Ein Rennen scharf wie Paprika
Vettel kämpft mit den Tränen

Dramatischer und emotionaler kann ein GP nicht sein. Und mittendrin Sieger Vettel, der neue Ferrari-Gott. Er bekam am Abend einen anderen Pokal, weil er sich über den alten beklagt hatte!
Publiziert: 26.07.2015 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:26 Uhr
Von Roger Benoit aus Budapest

Ausgerechnet beim Rennen, das alle für Jules Bianchi in Angriff nahmen, siegte der Wahl-Thurgauer Sebastian Vettel (28) zum 41. Mal – und egalisierte dabei die Anzahl der Triumphe von Ayrton Senna!

Als vor 15 Jahren Michael Schumacher in Monza diese Marke erreichte, brach dieser an der Medienkonferenz in Tränen aus und schluchzte hemmungslos.

Vettel kämpfte tapfer mit den Tränen: «Ich weiss gar nicht, was ich zu Senna sagen soll. Heute war nur Bianchi wichtig. Auch wenn man im Auto so viel zu tun hat, geht dir der Bianchi nicht aus dem Kopf.»

Erstmals seit Jahren schaute sich Bernie Ecclestone (84) ein Rennen bis zum Ende an: «Eine geilere Show können wir nicht bieten. Ich muss mich jetzt bei Mercedes bedanken, dass sie mitgemacht haben.» Mit fehlerhaften Fahrern und einer zu riskanten Reifenstrategie schaffte es Mercedes erstmals nach 29 Rennen nicht aufs Podest!

Auch beim zweiten Start (weil Massa sein Auto falsch hinstellte, wurde der erste abgebrochen) pennten die Silberpfeile wie in Silverstone. Damals gingen beide Williams in Führung, in Ungarn waren es die beiden Ferrari. Während Rosberg am Duo noch dranblieb, segelte Pole-Mann Hamilton gleich ins Kiesbett, war plötzlich Zehnter.

Es wäre vor 73'000 Fans sogar ein roter Doppelsieg geworden (der erste seit Hockenheim 2010), wenn Pechvogel Räikkönen nicht eine defekte Elektromaschine gestoppt hätte!

Bis zum 180-km/h-Crash von Hülkenberg wegen eines Frontflügelbruchs in der 42. von 69 Runden verlief alles normal. Dann kam der Safety Car raus, sammelte das Feld auf. Und beim Neustart kannten die Fahrer kein Pardon mehr. Hamilton bekriegte sich mit Ricciardo und wurde bestraft. Der Australier schlitzte ein paar Minuten später Rosberg den linken Hinterreifen auf. Für Mercedes blieben so nur die Plätze 6 und 8.

Hinten gaben sich auch Pérez und Maldonado im Nahkampf Saures. Es hagelte Strafen, weil zudem viele Fahrer auch noch zu schnell durch die Boxen fuhren oder die Strecke verliessen.

Was war da los? Wollte sich die Formel 1 in Gedenken an Jules vor der Sommerpause nochmals richtig austoben? Am Ende feierte Vettel einen ungefährdeten Sieg – vor dem Red-Bull-Duo Kwjat und Ricciardo mit dem oft kritisierten Renault-Motor.

Dieser verhalf auf dem eher langsamen Kurs sogar GP-Baby Jos Verstappen (17) im Toro Rosso zum vierten Platz – vier Sekunden vor dem sensationellen Fernando Alonso (wird am Mittwoch 34) im McLaren-Honda!

Applaus für die Formel 1, die zweite WM-Halbzeit 2015 kann kommen. Mit Vettel als ernsthaftem Mercedes-Jäger?

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