BLICK-Padrutt teilt Niki Laudas Schicksal
«Täglich 50 Medikamente schlucken»

BLICK-Journalist Peter Padrutt weiss, unter welchen Bedingungen Niki Lauda operiert wurde. Padrutt ist auch Präsident der NOVARIA, der Schweizer Lungentransplantierten.
Publiziert: 03.08.2018 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:42 Uhr
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Was Niki Lauda durchmacht, hat auch BLICK-Journalist Peter Padrutt schon erlebt.
Foto: Lukas Gorys
Von Peter Padrutt

«Als Bub haben mich die Bilder mitgenommen: Niki Lauda dreht sich am Nürburgring, geht in Flammen auf. Giftige Dämpfe verätzen seine Lunge. Wie muss das weh getan haben! Und jetzt lese ich geschockt: Das Idol meiner Jugend bekam eine neue Lunge. So wie ich vor bald fünf Jahren. 

Ich denke zurück an meine ersten drei Schritte vom Bett in den Lehnstuhl. Eine Qual. Die achtstündige Operation ist das eine – die meisten überleben sie. Der Weg danach wird schwierig. Ich weiss: Lauda war orientiert, was auf ihn zukommt. Er ist ein enorm disziplinierter Mensch.

BLICK-Journalist Peter Padrutt ist auch Präsident der NOVARIA, der Schweizer Lungentransplantierten.
Foto: Shane Wilkinson

Darum hat man ihn wohl operiert. In vielen Zentren werden fast 70-Jährige nicht mehr lungentransplantiert. Das Leben mit einer neuen Lunge ist ein 150-Prozent-Job. Man muss täglich bis zu 50 Medikamente nehmen, damit das Organ nicht wieder abgestossen wird. Aufpassen vor Infektionen, im Flieger einen Mundschutz tragen, alle paar Wochen zur Kontrolle ins Spital. Lauda muss sich im ersten Jahr nach der OP mehreren Lungenspiegelungen in Narkose unterziehen. Dabei wird geprüft, ob das neue Organ nicht abgestossen wird.

Wie viele Runden sind fünf Jahre?

Er muss aufpassen vor Hautkrebs, sich dick eincremen. Aber man hat wieder Luft zum Verschwenden. Nach fünf Jahren lebt weltweit noch etwas mehr als die Hälfte der Patienten. Das ist nicht viel. Aber fünf Jahre – wie viele Runden auf einer Rennstrecke sind das?

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Etwas ärgert mich: Es gibt böse Kommentare, Lauda habe die Warteliste umgangen. Andere Patienten müssten ein Jahr oder länger auf eine neue Lunge warten. Ich bin mir sicher, dass es anders war. In 24 Stunden kriegt keiner eine Lunge. Es braucht Vorbereitungen, eine Lunge muss mit dem Empfänger kompatibel sein. Vermutlich war Lauda schon gelistet – und er hat auf Ibiza die Nachricht bekommen, dass man ein Organ für ihn gefunden hat.

Lauda hat mal in einer Talkshow gesagt, dass sein Handy immer an ist für Menschen, die ihm wichtig sind. Meines ist auch an für ihn. Falls er Rat braucht, zum Beispiel wie man 50 bunte Pillen runter kriegt. Am besten Mund auf, Gas geben – und runter damit.»

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