Erster Tag in Budapest bei 34 Grad
Regen stoppt Hitze-Test nach Giovinazzi-Feuerwerk

Der rasende Formel-1-Endspurt vor der Sommerpause. Am Mittwoch ist auf dem 4,3 km langen Hungaroring endgültig Schluss. Am Dienstag stoppte um 16.25 Uhr ein heftiger Regen den Testtag – mit Tagessieger Antonio Giovinazzi, der im Ferrari explodierte.
Publiziert: 31.07.2018 um 17:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:21 Uhr
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Am Nachmittag kommt in Budapest der grosse Regen.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Budapest

Damit hatte nun niemand gerechnet. Plötzlich zogen am Himmel dunkle Wolken auf. Dann ein Donner – und das Fahrerlager war nach wenigen Minuten unter Wasser.

Kurz zuvor hatte der Indonesier Sean Gelael (21, gesponsert von Kentucky Fried Chicken) im Toro Rosso-Honda für die einzige rote Flagge gesorgt – nach einem bösen Crash in der vorletzten Kurve. Gelael war als einziger Fahrer nur für Pirelli unterwegs, durfte also am Auto den ganzen Tag nichts ändern…

Der Toro Rosso von Gelael wird abtransportiert.
Foto: Lukas Gorys

Tost und Leclerc fallen auf

Zwei Leute passten am Dienstag im Fahrerlager nicht so richtig ins Bild: Franz Tost war der einzige Teamchef (Toro Rosso-Honda). Der Österreicher: «Ich kann meine Kollegen nicht verstehen, dass sie solche Testtage fast ignorieren. Ich will wissen, was sich da bei uns abspielt Und zudem kenne ich das Wort Freitage oder Urlaub gar nicht…» Mit dem Gelael-Unfall wurde Tost richtig bedient.

Der andere unerwartete Gast sass bei Alfa Sauber im bereits für den 1. August geschmückten Motorhome: Charles Leclerc (20). Der Monegasse ist für die Tests gar nicht aufgeboten. «Ich will einfach wissen, wie unser Auto läuft.» Ein Vollprofi – und im Notfall könnte er am Mittwoch auch in ein Auto springen…

Giovinazzi mit Budapest-Rekord

Tagessieger Antonio Giovinazzi drehte im roten Auto 96 Runden und konnte als Morgen-Sieger seine Zeit gegen 15.30 Uhr um unheimliche vier Sekunden (auf die Tausendstel genau!) verbessern.

Der Ferrari war mit der weichsten Mischung unterwegs (Hypersoft). Die 1:15,648 kann man nur mit Vettels Bestzeit aus dem dritten GP-Training vergleichen – 1:16,170. Die Qualifikation versank ja im Regen. Nun, Vettel war bei seiner Bestzeit mit dem Ultrasoft-Gummi, der zweitweichsten Mischung, unterwegs.

Giovinazzi, was nun?

Am Mittwoch klettert der kantige Italiener Giovinazzi in den Alfa-Sauber. Ein neues Feuerwerk am 1. August? Bereits zweimal ist der Ferrari-Testpilot 2017 ja für die Hinwiler in einem Rennen gestartet, als Ersatz für den verletzten Pascal Wehrlein. Die Bilanz: 12. in Melbourne, zwei Crashes in China.

Die Frage bleibt: Was plant Ferrari mit seinem bereits 24-jährigen Star aus der Academy? Hier werden die Fans bis zum Entscheid aus Maranello heftig diskutieren. Kommt er tatsächlich für Charles Leclerc zu Sauber? Der Monegasse würde dann Kimi Räikkönen im Werksteam ersetzen…

Dass Ferrari vielleicht Ricciardo von Red Bull holt, ist mehr als eine Spekulation. Und die auch nur, weil der Australier gesagt hat: «Bis zur Sommerpause weiss ich, wo ich 2019 fahre!» Passiert ist nichts. Also bleibt er bei Red Bull.

