Er stieg in die Liga der Giftzwerge auf
Leclerc: «Verstappen hat mich stark gemacht!»

Charles Leclerc (21) spielt gegenüber den Fans den netten jungen Mann. Dass er auch anders kann, beweist er immer wieder, wenn er in seinem Cockpit sitzt.
Publiziert: 10.09.2019 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2019 um 21:52 Uhr
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Nach aussen, hinter seiner Sonnenbrille versteckt, spielt Leclerc den netten jungen Mann.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit

Kein aktueller Formel-1-Pilot hat mehr Leid erlebt als Charles Leclerc (21). Die vielen eingeschlagenen Kreuze am Wegesrand haben ihn geprägt und gestärkt – wie Max Verstappen!

Der Monegasse geht jetzt bei Ferrari seinen eigenen Weg. 2018 bei Sauber-Ferrari lernte er den GP-Zirkus im Eiltempo kennen, holte als WM-Dreizehnter stolze 39 Punkte.

Dann kam die sehr schnelle Beförderung von Hinwil nach Maranello. Ein Schachzug, den viele kritisierten. Doch Leclerc bestrafte alle Zweifler schon im zweiten roten Einsatz in Bahrain, als ihn nur ein Elektro-Kurzschluss am Ende am sicheren ersten Sieg hinderte! Und in Spielberg kam die zweite grosse Chance, als Leclerc – wieder wenige Runden vor dem Ende – führte. Bis ihm der Bulle Max Verstappen (21) in der zweiten Kurve mit einem sehr brutalen Innendurchstoss den Meister zeigte – und siegte.

«Dieser Sonntag veränderte mein Leben»

Drei Stunden musste damals das Duo warten, bis die FIA entschied: Rennunfall. Leclerc: «Dieser Sonntag hat mein Leben in der Formel 1 verändert. Das FIA-Urteil war mein Wegweiser. Und Max hat mich gelehrt, dass man auf der Strecke keinen ­Meter verschenken darf. Egal, wie der Gegner heisst. Egal, wie weit man an die Grenzen des ­Erlaubten geht!»

In Monza wurde dann WM-Leader Hamilton vom «neuen» Leclerc überrascht: «Seine Verteidigung bewies schon eine ­gewisse Reife. Doch bei einer seiner Aktionen musste ich mitspielen, sonst hätte es gekracht. Ich werde deshalb ­sicher noch mit ihm sprechen!»

Bringt nichts. Leclerc hat ­bereits in der Qualifikation gezeigt, dass er so schnell wie möglich in die exklusive Liga der Giftzwerge und Stinkstiefel eintreten will. Wie früher die Stars wie Piquet, Senna, Prost, Schumi oder Alonso.

Ehrgeiz und aussergewöhnliches Talent

Dieser totale Ehrgeiz, von ­einem aussergewöhnlichen Talent begleitet, hat in Monza  auch den Ferrari-Boss Mattia Binotto (50) überrascht: «Wir haben den Fall intern besprochen», sagte er zur klaren Windschatten-Absprache im Team. Leclerc ignorierte sie – und Vettel wurde erstmals in «seinem» Team gedemütigt! Und nach den Leclerc-Siegen in Spa und Monza (jeweils aus der Pole-Position) muss Vettel sicher weiter hartes Brot essen.

Leclerc wird nach aussen, meist hinter der Sonnenbrille versteckt, für die Fans weiter den netten jungen Mann spielen. Im Cockpit lebt er in einer andern Welt.

Frei von düsteren Gedanken, die ihm seit Jahren ein Mentaltrainer austreibt. 2014 verlor Charles seinen Jugendfreund
Jules Bianchi, 2017 starb sein Vater Hervé, 2018 kam die Oma in den Himmel – und vor zehn Tagen musste Leclerc in Spa am TV den tödlichen Crash seines Freundes Anthoine Hubert in der Formel 2 miterleben.

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