Ein Jahr nach dem Horror-Crash von Jules Bianchi (✝)
GP der Tränen

Am Freitag schaut der GP-Zirkus hier in Japan vor allem auf die Zeiten von Mercedes – und denkt dabei sicher auch an Jules Bianchi (✝ 25).
Publiziert: 23.09.2015 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:05 Uhr
Das Begräbnis am 21. Juli 2015: Vier Tage nach Bianchis Tod trauern Piloten und Familien-Angehörige an seinem Sarg.
Foto: EPA/Olivier Anrigo
Von Roger Benoit aus Suzuka

Die Formel 1 ist eine Welt für sich. Voller Neid, Hass und Egoismus sowie Emotionen, Tränen und ­Jubel. Dass Branchenleader Mercedes jetzt plötzlich Probleme haben soll, löst schon die ersten hämischen Kommentare aus.

Nur im Tode vereinen sich die Rivalen im und neben dem Cockpit für Momente der Trauer und Besinnung. Der Abschied eines Kameraden fällt der jetzigen Generation viel schwerer.

Denn seit Ratzenberger und Senna in Imola 1994 wurde die Königsklasse über 21 Jahre vom tödlichen Schicksal verschont. Bis Jules Bianchi am 5. Oktober 2014 in Suzuka eine Aufholjagd im Regen zum Verhängnis wurde. Trotz gelben Flaggen griff er im Kampf um Platz 16 mit dem Marussia-Ferrari den Schweden Ericsson im Caterham an.

Unfassbare Kräfte

Ein Wahnsinn, vom Zufall gelenkt. Denn ausgerechnet in jener Kurve, wo gerade das Sauber-Wrack von Adrian ­Sutil von einem Bergungskran geborgen wurde, flog eine Runde später Bianchi mit 170 km/h raus – und verschob den neun Tonnen schweren Kran um 1,5 Meter!

Es war damals eine gespenstische Nacht im Fahrerlager von Suzuka. Leute, die Bianchi nachher noch gesehen hatten, schwiegen, schüttelten nur den Kopf.

Als hoffnungsloser Fall wurde der Franzose wochenlang in Yokkaichi am Leben gehalten, dann nach Nizza transportiert. Sein Vater Philippe verzweifelte immer mehr. Drei Tage bevor Bianchi am 17. Juli sterben durfte, sagte er noch: «Das tägliche Leiden ist schlimmer, als wenn Jules tot wäre!»

Emotionale Prüfung

Morgen fahren 20 Formel-1- Piloten erstmals wieder an der Unfallstelle vorbei. Mit ihren eigenen Gedanken. ­Einige brauchen vielleicht nur eine Runde, um die Sache ­abzuhaken, andere kämpfen länger mit sich.

Seit einem Jahr fährt jeder Marussia (jetzt Manor) mit dem Namen von Jules auf dem Auto. Teamchef John Booth sagt dazu: «Diese Erinnerung sind wir unserem besten Fahrer schuldig. In Suzuka muss ich meine Mannschaft auf ein schweres und emotionales Wochenende vorbereiten. Es wird Tränen geben, aber jeder Mitarbeiter verarbeitet solche Momente der Erinnerung anders.»

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