Der neue Teamchef Maurizio Arrivabene (57) ist genau so emotional wie der frühere Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo (67). Der seit seinen Manager-Zeiten bei Marlboro in Lausanne lebende Arrivabene sagte jetzt zu «Sport-Bild», welcher Moment seit dem Malaysia-Erfolg ihn am meisten berührt hat: «Ich bekam von Schumachers Managerin Sabine Kehm eine SMS. Sie gratulierte uns auch im Namen von Michaels Ehefrau Corinna.»
Die beiden Frauen hatten in Schumis Villa in Gland VD das Rennen verfolgt und freuten sich über Vettels Sieg. Sebastian hatte ja immer von seinem grossen Vorbild Schumi gesprochen – und Sabine Kehm hatte Vettel in einem langen Gespräch zum Wechsel nach Italien geraten.
Am Mittwoch hatte Vettel das Werk in Maranello besucht und den Angestellten auf Italienisch gedankt. Fast täglich büffelt der Wahl-Thurgauer die Sprache von Ferrari: «Grazie, Ragazzi. Molto bene…»
Arrivabene: «Das war kein Sieg eines Mannes, sondern eines Teams, das durch seine disziplinierte Arbeit wie eine Schweizer Uhr lief – oder muss ich wohl italienische sagen!»
Der Teamchef, der ab und zu nach Zürich jettet («Meine Partnerin liebt die Bahnhofstrasse») hält nichts von Glück oder Pech. «Du bekommst immer das, was du verdienst. Wir müssen auf dem Boden bleiben, auch wenn wir jetzt an Mercedes sicher etwas näher dran sind!»
Bei den Silberpfeilen schrillen seit Sonntag die Alarmglocken. Aufsichtsrat Niki Lauda (66) zu Blick.ch: «Wir lassen die Glocken so laut wie möglich ertönen, damit auch der Letzte im Team merkt, was es geschlagen hat. Der Lärm muss allen unseren Mitarbeitern weh tun!»
Für Vettel war es nicht nur der erste Sieg für Ferrari, sondern auch der 40. in seiner Karriere. Noch ein Erfolg – und er hat Ayrton Senna eingeholt. Es wird für den Deutschen der gleiche emotionale Tag wie am letzten Sonntag: Da weinte der vierfache Weltmeister beim Gedanken an Schumi, bald sind es die Tränen für Senna. Im September 2000 hatte ja Michael Schumacher bei seinem 41. GP-Sieg in Monza ebenfalls hemmungslos geweint!