Abschied von Clay Regazzoni (67†).
Bescheiden ist sein letzter Auftritt. Das grosse Tessiner Idol der Formel1 liegt auf dem kalten Steinboden der Basilica del Sacro Cuore in Lugano, gebettet in weissen Taft.
Er trägt einen schwarzen Anzug, in den übereinander geschlagenen Händen ein Marienbild und einen Rosenkranz. Das unversehrte Gesicht ist friedlich, schimmert wächsern im Schein der Kerzen. Keine Spur vom schweren Verkehrsunfall, der Regazzoni am vergangenen Freitag aus dem Leben riss.
Ein rotweisser Helm zu Füssen des Sarges und ein Kranz der Ferrari-Freunde sind stumme Zeugen seiner vergangenen Karriere. Das letzte Bild vom Star bleibt eine flüchtige Momentaufnahme. Kameras sind in der Kirche nicht erlaubt.
Schweigend ziehen die Menschen vorbei, schreiben ins Gästebuch. Ciao Clay.
Sie kannten ihn. Jeder hat seine eigene Geschichte. «Damals, vor 44 Jahren, sind wir zusammen Slalom-Rennen gefahren», erinnert sich Renato Zappelloni (70). Dann zittert die Stimme. «Es ist schmerzhaft, einen Freund zu verlieren.»
Guido Toscanelli (29): «Ich kannte ihn persönlich durch seinen Bruder Giordano, mit dem ich Gokart fahre. Wir haben noch Clays 65. Geburtstag gefeiert.» Zornig auf die Welt sei er wohl gewesen, sagt der Grotto-Wirt aus Lugano. Jetzt schaue er heiter aus. Versöhnt im Tod.
Giorgio Passera (52) führt das Clay Pub, jene legendäre Beiz, die Regazzoni 1973 erwarb. Passera beschreibt «seinen» Clay: «Er war kein Kind von Traurigkeit, liebte die Frauen. Die Siege wurden hier in der Bar begossen. Und nicht zu knapp.» Morgen lässt Giorgio Passera im Clay Pub noch einmal die Korken knallen. Es lebe Regazzoni!
30 Stunden ist der Leichnam aufgebahrt. Heute um 14 Uhr halten zehn Priester die Totenmesse.
Es ist der Wunsch von Mariapia Regazzoni. Seit vielen Jahren lebte das Paar getrennt. «Gott hat mir Clay genommen. Jetzt gibt er ihn mir zurück», sagt die Witwe. Das «Ave Maria» wird gespielt. Wie damals im August 1962, als Clay ihr das Ja-Wort gab.