Nach den zwei Nierentransplantationen (dank Bruder Florian und Ehefrau Birgit) sowie einer Herzoperation ist es nun eine fremde Lunge, die den Wiener flachlegt. Nicht für eine kurze Zeit, sondern sehr lange.
Sein Turbo, den er früher auf den Pisten und später 21 Jahre als RTL-Reporter sowie als aktueller Mercedes-Aufsichtsrat zündete, verlangt kein Vollgas mehr, sondern einen wochenlangen Boxenhalt.
Es stinkt dem Mann, dass er daheim in Wien nicht mehr täglich früh aufstehen – und im Hotel Sacher seinen Morgenkaffee trinken kann. Dort studierte er das Leben unter dem Motto: «Mich reizen nur unlösbare Aufgaben!»
Niki, gestern ins Wachkoma versetzt, kann jetzt seine Zukunft nicht mehr selbst bestimmen. Die Ärzte dirigieren sein neues Leben. Viele sagen, es sei bereits sein siebtes! Niki muss Befehle befolgen und kann nicht mehr in seiner oft kritisierten Art herumpoltern. Wir müssen jetzt einige Zeit auf seine kernigen Aussagen verzichten. Doch Lauda wird auch diesmal zurückkehren. «Das schaffst du, Niki!»
Wer einmal, wie Lauda am 1. August 1976, fast eine Minute in einem mit 800 Grad brennenden Auto sass, der kennt seinen zweiten Geburtstag nach dem 22. Februar 1949. BLICK war damals die erste Woche nach dem Unfall bei Laudas Todeskampf in der Uniklinik von Mannheim mit seiner Frau Marlene dabei. Und die Letzte Ölung bewegte vor 42 Jahren die Sportwelt!
Es waren dramatische Augenblicke, die sich damals abspielten. Plötzlich stolperte der Priester aus dem Zimmer von Niki. Marlene: «Ich habe ihm einen Fusstritt gegeben. Man muss sich vorstellen, dass Niki ja eigentlich wach war!»
Lauda sagte später immer: «Als ich eine Hand auf meiner Stirn spürte, sagte ich mir: So kannst du nicht abtreten! Da wusste ich, dass ich kämpfen musste.» Wie jetzt in Wien. Auch hier wird er mit seinem unermüdlichen Willen und dem Mut zum Leben das Schicksal auf seine Seite zwingen. «Das schaffst du, Niki!»
42 Tage nach der Feuerhölle startet Lauda bereits wieder in Monza zum GP von Italien. Und wird auf dem Ferrari sensationeller Vierter. Vergessen war auch die «Bild»-Schlagzeile: «Dieser Mann hat kein Gesicht mehr!»
Für viele Menschen war Niki Lauda nach dem Unfall zum Monster geworden. Es störte ihn nicht. Er ging seinen dornigen Weg ohne Eitelkeiten weiter. Seine zweite Leidenschaft, die Fliegerei, konnte ihn mehr begeistern als die Formel 1, wo er BLICK am 28. September 1979 in Montreal auf die Frage nach einer guten Story einfach sagte: «Heute trete ich zurück!»
Das Wort «Arschloch» hat er mir längst verziehen. Wir wissen beide, dass der andere ein Wahnsinniger ist. Das schweisst noch mehr zusammen und erhöht den Respekt. Lauda trat damals im Brabham Alfa wirklich zurück – und flog nach dem ersten Training nach Österreich! Ein Satz wurde danach weltberühmt: «Ich will nicht mehr im Kreis herumfahren!»
Lauda konzentrierte sich auf seine Fluglinie – und musste am 26. Mai 1991 in Thailand um 223 tote Passagiere trauern. Ein Schock, der ihn immer begleitete. Aber jetzt hat er in Wien vom Krankenbett aus alle seine Pläne mit Laudamotion und der Fusion mit Ryanair aufgegeben.
Niki Lauda ist in seinem schwersten Kampf nur noch der Papi. Das Leuchten in den Augen seiner Zwillinge Max und Mia (bald 9) neben dem Spitalbett wird ihm helfen. 2017 hatte Lauda in Singapur eine Videobotschaft für seine Kinder aufgenommen und «Happy Birthday» gesungen. Jetzt heissts: Gute Besserung. «Das schaffst du, Niki!»
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Lunge kam aus Deutschland
Das Drama um Lauda spitzte sich am Mittwoch zu: akute Lebensgefahr. Die Lunge war nicht mehr zu retten. Dank der internationalen Datenbank konnte eine Lunge aus Deutschland eingeflogen werden. Donnerstag die sechsstündige Operation. Professor Klepetko: «Alles gut verlaufen. Doch er muss Wochen im Spital bleiben!» Wie «Bild» schreibt, wurde Lauda sieben Tage lang mit einer Pumpe am Leben gehalten.