Er brach vor zehn Jahren wie ein Erdbeben über die Formel 1 herein: Lewis Hamilton rüttelte an der Rangordnung des neuen Superstars Fernando Alonso. Der Spanier schien mit zwei WM-Titeln 2005/2006 in die Fusstapfen von Ayrton Senna und Michael Schumacher zu treten.
Alonso und Hamilton zermürbten sich 2007 bei McLaren-Mercedes so, dass Kimi Räikkönen im Ferrari mit einem Punkt vor dem verkrachten Duo überraschend Weltmeister wurde.
Es war das Jahr, in dem Hamilton schmerzhaft lernen musste, dass sein geliebter Sport ohne Politik, Intrigen und Fouls nicht über die grosse Bühne rast.
«Meine Hautfarbe hat mir damals auch nicht geholfen. Und McLaren versuchte, aus mir einen Menschen ohne Ecken und Kanten zu machen.» Lewis Hamilton war in der scheinheiligen Welt gelandet. Doch der Brite, der in seiner Jugend daheim oft am Boden neben dem Esstisch schlafen musste, brach aus diesem Käfig aus. Er wurde 2008 dank des Pechs von Felipe Massa (Ferrari) drei Kurven vor Schluss erstmals Weltmeister. Aber erst 2013, als er zu Mercedes wechselte, fühlte er sich befreit, wohl und geliebt.
Aber auch da holte ihn 2016 das Spiel voller Hass, Lügen und Polemik beim Teamduell mit Nico Rosberg ein. «Die negativen Energien stauten sich zu einem Hurrikan auf. Ich wollte sogar aufhören!» Denn im Herzen ist der jetzt vierfache Champion immer noch zerbrechlich. Seine extravagante Art neben den Rennstrecken gefällt natürlich nicht allen Fans. Über sein aussergewöhnliches Talent, seine Schnelligkeit und den Instinkt, das beste Auto nochbesser zu machen, kann und darf man nicht streiten.
Fairness ist trotz seines Ehrgeizes das oberste Gebot. «Ich will einfach ein ehrlicher Mensch sein – und mit mir klarkommen», sagt der 62-fache GP-Sieger. Kaum ein Pilot hätte einen geschenkten Platz an seinen Teamkollegen wieder zurückgeben. Wie Hamilton 2017 in Ungarn, als er Bottas in der letzten Kurve wieder aufs Podest vorbeiwinkte.