Erster Trainingstag: Trauer und Vollgas
Mercedes schon vorne – Kimi voll bei der Musik

Willkommen in der Formel 1 Ausgabe 2019. Nach zweimal 90 Minuten ist das erste Fazit in Australien schnell gezogen: Weltmeister Mercedes gibt schon klar den Ton an – Kimi Räikkönen im Alfa-Sauber (zweimal 6.) führt sensationell das Mittelfeld an!
Publiziert: 15.03.2019 um 07:46 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 16:25 Uhr
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Robert Kubica im Williams beim Comeback in der Formel 1.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Melbourne

Aber noch immer steht der GP-Zirkus nach dem überraschenden Tod des FIA-Renndirektors Charlie Whiting (66) hier in Melbourne unter Schock. Sein Nachfolger wurde schnell gefunden: Michael Masi aus Australien. Der Renndirektor der australischen V8-Superserie hatte Whiting 2018 schon einige Rennen live vor Ort beobachten können. Eine Art Schnupperlehre.

Wollte FIA Whiting loswerden?

Plante die FIA sogar einen Wechsel? Man weiss, dass Charlie Whiting nach 22 Jahren als grosser Chefdenker und als  bei den Fahrern sehr beliebter Dirigent der Formel 1 einigen Herren in Paris zu mächtig geworden war.

Bereits vor Jahren hatte sich die FIA von Whitings rechter Hand und Busenfreund Herbie Blash (ex-Brabham-Teammanager) getrennt. Nach über 40 Jahren in der Formel 1…

Ohne Charlie lief nichts

Whiting war auch der GP-Mann mit den meisten Flug-Kilometern im Jahr. So jettete der heimliche Superstar, der aus rechtlichen Gründen in Monte Carlo lebte, oft zwischen zwei WM-Läufen irgendwohin, inspizierte neue Strecken. Oder er kontrollierte an andern Orten, ob die Pisten noch dem Sicherheitsstandard genügen. Ohne Whiting lief in der Formel 1 fast nichts. Er war im Rennbetrieb praktisch der Alleinverantwortliche.

Hamiltons Extraklasse und der Bluff

Im ersten Training bei 22 Grad liess Lewis Hamilton (34) die Gegner mal seine ganze Lust im Cockpit spüren. Ferrari, von vielen Experten schon als neuer Branchenleader gesehen, lag mit Vettel und Leclerc (der sich einmal drehte) aber nur einige Hundertstel zurück.

Doch jetzt weiss man: Mercedes hat bei den Wintertests geblufft – und Hamilton ist als fünffacher Weltmeister eben immer noch eine Extraklasse. Ohne ihn würden die Silberpfeile kaum mehr zu den Top-Favoriten zählen.

Auch bei Red Bull-Honda hat man die Waffen schon mal geladen – und geschossen wird vor allem von Max Verstappen (21). «Auch wenn es nur der erste Trainingstag  war, wir sind stark dabei und müssen jetzt einfach zu Saisonbeginn vorne permanent in die Punkte fahren», lachte der Holländer zu BLICK.

Kimi guter 6. zum Auftakt

Für die erste positive Überraschung sorgte Alfa-Sauber mit dem weiter voll motivierten Kimi Räikkönen (39) – Platz sechs. Aber eben schon eine Sekunde hinter dem Spitzentrio Mercedes, Ferrari, Red Bull. Mehr kann man kaum erwarten. Das Ziel von Alfa-Sauber heisst ja klar: Mindestens 6. WM-Rang bei den Teams. Es wäre einen grossen  Applaus wert. Die heissesten Alfa-Sauber-Gegner: Renault und Haas-Ferrari.

Der Finne, der sich über den 3:0-Vorsprung «seines» EV Zug in den Playoff-Viertelfinals gegen Lugano freute, nahm seinem Italo-Teamkollegen Antonio Giovinazzi (11.) rund 0,3 Sekunden ab. Am Nachmittag war es dann sogar etwas mehr. 

Hamilton schon kampfbereit

Im zweiten Training, wo endlich der weiche Gummi zum Einsatz kam, hatte die Asphalttemperatur gleich um über zehn Grad zugelegt – von 34 auf 45 Grad. Und noch kamen keine  Reklamationen über die Pirelli-Reifen C2 (Hart), C3 (Medium) und C4 (Weich). Das könnte sich nach der Qualifikation am Samstag um 7 Uhr MEZ (17 Uhr Lokalzeit) aber ändern… Vor allem der weiche Reifen soll kaum zehn Runden halten!

Sofort übernahm Hamilton wieder das Kommando, war mit 1:23,148 fast genau noch zwei Sekunden langsamer als seine Pole-Zeit von 2018 – 1:21,164. Doch der bärtige Teamkollege Valtteri Bottas («Ich bin heute nicht mehr der nette Junge von gestern») übernahm dann mit 1:22,648 kurz die Spitze, bevor Hamilton eine 1:22,600 auf die 5,303 km lange Strecke im Albert Park hinzauberte.

Kubicas langer Weg zurück

Im Rampenlicht stand natürlich der Pole Robert Kubica (34) bei seinem Wahnsinns-Comeback. Aber wie befürchtet hat der einzige Sauber-Sieger (2008 in Montreal) nur einen Gegner – Teamkollege und Formel-2-Meister George Russell (21).

Dem Williams-Mercedes fehlen rund zwei Sekunden auf die Konkurrenz im hinteren Mittelfeld. Das zeigt die Hilflosigkeit der Briten, die einst 114 Grand-Prix-Siege feierten. Den ersten 1979 in Silverstone mit dem Tessiner Clay Regazzoni. Den letzten 2012 in Barcelona mit Pastor Maldonado aus Venezuela.

Im ersten Training lag Kubica 0,8 vor Russell, im zweiten war der Brite um 0,2 Sekunden schneller. Aber eben: Alles im «Kampf» um den 19. Platz!

Kubica sagt ernüchternd: «So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Mir ist das halbe Auto um die Ohren geflogen. So kannst du nicht schnell sein. In der Qualifikation sehe ich kaum Gegner, mit denen wir mithalten können.

Erste Strafe 2019

Nach dem zweiten Training ist dann auch die erste Strafe der neuen Saison Tatsache: Lance Stroll von Racing Point-Mercedes fährt in der Boxengasse 62 statt 60 km/h schnell. Das kostet den Sohn des milliardenschweren Teambesitzers 200 Euro Busse.

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Resultat 1. Training

  1. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:23,599 Minuten
  2. Sebastian Vettel (Ferrari) 1:23,637
  3. Charles Leclerc (Ferrari) 1:23,673
  4. Max Verstappen (Red Bull Honda) 1:23,792
  5. Valtteri Bottas (Mercedes) 1:23,866
  6. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) 1:24,816
  7. Daniil Kwjat (Toro Rosso) 1:24,832
  8. Pierre Gasly (Red Bull Honda) 1:24,932
  9. Kevin Magnussen (Haas) 1:24,934
  10. Nico Hülkenberg (Renault) 1:25,015
  11. Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) 1:25,166
  12. Romain Grosjean (Haas) 1:25,224
  13. Alexander Albon (Toro Rosso)1:25,230
  14. Carlos Sainz jr. (McLaren) 1:25,285
  15. Lance Stroll (Racing Point) 1:25,288
  16. Sergio Perez (Racing Point) 1:25,498
  17. Daniel Ricciardo (Renault) 1:25,634
  18. Lando Norris (McLaren) 1:25,966
  19. Robert Kubica (Williams) 1:27,914
  20. George Russell (Williams) 1:28,740
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