BLICK erklärt das neue Quali-System
Hülkenberg vor Grosjean – Ecclestone will Chaos

Dritter Formel-1-Testtag im sonnigen Barcelona. Und erstmals lag kein Ferrari vorne. Kimi Räikkönen (36) verlor vier Stunden in der Ferrari-Garage (Defekt am Benzinsystem). Der Tagessieg ging an Hülkenberg (Force India-Mercedes) – 2,7 Sekunden vor Grosjean (Haas-Ferrari)!
Publiziert: 24.02.2016 um 18:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:53 Uhr
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Hülkenberg vor Grosjean – das Bild des Tages.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit aus Barcelona

Jeder Fahrer hat vor der Saison, wenn das Team die Zeit bei den acht Barcelona-Tagen gerecht verteilt, 32 Stunden zur Vorbereitung zur Verfügung. Da zählt also jede Stunde, ja, fast jeder Kilometer.

Bis Räikkönen um 12.13 Uhr endlich auf die 4,655 km lange Strecke rollte, hatte Marathon-Mann Nico Rosberg (173 Runden am Dienstag) am Mittwoch im Mercedes bereits wieder über 60 Runden abgespult. «Wir fahren einfach, bis endlich mal etwas kaputt geht», sagt der Deutsche. Mercedes nähert sich langsam der 2000-Kilometer-Grenze…

Rote Flagge wegen Haryanto

Um 12.35 Uhr sorgte dann Neuling Rio Haryanto im Manor-Mercedes nach 24 Runden für eine der seltenen roten Flaggen: Er flog in Kurve fünf raus. Der Wehrlein-Teamkollege aus Indonesien wird mit 18 Millionen Dollar vom Staat unterstützt. Rio scheint aber als Gesamtvierter der GP2-Serie 2015 nicht den Speed von Wehrlein zu haben!

Für den Gesprächsstoff im Fahrerlager sorgte natürlich der nicht ganz harmlos verlaufene Krisengipfel in Genf. Wichtige Entscheidungen für die Zukunft wurden auf April verschoben. Doch die Autos mit einem Sicherheitsbügel (Übername Heiligenschein) sollen kommen und die Autos fürchterlich aussehen lassen. Wenigstens werden wir von geschlossenen Cockpits verschont!  Tagessieger Hülkenberg, übrigens nur mit dem superweichen Gummi (also nicht mit Ultra-Soft) unterwegs: «Ich finde das mit dem Bügel nicht gut, auch wenn behauptet wird, alle Fahrer hätten zugestimmt!»

Mercedes und Ferrari mit je drei Partnerteams haben offenbar die Kontrolle übernommen, wollen alles ablehnen, was ihre Dominanz brechen könnte. Von einer kostpieligeren Formel 1 (oder einer Budgetobergrenze, wie sie Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn sogar vor der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel einklagte) spricht schon keiner mehr.

GP-Boss Bernie Ecclestone (85) ist immer noch sauer, wetterte auch in Genf bei fast jeder Diskussione herum: «Wann begreift ihr endlich, dass wir den Fans eine bessere Show bieten müssen? Wenn nicht bald etwas passiert, dann laufen uns noch mehr Menschen davon.» Auch die TV-Stationen wollen Ecclestone immer weniger bezahlen.

Nun hat man sich also zu einem neuen Qualifikationsysstem durchgerungen, das die Topteams noch verschmerzen können, auch wenn man mal von etwas weiter hinten starten müsste.

So läuft das System

Chaos heisst das Zauberwort, das aber auch zum Rohrkreierer werden könnte. In den ersten 16 Minuten sollen von den 22 Autos sieben ausscheiden. Nach sieben Minuten beginnt derCountdown. Dann scheidet alle 90 Sekunden jeweils der langsamste Pilot im Feld aus – der Zeiten-Monitor wird also noch wichtiger. Hoffentlich denkt man da auch an die TV-Zuschauer. Für die Fans an der Strecke ist und bleibt die Qualifikation ohne Hilfe weiter ein Buch mit sieben Siegeln.

Wenn dann nur noch 15 Autos dabei sind, geht es in Q2 (zweiter Quali-Teil) 15 Minuten lang so weiter. Nach sechs Minuten scheiden wieder im 90-Sekundem-Takt die nächsten Autos aus. Bis es nur noch acht Boliden für das Finale in Q3 sind (bisher zehn).

Auch bei der Pole-Jagd über 14 Minuten scheidet dann nach fünf Minuten immer der langsamste Fahrer nach 90 Sekunden raus. In der Theorie geht das noch einigermassen. Aber man konnte sich knapp vier Wochen vor der Premiere in Australien noch nicht mal auf die Reifenfrage einigen.

Muss man wie bisher den Gummi fürs Rennen sparen, gibt es Extra-Reifen? Chaos also auch bei den Verantwortlichen. Und was passiert, wenn am Anfang drei Fahrer noch keine Zeit haben – und einer ausscheiden muss? Nimmt man dann den WM-Stand  oder die Höhe der Startnummern zu Hilfe?

Teambesitzer Haas sass im Knast

BLICK schaut da sehr kritisch der Zukunft entgegen, lässt sich aber auch gerne überraschen, wenn die kleineren Teams plötzlich vorne starten. Vielleicht schafft es dann Sauber mal in die Top acht – oder auch das neue Team von Gene Haas (64) aus Amerika. Der Mann aus Kalifornien machte sich in der Nascar-Serie einen guten Namen und verdient  vor allem mit seiner Maschinenwerkzeugfabrik Hunderte von Millionen Dollar. Der knallharte Geschäftsmann Gene Haas ist vor acht Jahren auch einige Monate im Knast gesessen – Steuerbetrug. Sponsoren findet man auf dem Auto von Gutiérrez und Grosjean kaum. Die etwas andere Team-Philosophie: «Wenn sich jemand als Geldgeber interessiert, hören wir ihn natürlich an!»

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Barcelona-Test I (3. Tag, 4,6 km, 21 Grad)

1. Hülkenberg (Force India-Mercedes) 1:23,110
2. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:25,874
3. Räikkönen (Ferrari) 1:25,977
4. Magnussen (Renault) 1:26,014
5. Rosberg (Mercedes) 1:26,084
6. Sainz (Toro Rosso-Ferrari) 1:26,239
7. Nasr (Sauber-Ferrari) 1:26,392
8. Hamilton (Mercedes) 1:26,421
9. Kvyat (Red Bull Tag-Heuer) 1:26,497
10. Massa (Williams-Mercedes) 1:26,712
11. Button (McLaren-Honda) 1:26,919
12. Haryanto (Manor-Mercedes) 1:28,249

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