Dritter Testtag: Showzeit von Toro Rosso-Honda
Russe stoppte Kimi: «Der Alfa ist schneller!»

Die erste Sensation bei den Formel-1-Tests hier in Barcelona ist nach drei von acht Tagen perfekt. Acht Minuten vor dem Ende setzte der Russe Daniil Kvyat (24) bei seinem Comeback den Toro Rosso-Honda auf den ersten Platz – 0,058 vor Kimi Räikkönen (39) im Alfa-Sauber.
Publiziert: 20.02.2019 um 18:30 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2019 um 19:21 Uhr
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Der Russe Daniil Kvyat im Toro Rosso-Honda (r.) setzt sich am Ende noch vor Kimi Räikkönen.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Barcelona

Der «Iceman» aus Baar ZG trifft die «Niederlage» im Alfa mit Ferrari-Power aus Hinwil ZH kaum. «Es geht sicher noch schneller, wenn wir auf eine richtige Zeitenjagd gehen», lachte der Finne in der Mittagspause zu BLICK.

Ruhe dank Vasseur und Zehnder

Es ist eine wahre Freude zu sehen, wie das neu in Alfa Romeo Racing umbenannte Team harmonisch arbeitet. Und von Teamchef Fréderic Vasseur und Manager Beat Zehnder jetzt ruhig durch die einst wilden Zeiten geführt wird..

Da ist keine Hektik mehr zu spüren. Das Programm wird eiskalt abgespult. Da wird kaum Sprit aus dem C38 genommen oder ständig mit den superweichen roten Pirelli-Reifen auf Vorstands-Zeiten gefahren. Mit Ausnahmen…

Kimi schneller denn je

Als Renault um 12 Uhr mit Nico Hülkenberg (156 Rennen ohne Podest) plötzlich im Qualifikations-Modus unterwegs war und sich zwischen Vettel und Räikkönen schmuggelte, wurde bei Alfa-Sauber der Ehrgeiz geweckt.

Da wollten es dort die Chefs eben doch noch einmal wissen. Man schickte Kimi mit weicheren Reifen auf die Piste – und schon war dieser wieder um 0,3 Sekunden schneller als der WM-Siebte Hülkenberg!

Wie stark ist Honda wirklich?

Und dann versuchte es der letzte Ferrari-Weltmeister von 2007 nochmals – 1:17,762. Kimi versetzte dem Zirkus den Schock. Ja, der Alfa-Sauber könnte 2019 noch für einige Überraschungen in der Formel 1 sorgen. Mit 138 Runden drehte Kimi auf dem 4,655 km langen Kurs übrigens die längste Distanz (462 Kilometer) des Tages!

Tagessieger Toro Rosso sollte endlich von der Honda-Power profitieren. Die Zuverlässigkeit scheint da zu sein – Kvyat war 137 Runden unterwegs. Auf die japanischen PS hoffen auch die roten Bullen. Sonst ist Max Verstappen (21) erneut kein Titelkandidat.

Kimi: «Der Bullshit ist weg!»

Bei Alfa-Sauber (so wollen wir das Team wie andere Medien weiter nennen) hat man mit Kimi und Antonio Giovinazzi (25) eine gute Fahrer-Mischung. Der Finne, bei Halbzeit 0,6 Sekunden vor Vettel: «Endlich keine Politik mehr. Ich habe richtig Spass am Fahren. Hier dreht sich alles wieder um den Sport. Der Bullshit ist weg. Das macht es für alle leichter. Die Medien sind ja sonst meist nur auf negative Stories aus!»

Feuer frei für die Kleinen

Gegen Testende liessen dann die kleineren Teams ihre Fahrer aus dem Käfig, saugten Benzin ab und holten bei Pirelli die dunkelroten Reifen (C5) – weicher geht es nicht mehr. Bei Ferrari (Tagessieger am Montag und Dienstag) reagierte Vettel nicht, gab sich mit Rang vier zufrieden. Am Donnerstag übernimmt wieder Charles Leclerc die rote Göttin.

Muskelberg Lewis: «Bin noch stärker»

Ein altes Lied erklang einige Boxen entfernt: Mercedes deckt seine Karten weiter nicht auf. Wer nur die Resultate verfolgt, der hat den Eindruck, dass die Silberpfeile 2019 nur hinterherfahren. Weltmeister Lewis Hamilton (auf dem 12. Platz!) gab am Mittag eine Medienkonferenz. Mein Sobli-Kollege Marcel Odermatt war dabei.

Lewis: «Wir bleiben gelassen. Und ich selber habe etwas an Muskelmasse zugenommen. Das macht mich noch stärker. Wie ich das geschafft habe, bleibt mein Geheimnis. Roger Federer sagt ja auch nicht, wie er sich in seinem Alter noch so fit hält. Ich finde es übrigens gut, dass Ferrari bereits so schnell ist, da kennen wir ja unsere Aufgaben in den nächsten Tagen.»

Kubica: Premiere am Donnerstag?

Die peinliche Vorstellung von WM-Schlusslicht Williams-Mercedes geht weiter. BLICK traf Robert Kubica (33) im Fahrerlager. Der Pole, 2008 in Montreal einziger Sauber-Sieger (mit BMW-Power) muss weiter eine gute Miene zum bösen Spiel machen: «Ich fahre auch am Mittwoch nicht!» Das wäre also der dritte Tag ohne Vorbereitung auf den GP-Start am 17. März in Australien.

Am Nachmittag durfte dann Formel-2-Meister Georg Russell mit dem FW42 endlich aus der Garage rollen. Die stets lächelnde Teamchefin Claire Williams gibt sich weiter kämpferisch: «Wir holen den Rückstand auf!» Na dann sind wir ja mal gespannt. Die 25 Runden und die bisher schwächste Zeit am ersten Tag lassen nichts gutes ahnen.

Fittipaldi-Enkel kurvt herum

Die meisten Teams setzen bei den acht Testtagen hier in Barcelona keinen dritten Fahrer ein. Zu kostbar sind die wenigen Stunden vor dem Saisonstart. Nun, bei Haas-Ferrari hat man jetzt mal dem Brasilianer Pietro Fittipaldi (22) eine Chance gegeben. Der bisher kaum bekannte Pilot ist der Enkel des zweifachen Champions Emerson Fittipaldi (1972 auf Lotus und 1974 auf McLaren).

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Test-Resultate:

Barcelona, 3. Tag

(Stand 18 Uhr)

1. Kvyat (Toro Rosso-Honda) 1:17,704

2. Räikkönen (Alfa-Sauber) 1:17,762

3. Ricciardo (Renault) 1:18,164

4. Vettel (Ferrari) 1:18,350

5. Verstappen (Red Bull-Honda) 1:18,787

6. Hülkenberg (Renault) 1:18,800

7. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:19,060

8. Fittipaldi (Haas-Ferrari) 1:19,249

9. Sainz (McLaren-Renault) 1:19,453

10. Pérez (Racing Point-Mercedes) 1:20,102

11. Bottas (Mercedes) 1:20,693

12. Hamilton (Mercedes) 1:20,818

13. Russell (Williams-Mercedes) 1:25,625

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Pole-Position 2018:

Hamilton (Mercedes) 1:16,173

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