Solche weltweiten Negativ-Schlagzeilen gehen Red Bull-Besitzer Didi Mateschitz mächtig auf den Geist. Dafür will er seine Millionen sicher nicht loswerden. Und der Steirer wird jetzt bestimmt die richtigen Worte nach England schicken...
«800 Mitarbeiter enttäuscht!»
Auch Red Bull-Teamchef Christian Horner ist sauer: «Wir lassen die Piloten immer Rad an Rad kämpfen. Wir glauben an die Vernunft der Fahrer. Aber jetzt haben Max und Daniel 800 Mitarbeiter schwer enttäuscht: Ich hoffe, beide lernen daraus und vermeiden solche Situationen in Zukunft.» Schöne Worte nach aussen…
Doch: Noch diese Woche müssen die beiden Stars im Werk von Milton Keynes bei Silverstone antreten: Krisensitzung. Oder eben wie in der Schule: Nachsitzen.
Ingenieure machten Stars heiss
Dafür müssten eigenlich die Ingenieure von Verstappen und Ricciardo auf der Anklagebank sitzen. Sie machten am Funk ihre Fahrer heiss: «Go for it!», greif ihn an.
Spätestens nach zwei bereits heiklen Angriffsversuchen von beiden Seiten hätten Horner und Technik-Guru Adrian Newey sowie Motorsportchef Helmut Marko eingreifen sollen: Stopp – Positionen halten.
Trainer hätte Bullen gerettet…
So im Stile eines Fussball-Trainers, der einen verwarnten Spieler vom Feld holt, wenn er sieht, dass dieser heissläuft oder vom Gegner provoziert wird.
Red Bull machte nichts – und zahlte mit mindestens 22 WM-Punkten (Platz vier und fünf) dafür. Der WM-Zug ist damits bereits abgefahren. Verstappen: «Die Verlierer sind nicht Daniel oder ich, es ist das Team, bei dem wir uns entschuldigen müssen.»
Ricciardo: «Ein Unfall ist das letzte, was beide wollten. Ich rede nicht darüber, das sollen die Fans und andere tun. Ich werde mich persönlich beim Team entschuldigen, weil alle unheimlich hart für ein so tolles Auto gearbeitet haben!»
Vettel/Webber: Türkei 2010…
Klar, die beiden genialen Bullen-Lenkraddreher werden nie mehr Freunde. Wie einst Sebastian Vettel und Mark Webber. Ihre langjährige Red Bull-Zeit (man kann schon fast von Feindschaft reden) liess beim GP Türkei 2010 die Fans der beiden in noch grössere Lager spalten.
Damals führte Webber – und Vettel glaubte, dass man den Australier aufgefordert hattte, ihn vorbeizulassen, weil hinter ihm Hamilton im McLaren mächtig Druck machte. Doch der Ingenieur des Australiers gab die Teamweisung nicht weiter und machte Mark noch heiss…
«Nicht schlecht für eine Nummer 2»
Statt zwei Podestplätzen gab es damals auf der asiatischen Seite von Istanbul nur Schrott. Und eben – wie jetzt – eine Krisensitzung in Milton Keynes. Die Geschichte ist bekannt: Vettel wurde 2010 wie 2011, 2012 und 2013 Weltmeister. Webber kochte – und wenn er mal gewann, dann sagte er im Funk: «Nicht schlecht für eine Nummer 2.»
Bleibt Ricciardo?
Jetzt ist die Situation eigentlich klar. Verstappen hat bei Red Bull einen Dreijahres-Vertrag, Ricciardo droht dauernd mit dem Absprung, wenn der Red-Bull-Renault nicht gut läuft. Klar, dass der Holländer der Liebling im Team ist – und Ricciardo sich bis im August beim Team über seine Zukunft äussern muss. Aber hat er bis dann wirklich Angebote von Ferrari oder Mercedes? Kaum.
Renault oder ab zu Honda?
Das gleiche gilt für Red Bull selbst: Bleibt man bei Renault oder wechselt man zu Honda (jetzt Toro Rosso). Beim GP Kanada am 10. Juni in Montreal werden beide Motorenlieferanten mit ihren neuesten PS-Waffen antreten. Wenn die Bullen-Chefs da eine falsche Wahl treffen, sind die Saisons 2019 und 2020 kaum noch zu retten. Erst danach kommt das neue Reglement.