Es ist nur ungefähr ein Meter, der über Leben und Tod entscheidet. Die Formel 1 ist in Imola knapp um eine Katastrophe vorbeigekommen. Wie Onboard-Aufnahmen von Racing-Point-Pilot Lance Stroll zeigen, ist der Kanadier am Sonntag beinahe mit einem Streckenposten kollidiert – bei über 200 km/h!
Die erschreckenden Bilder wurden nicht live im TV übertragen. Ein Zuschauer hat die Bilder aber im Onboard-Kanal von Stroll entdeckt und sie auf dem Portal «Reddit» veröffentlicht.
Doch was ist genau passiert? Nach dem Reifenplatzer von Max Verstappen in Runde 50 fährt das Feld hinter dem Safety Car. Vor dem Restart des Rennens folgt das übliche Szenario: Um die richtige Fahrer-Reihenfolge wieder herzustellen, dürfen sich alle überrundeten Autos zurückrunden. Erst wenn das gemacht ist, geht das Safety Car normalerweise wieder rein und das Rennen wird wieder freigegeben.
Ab dem Moment, wo die überrundeten Autos das Safety Car überholen, sind sie praktisch im Renntempo unterwegs, um den Anschluss ans Feld zu schaffen. Normalerweise erfolgt die Freigabe für diesen Vorgang darum erst, wenn alle Streckenposten wieder in Sicherheit sind und die Bahn frei ist.
Vettel: «Die Streckenposten müssen von der Strecke!»
Doch in Imola gaben die Rennleiter das Kommando offenbar zu früh. Und als sich Stroll, Vettel, Grosjean, Latifi, Giovinazzi und Räikkönen dem Feld hinterherjagen, sind noch einige Arbeiter damit beschäftigt, Trümmerteile zwischen den Kurven 10 und 11 wegzuschaffen. Dort war nach Verstappen auch noch George Russell im Williams abgeflogen.
Alle rechnen mit einer freien Strecke und geben entsprechend Vollgas. Sie alle erleben einen Mega-Schreck, als sie die leuchtend orangen Overalls plötzlich sehen und vom Gas müssen. Sebastian Vettel funkt an die Box: «Die müssen vorsichtig sein. Da sind Streckenposten auf der Strecke. Das ist sehr sehr gefährlich. Sagt ihnen, sie müssen runter. Die Streckenposten müssen von der Strecke!»
Stroll fast im Renntempo
Während aber alle ihr Tempo einigermassen reduzieren können im kritischen Bereich, brettert Stroll fast im Renntempo an den Marshalls vorbei. Der 22-Jährige wird über Funk nicht vorgewarnt, wie teilweise die anderen Fahrer. Den letzten Streckenposten verpasst Stroll nur haarscharf.
Wie es zum Vorfall kommen konnte, ist noch unklar. Eine Stellungnahme des Weltverbands FIA bleibt zunächst aus.
Für Stroll war es übrigens nicht die einzige brenzlige Szene in Imola. Bei einem Boxenstopp hat er nämlich einen Mechaniker seines Racing-Point-Teams umgefahren, weil er etwas zu spät gebremst hat. Auch dieser Zwischenfall ging zum Glück glimpflich aus. (sme)