Der Erfolgreichste war ein Motorenbauer
Wie Schweizer die Formel 1 prägten

Am Sonntag findet der 1000. Formel-1-Grand-Prix statt. Ohne Schweizer Fahrer. Das war einmal ganz anders!
Publiziert: 10.04.2019 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2019 um 10:06 Uhr
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Nahm am ersten GP der Formel-1-Geschichte teil: Toulo de Graffenried (vorne).
Foto: Keystone
Daniel Leu

Am Sonntag findet der 1000. Formel-1-GP der Geschichte statt. BLICK feiert dieses Jubiläum in einer fünfteiligen Serie.

Als die Formel 1 am ­13. Mai 1950 im englischen Silverstone ihren ersten ­offiziellen Grand Prix bestritt, fiel einer schon vor dem Start positiv auf. Emmanuel «Toulo» de Graffenried war es, der sich bei der Begrüssung des Königs und der Königin besonders tief verbeugte.

Der Waadtländer, der wegen seiner vornehmen Art Baron ­genannt wurde, war einer von 
24 Piloten, die sich zu den Formel-1-Pionieren zählen durften. Die Fahrer waren damals Helden und bereit, für ihre Leidenschaft ihr Leben zu opfern. Nur einer startete in England mit ­einem Sturzhelm. Und dort, wo heute die Auslaufzonen sind, standen an jenem sonnigen Sonntag die stolzen Väter mit ­ihren Kindern als Zuschauer.

De Graffenried kam in Silverstone nicht weit. An seinem ­Maserati brach eine Pleuelstange. Trotzdem war er noch Jahrzehnte später ein wichtiger Zeitzeuge, denn der Schweizer war der letzte lebende Fahrer des Premieren-GP. 2007 verstarb 
er 92-jährig.

Die Karrieren der besten Schweizer endeten tragisch

Zu Beginn der Formel 1 waren Eidgenossen wie de Graffenried keine Ausnahme, sondern die Regel. Gleich acht durften in der ersten Dekade antreten. Hinzu kam der GP der Schweiz, der zwischen 1950 und 1954 zur WM zählte.

So starteten zum Beispiel 1952 in Bremgarten bei Bern gleich vier Schweizer zu ihrem Heimspiel. Und mit Rudolf ­Fischer fuhr als Zweiter einer gar aufs Podest. Auch in den nächsten Jahrzehnten hinterliessen Schweizer ihre Spuren.

In den 60er-Jahren war es Jo Siffert, der sich von der ­Fribourger Unterstadt an die Spitze der Formel 1 kämpfte, zwei Rennen gewann und 1971 beim Rennen in Brands Hatch, das nicht zur WM zählte, tödlich verunglückte.

In den 70ern war es Clay ­Regazzoni, mit fünf Siegen der erfolgreichste Schweizer aller Zeiten. Besonders historisch: In Silverstone 1979 gewann er für das spätere Erfolgsteam Williams den ersten GP überhaupt. Nach einem Unfall 1980 in Long Beach sass er im Rollstuhl, 2006 kam er in Italien bei einem ­Autounfall ums Leben.

In den 80ern war es Marc ­Surer, der das Schweizer Formel-1-Fähnchen zumindest ­einigermassen hochhielt. Auch seine Karriere endete mit einem Crash. Bei der Hessen-Rallye 1986 verunfallte er schwer. Sein Co-Pilot Michel Wyder starb, und er selber erlitt schwere Verbrennungen.

Seit 142 GP kein Schweizer mehr am Start

Später folgte die längste Schweizer Dürreperiode. Zwischen 1995 und 2009 gab es 226 Grand Prix in Serie ohne einen Eidgenossen am Start. Erst ­Sébastien Buemi erlöste uns. Doch seit ­seinem letzten GP 2011 in Brasilien warten wir bereits wieder seit 142 Rennen auf einen Schweizer. Abgesehen vom Genfer Romain Grosjean, der aber mit einer französischen Lizenz für Haas ­unterwegs ist.

