Die verrückte Saison 2016
Vom wilden Max und Sauber-Abschied

Sie rasten über 6400 Kilometer auf vier Kontinenten bis ins Ziel. Und beim Finale in der Wüste kam noch der Ehrengast des Jahres dazu – Roger Federer: «Ich bin ein Formel-1-Fan!» BLICK-Reporter Roger Benoit zieht nach seiner 47. Saison Bilanz.
Publiziert: 29.11.2016 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:36 Uhr
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Spruch des Jahres: Robert Höpoltseder.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Abu Dhabi

Spruch des Jahres

Robert Höpoltseder – «Wir haben keine Chance, aber die müssen wir packen!» So der Sauber-Mediensprecher vor dem GP Brasilien. Nasr holte dann im Regen die zwei einzigen Punkte für die Hinwiler: WM-Platz 10. Trotzdem muss er gehen.

Überflieger des Jahres

Max Verstappen – Sie vergleichen den Spanien-Sieger spätestens nach der nassen Show in Brasilien mit Senna und Schumacher. Das ist dem fliegenden Holländer, WM-Fünfter mit 204 Punkten, egal: «Ich bin der Max!» Die eine Frage ist nur: Wann sitzt der 19-Jährige im richtigen Auto für seinen ersten WM-Titel?

Vertrag des Jahres

Liberty Media – Der US-Unterhaltungs-Konzern hat sich mit einem Deposit von einer Milliarde Dollar in die Formel 1 eingekauft. Aber noch fehlen einige Milliarden zur alleinigen Kontrolle. Vor allem im digitalen Bereich will man den fanmässig kriselnden Sport verbessern.

Verlierer des Jahres

Ferrari – Wie 2014 und zuvor 1993 sieglos. Die Roten haben zwar als einziges Team 2016 in jedem Rennen gepunktet. Doch man verlor den 2. WM-Platz an Red Bull (398:468). Und in den letzten zwölf Rennen gabs nur zwei Podestränge – in Monza und in Abu Dhabi (jeweils 3. Vettel). Der sagt: «Wir waren besser als die Resultate!»

Team des Jahres

Mercedes – Was für eine Bilanz der längsten Saison: 21 Rennen, 20 Pole-Positionen, 19 Siege, 765 Punkte. Die Hybrid-Bilanz seit 2014 erschreckt: 51 Erfolge in den 59 WM-Auftritten. Nächstes Jahr kommen die breiteren und schnelleren Autos. Lauda: «Da mischen wir auch mit!»

Aussteiger des Jahres

Massa und Button – Zwei lange Karrieren gingen in Abu Dhabi mit Tränen zu Ende. Für Jenson Button (36) endete der 305. Einsatz im McLaren-Honda mit einer gebrochenen Aufhängung. Für Massa gabs im 250. GP mit dem Williams-Mercedes noch zwei Punkte – WM-Elfter.

Rauswurf des Jahres

Ron Dennis – Über 36 Jahre lang war der meist arrogante Brite an der Spitze von McLaren. Mit jetzt 69 Jahren stellten ihn seine arabischen Partner (Ojjeh und der Staat von Bahrain) trotz dessen 25 Prozent Anteilen auf die Strasse. «Aber Ron hat noch ein Büro im Werk von Woking», lachte einer seiner Gegner.

Transfer des Jahres

Daniil Kwjat – In Shanghai war der Red-Bull-Pilot noch Dritter, beim folgenden Heim-GP in Sotschi crashte der Russe gleich zweimal in Vettel – und wurde vor Barcelona im Tausch mit Max Verstappen wieder zu Toro Rosso abgeschoben: «Geh nochmals in die Fahrschule!» 

Abschied des Jahres

Peter Sauber – Nach 23 Jahren Formel 1 musste der Teambesitzer Mitte Jahr schweren Herzens gehen, damit sein Lebenswerk in Hinwil dank eines neuen Investors (Longbow SA, TetraPak) fortgeführt werden konnte. Zu viele Schulden hatten sich im Zürcher Oberland angehäuft.

Ekel des Jahres

Daniel Ricciardo – Viele finden es lustig, die meisten eher eklig. Jedes Mal, wenn Ricciardo aufs Podest kommt, zieht er den rechten Schuh aus, füllt ihn mit Champagner – und trinkt! Dann bietet er den Schuh auch den anderen zwei Podest-Stars an … Rosberg: «Stinkt fürchterlich!»

Crash des Jahres

Barcelona – Beim Europa-Start waren sich Rosberg und Hamilton vor der vierten Kurve nicht einig – im Duett ging es ins Kiesbett. Der einzige Doppelausfall in der Hybrid-Ära seit 2014. Die Teamleitung der Silberpfeile: «Kann ja mal passieren …»

Grid Girls des Jahres

Austin – BLICK-Fotograf Lukas T. Gorys, seit 39 Jahren in der Formel 1, setzt dieses Jahr die heissen US-Girls auf Platz eins. «Bisher waren die Mädchen mit den Startnummern in Montreal meine Favoritinnen! Jetzt ist Texas besser!»

Überraschung des Jahres

Force India-Mercedes – Wer als Privatteam mit so wenig Geld (aber vielen Schulden) mit 173 WM-Punkten auf den vierten Team-Platz fährt, verdient Respekt. Im Gegensatz zu Sauber schaut man bei Force India immer zuerst auf die Qualität der Fahrer.

Motorschaden des Jahres

Hamilton – Haben allein die verlorenen 25 WM-Punkte von Hamilton in Malaysia den Titelkampf für Rosberg entschieden? Nun, es war der einzige technische Ausfall bei Mercedes 2016. Der Brite sank in die Knie und schrie zum Himmel: «No, no, no – warum immer ich?»

Skandal des Jahres

Mexiko-Podest – Das erste Rennen der Formel 1 mit drei verschiedenen Fahrern auf dem dritten Platz. Auf der Strecke fuhr Verstappen als Dritter über die Ziellinie, wurde aber sofort bestraft, damit man Vettel aufs Podium stellen konnte. Drei Stunden später bekam Ricciardo den dritten Rang.

Beleidigung des Jahres

Vettel – Die heissesten Flüche über Bordfunk kamen 2016 von Ferrari-Star Sebastian Vettel. In Mexiko ging er weltweit sogar auf FIA-Renndirektor Charlie Whiting los: «Fuck off, Charlie!» Der Brite nahms gelassen – und die schnelle Entschuldigung des Deutschen an.

BLICK-Benoit mit Formel-1-Weltmeister Rosberg.

Facebook des Jahres

Schumacher – Millionen von Fans wollen wissen, wie es dem am 29. Dezember 2013 beim Skifahren verunglückten Superstar geht. Jetzt hat die Familie mit Managerin Kehm eine Facebook-Seite eröffnet. Doch Fragen zum Gesundheitszustand des 91fachen GP-Siegers bleiben unbeantwortet!

Dank des Jahres

Rosberg – Der 33. Weltmeister vergass im Jubel seine drei Jahre (2010 bis 2012) mit Michael Schumacher nicht: «Er hat mich viel gelehrt! Einmal war er auf der Toilette – und wusste, dass ich auch muss! Doch er kam nicht raus, also habe ich in einen da stehenden Eimer gepinkelt!»

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