Kubica-Show (ebenfalls mit einem Dreher) knallte der Kanadier in die Reifenwand – Feierabend. Was für ein Desaster für das WM-Schlusslicht, das vor wenigen Tagen Chefdesigner Ed Wood entlassen hatte! Und jetzt haben die Briten den brutalen Beweis: Ersatzpilot Kubica ist der schnellste Mann im Team!
Auch am Nachmittag gab es für Williams-Mercedes nur die beiden letzten Plätze. Diesmal war jedoch Stroll rund eine halbe Sekunde schneller als Sirotkin. Da Willliams auch die Millionen des Russen dringend braucht, dürfte es kaum zu einem Fahrerwechsel kommen.
Formel E: Surer oder Jani?
Beim Zürcher Formel-E-Rennen am 10. Juni (wenige Stunden vor dem GP Kanada) sucht SRF neben Kommentator Manuel Köng noch einen Experten: Neel Jani und Marc Surer wurden mal angefragt. Jani ist hier in Barcelona als Porsche-Botschafter beim Supercup und bestätigte die Kontakte.
Tatjana glänzte bei Jenzer
Beim Start zur GP3-Saison lief es der kolumbianischen Sauber- Entwicklungsfahrerin Tatjana Calderon im Schweizer Jenzer-Team im ersten Training super – Platz sechs. Da lag sie noch vor den Weltmeister-Söhnen Pedro Piquet (7.) und Giuliano Alesi (12.). Beide fahren wie der in Meilen ZH lebende Amerikaner Ryan Tveter (13. ) für Trident. Das Ex-Team von Kevin Jörg aus Weesen SG.