Immerhin gibts noch 
das Alfa-Sauber-Team, das auch 2019 mit Schweizer Lizenz fährt. Peter Sauber, der 1993 in die Formel 1 einstieg, war aber nicht der erste Schweizer Teamchef. Auch am Kommandostand in der Boxengasse regierte immer mal wieder ein Schweizer.

Doppel-Weltmeister 
dank eines Churers

So zum Beispiel Peter Schetty. Der Basler war 1971 und 1972 Rennleiter bei Ferrari. Oder Walter Brun, der sich mit Euro-Brun Racing zwischen 1988 und 1990 in der Formel 1 versuchte. Oder Peter Monteverdi, der 1990 das Onyx-Team übernahm und dessen Fahrer Gregor Foitek 1990 in Monte Carlo ­beinahe einen WM-Punkt geholt hätte.

Der erfolgreichste Schweizer war aber weder ein Fahrer noch ein Teamchef. Es war ­Mario Illien. Dank des Churer Motorenbauers und seiner Firma Illmor wurde Mika ­Häkkinen 1998 und 1999 auf McLaren Weltmeister.

Alle Schweizer Formel-1-Piloten

In 389 der 1000 Grand Prix stand mindestens ein Schweizer am Start. Verteilt auf 22 Piloten.

NameJahreGPSiegePunkte
Toulo de Graffenried (†2007)1950-5622 9
Toni Branca (†1985)1950/513  
Peter Hirt (†1992)1951-535  
Rudolf Fischer (†1976)1951/527 10
Rudolf Schoeller (†1978)19521  
Max de Terra (†1982)1952/532  
Albert Scherrer (†1986)19531  
Ottorino Volonterio (†2003)1954-573  
Michael May (84)19612  
Jo Siffert (†1971)1962-7196268
Heinz Schiller (†2007)19621  
Heini Walter (†2009)19621  
Silvio Moser (†1974)1967-7112 3
Clay Regazzoni (†2006)1970-801325209
Jo Vonlanthen (76)19751  
Loris Kessel (†2010)1976/773  
Marc Surer (67)1979-8686 17
Franco Forini (60)19872  
Gregor Foitek (54)1989/907  
Andrea Chiesa (54)19923  
Jean-Denis Delétraz (55)1994/953  
Sébastien Buemi (30)2009-1155 29

Die kürzeste Schweizer Formel-1-Karriere

Den Namen Jean-Claude Rudaz 
(76, Bild) kennen nur die wenigsten. ­Dabei hätte er es fast zu einem 
Formel-1-Einsatz geschafft. 
GP von Italien 1964. In der Quali hatte sich der 22-jährige Nobody aus den Walliser Bergen den 20. und damit letzten Platz fürs Rennen ­gesichert.

Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. Kurz vor dem Rennen blieb sein Cooper stehen. Ein Kolben hatte 
seinen Geist aufgegeben. Voller Verzweiflung bat Rudaz seinen ­Boxen-Nachbarn, den legendären Jack Brabham, um ein Ersatzteil. 
Der wollte dem Schweizer aber nicht helfen.

Das Ergebnis davon: Rudaz 
konnte nicht zum GP starten, und seine Formel-1-Karriere ­endete, bevor sie begonnen ­hatte.

Den Namen Jean-Claude Rudaz 
(76, Bild) kennen nur die wenigsten. ­Dabei hätte er es fast zu einem 
Formel-1-Einsatz geschafft. 
GP von Italien 1964. In der Quali hatte sich der 22-jährige Nobody aus den Walliser Bergen den 20. und damit letzten Platz fürs Rennen ­gesichert.

Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. Kurz vor dem Rennen blieb sein Cooper stehen. Ein Kolben hatte 
seinen Geist aufgegeben. Voller Verzweiflung bat Rudaz seinen ­Boxen-Nachbarn, den legendären Jack Brabham, um ein Ersatzteil. 
Der wollte dem Schweizer aber nicht helfen.

Das Ergebnis davon: Rudaz 
konnte nicht zum GP starten, und seine Formel-1-Karriere ­endete, bevor sie begonnen ­hatte.

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