Natürlich: Viele Schweizer Fans werden jetzt aufatmen. So richtig warm ist mit Monisha Kaltenborn niemand geworden. Die erste Teamchefin in der Geschichte der Formel 1 erreichte auch nie nur ansatzweise die Sympathiewerte von Motorsport-Pionier Peter Sauber. Mit ihrer unterkühlten Art fehlte der Juristin immer der Stallgeruch des Motorsports.
Nun muss sie gehen. Die neuen Besitzer und Geldgeber haben die Geduld verloren. Sie wollen neuen Schwung, sie wollen Resultate für ihr enormes finanzielles Engagement. Die sportliche Bilanz von Monisha Kaltenborn ist niederschmetternd. Diesbezüglich hat sie keine Argumente. Und darum kommt diese Trennung auch nicht überraschend.
Allerdings musste Kaltenborn ein enorm schwieriges Erbe antreten. Der permanente Existenzkampf hat ihre Amtszeit über Jahre belastet. Das Geld fehlte an allen Ecken und Enden. In Hinwil stapelten sich die Betreibungen. Man konnte nur von Monatsende zu Monatsende planen. Und Kaltenborn musste nach jedem Strohhalm greifen. Meist blieb es, wie in diesem Geschäft nicht unüblich, bei grossem aber am Ende leeren Versprechungen.
Trotzdem: Der Sauber-Rennstall wurde gerettet, mit der Longbow Finance SA wurde ein solventer neuer Besitzer gefunden. Eine Lösung mit Perspektive. Da hat Monisha Kaltenborn tatkräftig mitgeholfen und sich Verdienste erworben. Aber die Bilanz der letzten zwölf Monate genügt den neuen Investoren nicht.
Wird jetzt alles besser? Natürlich nicht. Die Formel 1 ist derart komplex, dass sich in dieser Saison kaum vieles ändern wird. Von der stufenweisen Weiterentwicklung des Autos dürfen keine Wunder erwartet werden. Und in der neuen Saison bleibt dann die ganz grosse und bange Frage, was der Honda-Motor leisten kann.
Das ist nicht mehr das Problem von Monisha Kaltenborn. Ihr Wirken als Teamchefin wird nicht als Erfolgsgeschichte der Formel 1 in Erinnerung bleiben. Aber einen Anlass, sie jetzt durch den Kakao zu ziehen, gibt es nicht.