BLICK-Benoit würdigt den Schweizer Formel-1-Pionier
Eine Träne für Peter Sauber

Seine Mitarbeiter nannten ihn Chef oder auch Diktator. Stets aber blieb Peter Sauber ein Gentleman. Der Pionier und grosse Mann des Schweizer Motorsports hat seine Mission erfüllt.
Publiziert: 21.07.2016 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:42 Uhr
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2015: Peter Sauber in seiner Welt, der Boxengasse (hier in Monaco).
Foto: Lukas Gorys

Er ist still und leise gegangen. Abgetreten ohne offiziellen Dank: Peter Sauber (73). Der Zürcher aus dem Seefeld-Quartier, sicher etwas angeschlagen, hat jetzt mehr Zeit für sein Privatleben, auch wenn er sich die Trainings und Rennen aus aller Welt weiter am Fernsehen anschauen wird.

Nicht viele Schweizer Sportler und Mannschaften haben sich global als Botschafter für unser Land einen guten Namen gemacht. Peter Sauber, dieser oft verrückte Pionier aus dem Zürcher Oberland, gehört in diesen exklusiven Kreis.

Seit Mittwoch haben jetzt andere Menschen das Sagen in Hinwil. Peter Sauber ist weg. Mit tausend Gedanken und Erinnerungen.

Nur seine langjährige Wegbegleiterin Monisha Kaltenborn, der er einst ein Drittel seines Teams und Lebenswerkes überschrieben hat, bleibt nach dem Überlebenskampf beim Sauber-Team in einer Führungsposition.

Man wird nie ein negatives Wort von Peter Sauber über seine frühere Hausjuristin hören. Auch in der schwersten Stunde seiner plötzlich gestoppten Karriere ist und bleibt er ein Gentleman.

Es war schon ein Wahnsinn, dass die Schweizer 1993 in die Formel 1 einstiegen. Im ersten SonntagsBlick-Interview nach dem Start am 14. März in Südafrika sagte Peter Sauber: «60 Millionen Franken sind die unterste Budget-Grenze!» Und das vor über 23 Jahren…

Heute weiss es «Der Chef» – so wurde er von fast allen Mitarbeitern angeredet – dass bei solchen Zahlen ein Abenteuer auf der einsamen Formel-1-Insel Schweiz eine Reise ins Ungewisse war. Doch sein Herz fuhr schon vorher in der Langstrecken-WM mit. Emotionen waren ihm eigentlich fremd. Er glaubte wohl zu lange an das Gute in den Menschen – und wurde oft enttäuscht.

Mit seiner Ungeduld, man darf sogar von Sturheit sprechen, trug er jedoch an einigen Pleiten eine Mitschuld, vergraulte dadurch viele Weggefährten wie Dietrich Mateschitz oder Fritz Kaiser.

Der Saubermann nach draussen konnte in Hinwil dieses Image nicht immer halten. Viele nannten ihn sogar einen Diktator, der aber keinen Geburtstag seiner Angestellten vergass. Und der 13. Monatslohn für die Reiningsungsleute bis zu den Ingenieuren war ihm heilig. Das Team stand für Peter Sauber immer auf der Pole-Position.

Ein Satz aus dem Jahre 1992 werde ich nie vergessen: «Ein Rennauto muss keinen Sinn machen – es reicht, wenn es Spass macht!»

Vielleicht hat es ja Sinn gemacht, dass Peter Sauber in die Formel 1 gekommen ist. Jetzt muss diese auch den neuen Besitzern Spass machen. Peter Sauber würde bei der Rückkehr zum Erfolg als erster «Fan» applaudieren. In seinem Alter wäre dann sicher etwas Wehmut dabei. Und Stolz.

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