Das irre Leben des Fünffach-Champions Fangio
«Bist du auch tödlich verunglückt?»

Fünf Mal wurde Juan Manuel Fangio Formel-1-Weltmeister. Die Lebensgeschichte des Argentiniers ist sogar noch eindrücklicher.
Publiziert: 20.10.2018 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2018 um 19:20 Uhr
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1954: Fangio siegt im Mercedes auf dem Nürburgring vor Gonzales im Ferrari.
Foto: ullstein bild via Getty Images
Roger Benoit und Achim Schlang

Hamilton oder doch Vettel: Einer wird 2018 zum fünften Mal Formel-1-Weltmeister. Wie 1957 der Argentinier Juan-Manuel Fangio. Für viele ist der Superstar von gestern noch heute der Grösste. Mit einer Lebensstory, die jeden Krimi schlägt.

Wer von 51 Rennen 24 gewinnt und 29 Mal auf der Pole-Position steht, schlägt schon alle Rekorde. Dass er seine fünf Titel 1951, 1954, 1955, 1956 und 1957 auf vier verschiedenen Marken (Alfa, Maserati, Mercedes und Ferrari) erobert, sei auch erwähnt.

Am 24. Juni 1911 in Balcarce geboren, am 17. Juli 1995 inBuenos Aires an einem Nierenleiden gestorben. Die verrückte Geschichte von «El Chueco» (der Krummbeinige) war damit nicht zu Ende. 20 Jahre später wurde seine Leiche exhumiert!

Oscar Espinoza und Ruben Vazquez kämpften jahrelang vor Gericht, wollten per DNA Klartext, ob sie nicht die leiblichen Söhne von Fangio seien. Und sie sind es.

Fangio – Vergleiche mit der heutigen Fahrergeneration hinken. Auf der Rennstrecke und noch mehr neben dem Asphalt. Jackie Stewart: «Fangio hatte auch im hohen Alter immer das Gespür, aufs richtige Pferd zu setzen.» 1954 fuhr er die beiden ersten Rennen für Maserati, dann wechselte er mal kurz zu Mercedes, das zu Beginn noch nicht siegfähig war. Heute ein unmöglicher Schachzug.

Fangio sagte immer: «So oft wie ich hatte keiner den Tod vor Augen!» Bei einem Horror-Crash in Monza 1952 verliert der von der langen Autoanreise übermüdete Gaucho das Bewusstsein, bricht fast alle Knochen. Er muss ein halbes Jahr aussetzen. Als ihn Nino Farina im Spital besucht, erkennt er den ersten Weltmeister von 1950 und fragt ihn: «Bist du auch tödlich verunglückt?»

Dem Tod entkommen

Wenige Wochen zuvor war Fangio in einem Londoner Kino dem Tod von der Schippe gesprungen. Er liebte Western: «Weil da wenig geredet und mehr geschossen wird!»

Mitten im Film rumpelt es, Fangio schnappt sich Rennfahrerkollege Gonzales und rennt zum Ausgang. Der reine Instinkt. Sekunden später kracht ein riesiger Kandelaber von der Decke – genau dort, wo Fangio und Gonzales sassen. Bilanz: fünf Schwerverletzte.

Sein grösster und letzter Sieg. Nürburgring 1957. Nach einem Boxenhalt liegt er im Maserati über zwei Minuten hinter dem Ferrari-Duo ­Collins und Hawthorn. Und gewinnt noch auf trockener Strecke! Ach, beim Boxenhalt war Fangio sogar ausgestiegen und trank eine Flasche Limonade.

Am 26. Februar 1958 wurde Fangio in Kuba vor einem Sportwagenrennen von der Bewegung «26. Juli» (Fidel Castro) entführt und erst nach dem Rennen freigelassen. «Sie waren sehr nett zu mir!» Mit 47 Jahren gab Fangio am 6. Juli 1958 nach Platz 4 in Reims im Maserati seinen Rücktritt.

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