Aber noch immer steht der GP-Zirkus nach dem überraschenden Tod des FIA-Renndirektors Charlie Whiting (66) hier in Melbourne unter Schock. Sein Nachfolger wurde schnell gefunden: Michael Masi aus Australien. Der Renndirektor der australischen V8-Superserie hatte Whiting 2018 schon einige Rennen live vor Ort beobachten können. Eine Art Schnupperlehre.
Wollte FIA Whiting loswerden?
Plante die FIA sogar einen Wechsel? Man weiss, dass Charlie Whiting nach 22 Jahren als grosser Chefdenker und als bei den Fahrern sehr beliebter Dirigent der Formel 1 einigen Herren in Paris zu mächtig geworden war.
Bereits vor Jahren hatte sich die FIA von Whitings rechter Hand und Busenfreund Herbie Blash (ex-Brabham-Teammanager) getrennt. Nach über 40 Jahren in der Formel 1…
Ohne Charlie lief nichts
Whiting war auch der GP-Mann mit den meisten Flug-Kilometern im Jahr. So jettete der heimliche Superstar, der aus rechtlichen Gründen in Monte Carlo lebte, oft zwischen zwei WM-Läufen irgendwohin, inspizierte neue Strecken. Oder er kontrollierte an andern Orten, ob die Pisten noch dem Sicherheitsstandard genügen. Ohne Whiting lief in der Formel 1 fast nichts. Er war im Rennbetrieb praktisch der Alleinverantwortliche.
Hamiltons Extraklasse und der Bluff
Im ersten Training bei 22 Grad liess Lewis Hamilton (34) die Gegner mal seine ganze Lust im Cockpit spüren. Ferrari, von vielen Experten schon als neuer Branchenleader gesehen, lag mit Vettel und Leclerc (der sich einmal drehte) aber nur einige Hundertstel zurück.
Doch jetzt weiss man: Mercedes hat bei den Wintertests geblufft – und Hamilton ist als fünffacher Weltmeister eben immer noch eine Extraklasse. Ohne ihn würden die Silberpfeile kaum mehr zu den Top-Favoriten zählen.
Auch bei Red Bull-Honda hat man die Waffen schon mal geladen – und geschossen wird vor allem von Max Verstappen (21). «Auch wenn es nur der erste Trainingstag war, wir sind stark dabei und müssen jetzt einfach zu Saisonbeginn vorne permanent in die Punkte fahren», lachte der Holländer zu BLICK.
Kimi guter 6. zum Auftakt
Für die erste positive Überraschung sorgte Alfa-Sauber mit dem weiter voll motivierten Kimi Räikkönen (39) – Platz sechs. Aber eben schon eine Sekunde hinter dem Spitzentrio Mercedes, Ferrari, Red Bull. Mehr kann man kaum erwarten. Das Ziel von Alfa-Sauber heisst ja klar: Mindestens 6. WM-Rang bei den Teams. Es wäre einen grossen Applaus wert. Die heissesten Alfa-Sauber-Gegner: Renault und Haas-Ferrari.
Der Finne, der sich über den 3:0-Vorsprung «seines» EV Zug in den Playoff-Viertelfinals gegen Lugano freute, nahm seinem Italo-Teamkollegen Antonio Giovinazzi (11.) rund 0,3 Sekunden ab. Am Nachmittag war es dann sogar etwas mehr.
Hamilton schon kampfbereit
Im zweiten Training, wo endlich der weiche Gummi zum Einsatz kam, hatte die Asphalttemperatur gleich um über zehn Grad zugelegt – von 34 auf 45 Grad. Und noch kamen keine Reklamationen über die Pirelli-Reifen C2 (Hart), C3 (Medium) und C4 (Weich). Das könnte sich nach der Qualifikation am Samstag um 7 Uhr MEZ (17 Uhr Lokalzeit) aber ändern… Vor allem der weiche Reifen soll kaum zehn Runden halten!
Sofort übernahm Hamilton wieder das Kommando, war mit 1:23,148 fast genau noch zwei Sekunden langsamer als seine Pole-Zeit von 2018 – 1:21,164. Doch der bärtige Teamkollege Valtteri Bottas («Ich bin heute nicht mehr der nette Junge von gestern») übernahm dann mit 1:22,648 kurz die Spitze, bevor Hamilton eine 1:22,600 auf die 5,303 km lange Strecke im Albert Park hinzauberte.
Kubicas langer Weg zurück
Im Rampenlicht stand natürlich der Pole Robert Kubica (34) bei seinem Wahnsinns-Comeback. Aber wie befürchtet hat der einzige Sauber-Sieger (2008 in Montreal) nur einen Gegner – Teamkollege und Formel-2-Meister George Russell (21).
Dem Williams-Mercedes fehlen rund zwei Sekunden auf die Konkurrenz im hinteren Mittelfeld. Das zeigt die Hilflosigkeit der Briten, die einst 114 Grand-Prix-Siege feierten. Den ersten 1979 in Silverstone mit dem Tessiner Clay Regazzoni. Den letzten 2012 in Barcelona mit Pastor Maldonado aus Venezuela.
Im ersten Training lag Kubica 0,8 vor Russell, im zweiten war der Brite um 0,2 Sekunden schneller. Aber eben: Alles im «Kampf» um den 19. Platz!
Kubica sagt ernüchternd: «So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Mir ist das halbe Auto um die Ohren geflogen. So kannst du nicht schnell sein. In der Qualifikation sehe ich kaum Gegner, mit denen wir mithalten können.
Erste Strafe 2019
Nach dem zweiten Training ist dann auch die erste Strafe der neuen Saison Tatsache: Lance Stroll von Racing Point-Mercedes fährt in der Boxengasse 62 statt 60 km/h schnell. Das kostet den Sohn des milliardenschweren Teambesitzers 200 Euro Busse.
Resultat 1. Training
- Lewis Hamilton (Mercedes) 1:23,599 Minuten
- Sebastian Vettel (Ferrari) 1:23,637
- Charles Leclerc (Ferrari) 1:23,673
- Max Verstappen (Red Bull Honda) 1:23,792
- Valtteri Bottas (Mercedes) 1:23,866
- Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) 1:24,816
- Daniil Kwjat (Toro Rosso) 1:24,832
- Pierre Gasly (Red Bull Honda) 1:24,932
- Kevin Magnussen (Haas) 1:24,934
- Nico Hülkenberg (Renault) 1:25,015
- Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) 1:25,166
- Romain Grosjean (Haas) 1:25,224
- Alexander Albon (Toro Rosso)1:25,230
- Carlos Sainz jr. (McLaren) 1:25,285
- Lance Stroll (Racing Point) 1:25,288
- Sergio Perez (Racing Point) 1:25,498
- Daniel Ricciardo (Renault) 1:25,634
- Lando Norris (McLaren) 1:25,966
- Robert Kubica (Williams) 1:27,914
- George Russell (Williams) 1:28,740
Die neue Formel 1 Saison beginnt mit dem GP von Australien. Richtig tiefgreifende Regelveränderungen gibt es für 2019 zwar nicht, aber einige wichtige Neuerungen stehen dennoch an. BLICK erklärt die wichtigsten Änderungen für die Fahrer und Teams.
Die neue Formel 1 Saison beginnt mit dem GP von Australien. Richtig tiefgreifende Regelveränderungen gibt es für 2019 zwar nicht, aber einige wichtige Neuerungen stehen dennoch an. BLICK erklärt die wichtigsten Änderungen für die Fahrer und Teams.