Was für ein Spektakel am Olympischen Ruderbecken von 1976!
Sebastian Vettel besiegt den Ferrari-Fluch und holt den ersten Sieg für die Roten in Montreal seit Michael Schumacher 2004.
Der deutsche Ferrari-Star, der am Samstag die erste Pole-Position seit 2001 (Schumi) für die Scuderia aus Maranello holte, fährt in Kanada einen Start-Ziel-Sieg ein und lässt die Herzen seiner Fans höher schlagen.
Es ist der 50. GP-Sieg für den Wahl-Thurgauer. Damit fehlt ihm auf Platz 4 nur noch ein einziger auf Alain Prost (51). Ganz vorne in dieser Statistik: Schumi (91) vor Hamilton (64).
Vettel neuer WM-Leader
Hinter Vettel holt sich Valtteri Bottas im Mercedes Platz 2. Ebenfalls auf dem Podest: Max Verstappen im Red Bull-Renault. Lewis Hamilton wird indes hinter Monaco-Sieger Daniel Ricciardo nur Fünfter. Heisst: Vettel ist mit 121 Punkten gegenüber den 120 von Hamilton neuer WM-Leader!
Vettel nach dem Triumph in Montreal: «Ich habe schon am Samstag gesagt, wie wichtig dieser Ort für Ferrari ist. Dass ich es gewinnen konnte, macht mich stolz.» Und sein Chef, Maurizio Arrivabene zur WM-Führung: «Es wird eine spannende WM, aber wir müssen auf dem Boden bleiben.»
Toto Wolff: «Ein Scheiss-Resultat!»
Von Mercedes indes kommen andere Töne. «Das ist echt ein Scheiss-Resultat für uns», so Toto Wolff, Motorsportchef der Silberpfeile, im «ORF». «Das einzige Gefühl, das ich habe, ist, dass wir jetzt aufwachen müssen. Wir fallen überall zurück. Auf dieser Strecke hätten wir Punkte maximieren müssen und nicht Schadensbegrenzung betreiben.»
Crash schon in der ersten Runde
Der erste Knall des Rennens gibts aber schon in der ersten Runde. In Kurve 4 kommts zum Crash, weil Lokalmatador Lance Stroll (Williams) den Toro Rosso von Brendon Hartley abdrängt. Hartley fliegt durch die Luft, beide sind unverletzt, das Rennen aber für beide vorbei. Und Stroll kommt straffrei davon.
Dann schiebt Sainz den Force India von Pérez von der Strecke. Zum Crash mit Sauber-Pilot Charles Leclerc kommts daraufhin zum Glück nicht. Pérez fordert vergebens eine Disqualifikation von Sainz.
Leclerc mit Punkt für Alfa Sauber
Vorne indes zieht Vettel von Beginn weg seine einsamen Kreise. Und etwas weiter hinten kämpft Leclerc um die Punkte!
Erst wird der Monegasse von Fernando Alonsos McLaren-Honda bedrängt. Und nach dem Boxenstopp sogar überholt. Doch Alonso findet ein dramatisches Rennende. In seinem 300. Grand-Prix lässt ihn sein Bolide im Stich. Alonso muss im Jubiläums-GP aufgeben.
Da lacht sich Sauber-Leclerc natürlich ins Fäustchen – und erkämpft sich letztlich Platz 10 und damit einen Punkt. Es ist der zehnte für Leclerc, der zwölfte für Alfa Sauber. Kollege Markus Ericsson fährt Platz 15 heraus.
Skandal in der zweitletzten Runde!
Für einen Mega-Flop sorgen kurz vor Schluss die neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media, die ja auch die Grid Girls abgeschafft haben. Für das Rennen wurde extra das kanadische Model Winnie Harlow (23) angeheuert, um die Zielflagge zu schwenken.
Und sie winkt doch tatsächlich das Rennen eine Runde zu früh ab! Heisst: Das Ergebnis wird ab 68 statt 70 Runden gewertet.
Besonders bitter: Die karierte Flagge verwirrt die Piloten natürlich. Und dies mitten in den Platzierungskämpfen, in denen es nochmals richtig spannend geworden wäre. So etwa zwischen Bottas und Verstappen im Kampf um Platz 2. Bottas: «Ich musste am Schluss Benzin sparen. Deshalb kam Max so nah.»
Einfach nur peinlich, diese Aktion!
Auch Sieger Vettel war «verwirrt». Er sagt: «Ich hab nur noch gebetet, dass nichts kaputt geht. Dachte noch an Schumi. Und plötzlich kommt die Zielflagge. Obwohl in meinem Display noch stand: noch eine Runde!»
Jacques Villeneuve feiert 40-Jahre-Jubiläum von Papa
Es war übrigens 1978, als Gilles Villeneuve den ersten GP von Kanada gewann. Der Kanadier siegte auf einem Ferrari 312 T3. Zum 40. Jubiläum fährt sein Sohn Jacques (47) vor dem Rennen mit ebendiesem Boliden über den Circuit, der nach seinem 1982 beim GP Belgien verstorbenen Vater benannt ist.
Weiter gehts übrigens in zwei Wochen am 24. Juni. Dann steht der GP Frankreich auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet auf dem Programm.
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Die Sauber-Stimmen zum GP Kanada
Marcus Ericsson. Ergebnis: 15. «Es war ein recht schwieriges Rennen für mich. In der ersten Hälfte habe ich einiges an Zeit hinter anderen Autos verloren. Die zweite Hälfte war relativ ok. Wir haben eine gute Arbeit im Reifenmanagement geleistet – das ist positiv. Das Resultat ist enttäuschend, und wir müssen uns im Qualifying noch verbessern. Hier sehe ich für mich das grösste Verbesserungspotential. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen werden, und freue mich auf die kommenden Rennen.»
Charles Leclerc. Ergebnis: 10.
«Es war ein gutes Rennen. Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Seit vier Rennen leisten wir eine gute Arbeit und haben uns mit jedem Wochenende in unserer Leistung verbessert. Ich bin stolz auf das Team und der Arbeit die wir gemeinsam leisten. Es war aufregend die Strecke hier in Montreal kennenzulernen, und ich habe es sehr genossen hier zu fahren. Nun müssen wir auf unseren Erkenntnissen von diesem Wochenende aufbauen und uns während der kommenden Rennwochenenden weiter steigern.»
Frédéric Vasseur, Teamchef:
«Es war allgemein ein gutes Wochenende für uns. Wir hatten wieder ein Auto in Q2 (Charles Leclerc), und zwar zum vierten Mal in Reihenfolge. Das Rennen war heute ebenfalls gut. Charles hat es geschafft vor seinen Konkurrenten zu bleiben und sich nach vorne zu kämpfen. Dabei hat er einen weiteren Punkt für das Team geholt. Marcus hat auch eine gute Arbeit geleistet, allerdings blieb er nach seinem Boxenstopp leider hinter einem anderen Auto stecken. Das Team hat auch mit einem sehr schnellen Boxenstopp eine starke Leistung gezeigt. Alles lief richtig und sieht positiv aus. Wir machen als Team gute Schritte. Wir müssen nun konzentriert bleiben und weiterhin in die richtige Richtung arbeiten.»