Doppelbürger Grosjean im grossen Test
«Ich bin lieber Schweizer als Franzose»

«Bevor Sie den Test anfangen, sage ich mal Uri, Schwyz und Unterwalden!» Päng. So hatte noch nie ein Gespräch im SonntagsBlick angefangen.
Publiziert: 18.06.2017 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:35 Uhr
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Romain Grosjean stellt sich dem grossen Schweizer Test.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit

Es war, als ob Romain Grosjean (31) unsere Fragen über den Schweizer Test schon gekannt hätte … Es ist fast ein Witz, dass wir einen bisher kaum wahrgenommenen Schweizer Formel-1-Piloten über sein Land testen wollten.

Seit Geburt mit dem roten Pass aufgewachsen, Schule, Banklehre alles im Welschland absolviert. Auch die ersten Kart-Rennen (ab 2000) und dann im Premierenjahr mit der Schweizer Lizenz gleich die Titel in der Formel 1600 Renault und die Formel Lista junior für den Ostschweizer Fredy Lienhard geholt.

Dann der rennsportliche Bruch mit der Schweiz. Auch aus Finanzgründen. Ein nicht genehmigter Dienstwagen soll auch Schuld daran gewesen sein. Renault holte ihn nach Frankreich, unter der Bedingung, dass er eine französische Lizenz beantrage. Kein Problem, Romains Mutter ist Französin.

Und jetzt zum Test mit dem zehnfachen Podest-Piloten auf Lotus. Jetzt fährt er im GP-Zirkus Haas-Ferrari.

SonntagsBlick: Wann wurde denn die Schweiz gegründet?
Romain Grosjean:
Es war am 1. August 1291. Das ist einfach wie die schon gesagten Ur-Kantone (lacht).

Was bedeutet CH?
Confoederatio Helvetica.

Richtig. Das wissen nicht viele Leute. Aber wie viele Leute sitzen im Bundesrat?
Sieben, aber namentlich kenne ich keinen. Sollte ich aber. Oder nicht?

Na, einer wäre nicht schlechtgewesen. Und wie viele Kantone hat die Schweiz?
28.

Nein, es sind 26.
Das hätte ich genau wissenmüssen.

Welches ist der jüngste Kanton?
Schwierig.

Ich helfe, man spricht dort vor allem Französisch.
Aha, der Kanton Jura.

Welches ist der grösste Kanton?
Wallis.

Nein, es ist Graubünden.Wie viele Kantone haben einen Menschen im Wappen?
Einer. Ich kenne das Wappen, da hat einer einen Stab in der Hand.

Es ist der Kanton Glarus.Welches ist der grösste Berg, der in der Schweiz steht?
Matterhorn.

Nein, der Dom ist mit 4545Meter um 67 Meter höher. Und welcher See ist der grösste, der komplett in der Schweiz liegt?
Der Lac Léman, aber der gehört ja auch zu Frankreich.

Es ist der Neuenburgersee.
Grosjean schaut sofort auf demHandy nach: Aber wenn man die französische Fläche vom Lac Léman abzieht, ist er immer noch grösser als der Neuenburgersee!

Wer war der Schweizer General im Zweiten Weltkrieg?
Henri Guisan.

Richtig. Welche Figur erschuf Schriftstellerin Johanna Spyri?
Weiss ich nicht.

Es ist Heidi.
Meine Kinder schauen sich gerne die Heidi-Bilder an.

Wer ist auf dem Zwei-Franken-Stück abgebildet?
Auf dem Fünfliber ist ein Kreuz. Sorry. Da schaut man kaum hin.

Es ist Mutter Helvetia. Und schon sind wir beim Fussball. Wie heisst der aktuelle Meister?
FC Basel. Und der hat im Cup Sion 3:0 geschlagen. Es war im14. Final die erste Niederlageder Walliser. Ich bin ja auch ein Fussball-Fan.

Chapeau! Und wer ist der Schweizer Rekordtorschütze in der Fussball-Nati?
Das weiss ich: Alex Frei.

Kompliment. Undwie viele Goals hater erzielt?
38.

Nein, 42. Bleiben wir bei Zahlen. Wie viele GP-Sieger haben wir?
Jo Siffert und Clay Regazzoni.

Ja, und auf welcher Streckewurde 1982 der GP Suisse ausgetragen?
In Dijon. Dort habe ich in der Formel Lista auch mein erstesAutorennen gewonnen. Ach ja, der Keke Rosberg siegte damals in einem Williams.

Schweizer Glaubensfrage: Stan Wawrinka oder Roger Federer?
Roger. Auch wenn ich im Kanton Waadt nur fünf Minuten neben Wawrinka wohne und mit ihm und meinem Wohnnachbar Tsonga ins gleiche Gym gehe.

Schule, Banklehre und auch der Militärdienst in Genf?
Nein. Ich war zwar bei der Ein­musterung. Für einen Tag. Dann wurde ich entlassen, weil ich vorher schon einen Tag in Frankreich Militär gemacht habe. Eigentlich schade, denn das Militär lernt dich sehr wichtige Dinge im Leben. Wie die Disziplin. Zudem wirst du an deine Grenzen gebracht.

Also keine Probleme mit dem Schiessen?
Nein, in Texas habe ich mal einen halben Tag in der Wildnis einfach herumgeballert.

Schweizer Pass …
Ich bin stolz auf ihn. Vor allem beim Reisen ist er sehr hilfreich. Schade nur, dass bei einem GP-Sieg von mir nur die französische Hymne ertönen würde.

Ihr Opa väterlicherseits war Fernand Grosjean.
Ja, er holte 1950 an der Ski-WM in Aspen die Silbermedaille im Riesenslalom, war 1948 und 1952 auch bei den Olympischen Spielen dabei. Zudem war er noch achtmal Schweizer Meister.

Und Sie sind nie Ski gefahren?
Doch, doch. Aber immer nur rasant die Berge runter, bis es mir 2011 zu gefährlich wurde. Seit Michael Schumacher wissen wir ja, wie selbst das normale Ski­fahren gefährlich sein kann.

Sie reden sicher auch Schweizer­deutsch?
Ich habe leider alles vergessen. Ein Bier bitte. Mit Kartoffelsalat. Ja, als ich vor 15 Jahren für Fredy Lienhard meine Karriere anfing, habe ich noch sehr gut Deutsch gesprochen.

Schweiz oder Frankreich?
Ich bin lieber Schweizer. Wenn die beiden Länder Fussball spielen, freue ich mich am Ende einfach für den Sieger …

Wie viele Einwohner hat die Schweiz?
Ich schätze mal 12 Millionen. Das sollte man allerdings wissen!

Es sind nur 8,3 Millionen. Und was lieben Sie an der Schweiz?
Die Ordnung, die Pünktlichkeit, die netten Leute. Man fühlt sich einfach wohl, geht gerne spazieren. Auch abends. Man muss in diesem Land einfach keine Angst haben. Die 12 Millionen Einwohner habe ich mit Paris und den Vororten verwechselt (lacht).

Und wo kaufen Sie ein?
Was für eine Frage. Natürlich in der Schweiz. Ich liebe die Qualität und die hat eben ihren Preis.

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