Kubica im schlechtesten Auto

Von den Stars sehen wir hier nur Ricciardo, Hülkenberg, Räikkönen (der extra wieder aus der Schweiz einfliegt) – und den Polen Robert Kubica (2008 in Montreal bisher einziger Sauber-Sieger mit BMW-Power). Er darf am Mittwoch wieder mal in den Williams-Mercedes klettern. Aber schneller kann er das Auto des WM-Schlusslichtes auch nicht machen. Vielleicht hilft nächste Saison das Getriebe von Mercedes…

Haas hüpft nicht herum

Nur das Haas-Ferrari-Team hat für die zweitägigen Tests Forfait gegeben. Der WM-Fünfte mit bereits 66 Punkten sieht offenbar keinen Grund, das amerikanische Auto mit einem Rookie-Driver bei einem Unfall zu riskieren. Grosjean und Magnussen haben ja bereits in Barcelona getestet. Und alle Teams müssen an zwei der total vier Tage den Nachwuchs einsetzen.

Force India überlebt – aber wie?

Mit in die Sommerpause bis Spa am 26. August geht auch die Frage nach dem neuen Besitzer von Force India-Mercedes. Der Insolvenzberater in London wird die vier seriösen Angebote bis Ende August genau prüfen. Dann muss auch der neue Teamname bekannt sein.

BLICK-Leser wissen ja bereits, dass Williams-Mercedes und McLaren-Renault dagegen sind, dass das «neue» Team im Geldtopf der Liberty Media weiter mitmachen kann (es geht da 2018 um rund 60 Millionen Dollar) – und wie alle «Neueinsteiger» bei Null beginnen soll. Diese Kohle müsste und würde dann unter den andern neun Teams aufgeteilt werden…

Warum Renault dagegen ist

Auch Renault ist nicht dafür, aber nicht aus Geldgier. Die Franzosen benutzen ihre fehlende Unterschrift als Druckmittel gegen Liberty. Dadurch will man im ewigen Streit mit Ferrari/Mercedes verhindern, dass die zwei Erzrivalen mit ihren B-Teams die Kontrolle über den Sport übernehmen. Nur bei der Beibehaltung der sündteuren Hybrid-Technik legt sich dann Renault wieder flott ins Bett mit den Roten und den Silberpfeilen!

Fazit aus dem Fall Force India: Wie geldgeil und eben auch engstirnig doch einige Leute im stets mehr kritisierten Grand-Prix-Zirkus sind.

Tests mit neuem Frontflügel

Bei Force India sah man am ersten Testtag (wie auch bei Williams) schon mal ein erstes Exemplar des neuen Frontflügels für 2019. Er wird 20 Zentimeter breiter, darf kaum noch spielerische Elemente haben uns muss 2,5 Zentimter tiefer liegen. Es soll die Lösung für endlich mehr Überholmanöver sein. Ohne die künstliche Hilfe des DRS-Klappflügels.

Fanden FIA-Ingenieure Lösung?

Das ewige Problem: Die Luftverwirbelungen des Vordermanns («Dirty Air» genannt) stören den Verfolger, der vor allem auf der Vorderachse Abtrieb verliert und zu rutschen beginnt. Das belastet auch die Reifen – und der Hintermann muss den Kampf aufgeben, sich wieder zurückfallen lassen. Ob das neue Reglement tatsächlich das Ei des Kolumbus.

Platz zwei für Ericsson

Der Sauber-Pilot Marcus Ericsson (28) durfte sich freuen: 95 pannenlose Runden und Platz zwei, allerdings 2,5 Sekunden hinter Giovinazzi. Aber über eine Sekunde vor Hartley im Toro Rosso-Honda. Dann die beiden Super-Talente Lando Norris (McLaren-Renault) und Georg Russell (Mercedes). Die zwei Briten machen wohl auch den Formel-2-Gesamtsieg 2018 unter sich aus. Russell führt vor Spa mit 12 Punkten vor Norris.

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Testresultate, Budapest 1 (Endstand, 18 Uhr)

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1. Giovinazzi (Ferrari) 1:15,648

2. Ericsson (Sauber) 1:18,155

3. Hartley (Toro Rosso) 1:19,251

4. Norris (McLaren) 1:19,294

5. Russell (Mercedes) 1:19,781

6. Ricciardo (Red Bull) 1:19,854

7. Latifi (Force India) 1:19,994

8. Hülkenberg (Renault) 1:20,826

9. Rowland (Williams) 1:20,970

10. Gelael (Toro Rosso)* 1:21,451

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* testet nur für Pirelli

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